Freitag, 30. November 2018

Junge Hüpfer, alte Säcke

"Ich geb' dir mein Geld, du gibst mir deine Jugend": Echte Liebe zwischen alten, reichen Männern und jungen, hübschen Frauen ist wohl eher selten. Was auch völlig in Ordnung wäre, wenn das Spiel nicht nur in eine Richtung funktionieren würde.

Ich war vor Kurzem in Miami. Eine schreckliche Stadt und genau das Richtige für alle, die gerne bei 33 Grad im Schatten und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ihre Botoxpolster über die Strandpromenade schieben - selten habe ich so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, die ihre Wohlstandsverwahrlosung so offensiv zur Schau stellen. Aber unangenehme Orte schärfen ja auch immer die Sicht und in Miami war das nicht anders: Wohin ich auch blickte, überall flanierten alte weiße Männer Hand in Hand mit jungen hübschen Frauen durch die Gegend. Nie andersherum. Es ist ein Phänomen, das man in abgeschwächter Form auch aus Deutschland kennt und das ich ehrlich gesagt noch nie verstanden habe: Was wollen all die jungen Hüpfer mit den alten Säcken?

mehr:
- Männer? Die Kolumne. Junge Hüpfer, alte Säcke (Julian Vetten, n-tv, 24.11.2018)
siehe auch:
- Sextouristinnen in Afrika (Post, 20.05.2012)

mein Kommentar:
Im verlinkten Artikel aus 2012 scheint es ziemlich klar zu sein, was die »jungen Hüpfer« mit den alten Frauen wollen.
Die Prinzessin von Griechenland (die Quelle kann ich nicht mehr finden) soll sich bei Sigmund Freud darüber beklagt haben, die Männer wollten nur ihr Geld. Freud soll geantwortet haben:
»Ich Geld gehört zu Ihnen, Madame.«

Freitag, 23. November 2018

Muho: Und wenn es mich das Leben kostet…

Zen-Meister Muho Noelke über Gedanken bei der Meditation und die Erleuchtung {3:35}

David Banana
Am 19.10.2014 veröffentlicht 
Zen-Meister Muho Noelke im Interview mit Gert Scobel

Haiku (Wikipedia)

Abt Muho | Scobel {32:28}

日本JAPAN
Am 13.05.2016 veröffentlicht 
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Muhos Definition des Meditations-Ziels:
Erkennen, wie sehr man daran gewöhnt ist, die Produkte seines Geistes (die nichts anderes sind als Botschaften an das Bewußtsein) für die »Wirklichkeit« zu halten.

Bedeutet: sinnliche Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Phantasien, Erinnerungen, 
(Be-)Wertungen, Interpretationen usw. sind nichts anderes als eine Art innerer Post. 
Wir sind so konstruiert, daß wir die Vorgänge in unserem Geist für wahr halten (»wahr« im Sinne: mit der äußeren Realität übereinstimmend).
Das muß aber nicht unbedingt so sein…

Muho bei Radio Bremen (Herbst 2018) {35:47 – Start bei 0:23; beachte auch ab 20:00}

Antaiji Antaiji
Am 05.11.2018 veröffentlicht 
Photo von Eva Rugel (Antaiji, August 2017): https://www.evarugelphotography.de
Mehr von Muhos PR-Tour im Herbst 2018: http://antaiji.org/de/history/about/v...
Letztes Kapitel von Muhos Buch:
http://antaiji.org/de/20181106-2/

Transkript ab 0:23
Moderatorin:Ich habe auch mal eine Zen-Meditation gemacht. Ich fand es so anstrengend! Ich habe eine Stunde ausgehalten, meine Beine sind mir eingeschlafen, mein Rücken tat mir weh, und ich war sehr froh wieder aufstehen zu können.Wie halten Sie das aus, fünfzehn Stunden zu meditieren?
Muho:Das ist am Anfang sehr schwierig, und ich kann mich selbst daran erinnern, daß ich da oft auf dem Kissen herumgewackelt bin, denn manchmal fühlt es sich einfach so an, als kostete mich das das Leben. Ich müßte hier sterben dachte ich. In der Regel war dasso am zweiten/dritten Tag der Fall – wir sitzen da fünf Tage am Stück. Und einmal fragte ich meinen Meister: »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Jedes Mal während dieser intensiven Meditationstage – immer am dritten Tag in der Regel –  fühlt es sich so an als müßte ich sterben.« Und mein Meister sagte: »Ich weiß gar nicht wo das Problem ist. Wir haben doch einen Friedhof hier. Solltest du wirklich auf dem Kissen sterben, dann werde ich deine Beerdigungen übernehmen, und Du wirst hier ein Grab haben.«
Moderatorin:Sehr motivierend!
Muho:Ja, und ich lachte so wie Sie eben, und dachte, das muss doch ein Witz sein, aber dann ließ ich’s irgendwann mal drauf ankommen und sagte mir, ich beiß’ jetzt nicht mehr die Zähne zusammen, aber ich wackle auch nicht mehr, ich mogle mich nicht mehr durch. Ich sitz’ jetzt hier einfach und lass’ los, und wenn es mich das Leben kostet. Und wurde es ganz einfach!
Moderatorin:Da hatten Sie keine Schmerzen mehr?
Muho:Da waren noch die Schmerzen, aber die ganze psychologische Multiplikation, die ich vorgenommen hatte – zum Beispiel dieses Rechnen ›Diesen Schmerz muss ich noch zwei, drei Tage aushalten‹ – all das fiel weg, und der Schmerz war einfach nur noch der Schmerz und ich spürte: ›Das läßt sich ja eigentlich von Moment zu Moment aushalten!‹Schlimm wird der Schmerz immer, wenn man anfängt gegen ihn anzukämpfen oder sich denkt ›Hier bin ich, ich will diesen Schmerz nicht. Ich muß was tun, aber ich kann nichts tun.‹Wenn man den Schmerz einfach mal so annimmt wie er ist, bemerkte ich, ›Das geht ja, der bringt mich ja gar nicht um!‹ Und ich sitze hier, und ich dachte, ich würde sterben, aber ich lebe, und zum ersten Mal in meinem Leben kam es mir wie ein Wunder vor, daß ich lebe. Bis dahin dachte ich immer ›Ich lebe, aber warum? Wieso muß ich leben? Was ist der Sinn meines Lebens?‹ Und plötzlich erschien es mir wie ein Geschenk, da sitzen zu dürfen. Da waren zwar noch Schmerzen, aber die brachten mich nicht um.Das war eine tolle Erfahrung!


siehe auch:
Unsere Welt besteht aus Geschichten (Post, 17.12.2015)
- Glaube nicht alles… (Post, 24.05.2012)
- Üben… (Post, 17.09.2010)
Die Geschichte mit dem Hammer (Post, 08.04.2008)

Muho, das wäre doch was! {13:28}

mmklpoiu
Am 06.10.2017 veröffentlicht 

zuletzt aktualisiert am 24.03.2019


Dienstag, 13. November 2018

Die Atmungs-Achtsamkeit

Die «Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung» ist, wie schon der Name sagt, eine Achtsamkeits-Übung und nicht eine Atem-Übung im Sinne einer Atemgymnastik, wie im hinduistischen Yoga (Prānayāma). In der buddhistischen Übung wird der Atem nicht reguliert oder «behandelt»: er wird weder zurückgehalten, noch absichtlich vertieft und auch keinem künstlichen Rhythmus unterworfen. Der Atem wird vielmehr in seinem natürlichen Fluß ruhig beobachtet, mit einer wohl festen und stetigen, aber doch leichten und gleichsam «schwingenden» Achtsamkeit, d. h. ohne Anstrengung oder Verkrampfung. Aus diesem regelmäßigen und ruhigen Beobachten allein wird sich selbsttätig ein größeres Gleichmaß und eine Vertiefung der Atmung ergeben. Aus der Beruhigung und Vertiefung des Atem-Rhythmus wird sich wiederum eine beträchtliche Beruhigung und Vertiefung des gesamten Lebens-Rhythmus ergeben. So ist die Atmungs-Achtsamkeit auch ein wertvoller Faktor körperlicher und geistiger Gesundheit.

Der Atem ist stets mit uns. Wir können und sollen uns ihm daher in jeder freien oder «leeren» Minute zuwenden, selbst wenn wir es nicht immer mit voller Aufmerksamkeit vermögen. Schon bei solch kurzer und gelegentlicher Hinwendung zum Atem wird sich ein wohltuendes Gefühl der Geborgenheit und Lebenssicherheit einstellen. Als förderlich wird man es auch empfinden, wenn man vor jeder kontinuierlichen Arbeit einige ruhige, tiefe Atemzüge einschaltet. Gewöhnt man sich daran, dies auch vor wichtigen Entscheidungen, verantwortungsvollen Außerungen oder einem erregten Gesprächspartner gegenüber zu tun, so wird man vor mancher Übereiltheit bewahrt bleiben. Durch die Atmungs-Achtsamkeit können wir uns leicht und unmerkbar für andere in uns selber zurückziehen, wenn wir störenden Eindrücken, törichtem Gespräch in größerer Gesellschaft und ähnlichem entgehen wollen. Dies sind nur einige wenige Beispiele für den Wert auch anfänglicher Atmungs-Achtsamkeit innerhalb des Alltags.

Die Atmungs-Achtsamkeit dient also zunächst der körperlichen und geistigen Beruhigung. Sie ist ferner ein einfaches Mittel anfänglicher Konzentration. Für eine fortgeschrittenere oder vollständige Sammlung des Geistes ist sie freilich ein nicht so einfaches, doch um so lohnenderes Objekt. Sie führt dann zu den höchsten meditativen Vertiefungen (jhāna). Von dieser Stufe sagt die buddhistische Überlieferung: «Die Atmungs-Achtsamkeit steht unter den verschiedenen Meditations-Objekten (kammaṭṭhāna) am ersten Platz. Sie war für alle Erleuchteten, Einzel-Erleuchteten und die heiligen Jünger des Buddha die Grundlage für die Ziel-Erreichung und für gegenwärtiges Wohlsein.» (Komm. zu Paisambhidā-Magga.)
Die Atmung steht an der Schwelle der willkürlichen und der automatischen Körperfunktionen und gibt daher eine gute Möglichkeit, den Wirkungskreis bewußter Körperkontrolle zu erweitern. Sie dient damit jenem Teilziel der Satipaṭṭhāna-Methode, das wir mit Novalis wie folgt formulieren können: «Der Mensch soll ein vollkommenes Selbstwerkzeug werden!»

Die Atmungs-Achtsamkeit dient ferner dem wirklichkeitsgemäßen Erfassen des Körpers in der Klarblick-Betrachtung (vipassanā). Wie im mythischen Denken der Atem mit dem Lebensprinzip selber gleichgesetzt wurde, so gilt nach buddhistischer Überlieferung die Atmung als der Hauptrepräsentant der Körperfunktionen (kāya-sakhāra = assāsa-passāsa). In der Flüchtigkeit der Atemzüge erfassen wir die Vergänglichkeit des Körpers; in der Abhängigkeit des Atems von bestimmten Körperorganen und andererseits der Abhängigkeit des lebenden Körpers von der Atmung erfassen wir die mannigfache Bedingtheit des Körpers; im schweren Atem oder der Atmungs-Störung erfassen wir die Leidhaftigkeit des Körpers; im Atem als einer Manifestation des Wind- oder Bewegungselementes erfassen wir die unper­sönliche Natur des Körpers. Insofern dient die Atmungs-Achtsamkeit der Erkenntnis des Körpers und der sich dadurch einstellenden Entfremdung von ihm.

aus: Nyanaponika, Geistestraining durch Achtsamkeit (Buddhistische Handbibliothek, Verlag Beyerlein & Steinschulte, S. 55ff.)

siehe auch:
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Montag, 12. November 2018

Bei Frauen und bei Männern Sexsucht ist viel häufiger als gedacht

Gibt es Sexsucht überhaupt oder ist das eher ein hochgehyptes Thema? Und wenn es sie gibt - wie häufig kommt sie vor? Forscher finden dazu überraschende Antworten. So etwa, dass besonders schlecht oder besonders gut verdienende Menschen häufiger Probleme hätten. 

Deutlich mehr Menschen als bislang angenommen leiden darunter, dass sie ihr sexuelles Verlangen und Verhalten nur unzureichend kontrollieren können. Das berichten Forscher zumindest für die USA im Fachblatt "JAMA Network Open". Unter den Betroffenen seien wesentlich mehr Frauen als gedacht, zeigt die Befragung von mehr als 2300 Menschen. Fachleute sollten sich der hohen Zahl Betroffener bewusst sein und das Problem sorgfältig ergründen, um Behandlungsmöglichkeiten für Männer und Frauen zu finden. Diese Meinung teilt auch der deutsche Psychiater und Sexualmediziner Tillmann Krüger von der Medizinischen Hochschule Hannover. Was die Zahlen zur Häufigkeit anbelangt, müsse man jedoch vorsichtig sein, sagt er. 

Über "Sexsucht" wird in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert, oft in Zusammenhang mit - angeblichem - sexuellem Fehlverhalten von Prominenten. Ob es ein derartiges Problem aber überhaupt gibt und wie groß das Ausmaß ist - das ist unter Wissenschaftlern umstritten. Im Sommer dieses Jahres hatten sich Experten darauf geeinigt, "zwanghaftes Sexualverhalten" als psychische Störung anzuerkennen und in den internationalen Diagnoseschlüssel für Krankheiten aufzunehmen (ICD-11), der ab 2022 gelten soll. Damit können Ärzte eine entsprechende Diagnose stellen und eine Behandlung abrechnen.
mehr:
- Bei Frauen und bei Männern: Sexsucht ist viel häufiger als gedacht (n-tv, 09.11.2018)

Sexsucht - Wenn die Lust zur Droge wird {43:25}

Doku Freund
Am 22.10.2016 veröffentlicht 
Bis zu einer halben Million Menschen leiden unter Sexsucht, schätzen Experten. Genaue Zahlen gibt es nicht. Denn es ist eine Sucht, über die viele nicht reden wollen.
In der ZDFinfo-Dokumentation berichten fünf Menschen über ihr Schicksal. Mit dem anerkannten Paar- und Sexualtherapeuten Michael Sztenc treffen wir auf Patienten, die uns von ihrem Leben mit der Sucht erzählen.
Wir erleben den Leidensdruck, wenn die Lust zur Qual wird, wenn der Alltag zunehmend der Kontrolle entgleitet. Sexsucht kann Existenzen vernichten.
Das Unternehmerpaar Uwe und Claudia hat sich dafür entschieden, mit ihrem Lebens-Trauma an die Öffentlichkeit zu gehen. Die beiden sprechen offen über Uwes Sexsucht.
Auch Stephan (Name geändert) kommt von seiner Sucht nicht los. Trotz Therapie ist er rückfällig geworden. Er hat seine Arbeitsstelle verloren, hat keinen Kontakt zu seiner Familie.
Wir sprechen mit Lukas (Name geändert). Er leidet unter seinem Pornokonsum und kann nur mit professioneller Hilfe damit umgehen.
Jeden Tag entstehen etwa 300 neue Porno-Webseiten, und jeder zweite Nutzer geht angeblich ins Netz, um Pornos anzusehen. Laut einer Statistik schaut jeder deutsche Mann im Durchschnitt eine halbe Stunde Pornografie – pro Tag.
Welche Rolle spielt unsere sexualisierte Gesellschaft mit aufreizender, doppeldeutiger Werbung und einem schier unbegrenzten Angebot an Internetpornografie? Wir sprechen mit dem Erotikmodel Micaela Schäfer und besuchen eine Erotikmesse, um den "Normalkonsumenten" der angesagten Erotikbranche kennenzulernen.
An der Universität Gießen untersucht Prof. Rudolf Stark die Hirnaktivitäten von pornosüchtigen Menschen. Mit Hilfe der Kernspintomografie können die neuronalen Reaktionen auf sexuelle Reize gemessen werden. Mit dieser Methode lässt sich auch überprüfen, ob die Muster im Gehirn von Sexsüchtigen mit denen von Drogenabhängigen übereinstimmen.
Fest steht: Sexsucht kann sich zu einer ernstzunehmenden Krankheit ausprägen. Die Dokumentation zeigt auch Lösungswege und berichtet über Hilfsangebote für Betroffene.

Domian 01.11.1996 (Thema: Sexsucht) {1:00:01}

Hakan Karaman
Am 27.09.2017 veröffentlicht 
Quelle: https://domianarchiv.de
Inoffizielles Archiv. Ich habe keinerlei Rechte an den gezeigten Bildern, Videos oder Tonaufnahmen.
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Samstag, 10. November 2018

Klarblick – die direkte und tief dringende Einsicht in Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Ich- und Substanzlosigkeit

Der Klarblick ist die direkte und tief dringende Einsicht in die drei Merkmale alles Daseins, d. h. in seine Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Ich- und Substanzlosigkeit. Dieser Klarblick besteht aber nicht etwa bloß in einer begrifflich-abstrakten Kenntnis dieser Wahrheiten oder ihrer rein intellektuellen Anerken­nung, die für die persönliche Lebenshaltung unverbindlich bleibt. Er ist vielmehr ein Erfahrungswissen, das erworben wird durch die wiederholte klar beobachtende Konfrontierung mit den eigenen körperlichen und geistigen Vorgängen. Es gehört zu jener Art von wirkungskräftigem Wissen, von dem der französische Denker J. M. Guyal) sagte: «Wer etwas weiß und nicht danach handelt, weiß es nur unvollkommen».
Solche Konfrontierung mit der Wirklichkeit, die im meditativen Klarblick zur Reife gelangt, wird ermöglicht durch das Reine Beobachten sowie durch Rechte Achtsamkeit (satipaṭṭhāna) im allgemeinen. Deren methodische und meditative Entwicklung wird in späteren Kapiteln dieses Buches dargestellt werden. Aber schon die gelegentliche Anwendung im Alltagsleben, wenn immer man es vermag, wird eine befreiende und auflockernde Wirkung auf den Geist haben und bessere innere und äußere Bedingungen schaffen für eine strikte, methodische Übung.

Es gehört zum Charakter des Klarblicks, die Dinge der Innen- und Außenwelt als «reine Vorgänge» (suddha-sakhārā), d. i. als unpersönliche Prozesse zu erkennen und in solcher Erkenntnis zeitweilig frei zu sein von Gier, Haß und Verblendung. Eben dies eignet aber auch (in gewissem Grade und für beschränkte Frist) schon dem anfänglichen Reinen Beobachten, das somit eine allmähliche Akklimatisierung des Geistes an die Höhenluft der Klarblickserkenntnis bewirkt.

Der durch das Reine Beobachten gewonnene Abstand von den Dingen und auch von uns selber zeigt uns in der eigenen Erfahrung die Möglichkeit und das Glück völliger Loslösung. Es verleiht uns die Zuversicht, daß solch zeitweises Beiseitetreten zum völligen Hinaustreten aus dieser Leidenswelt werden kann. Es gibt ein Vorgefühl oder doch eine Ahnung jener höchsten Freiheit, der «Heiligkeit bei Lebzeiten», die gekennzeichnet wurde mit den Worten in der Welt, doch nicht von der Welt».

Dieses höchste Ziel mag noch etwas sehr Fernes sein, doch durch die innere Erfahrung beim Reinen Beobachten ist es nicht mehr etwas gänzlich Fremdes. Es gewinnt für den Übenden eine gewisse Vertrautheit und damit eine positive Anziehungskraft, die es nicht haben könnte, wenn es etwas rein Abstraktes bleibt, dem nichts in der eigenen Erfahrung entspricht. Für den, der in solcher Weise übt, wird das Ziel der Befreiung einem hohen Bergmassiv am fernen Horizonte gleichen, dessen Konturen für den Wanderer, der darauf zuschreitet, allmählich eine freundliche Vertrautheit gewinnen. Wohl hat die Haupt-Aufmerksamkeit des Wanderers den Schwierigkeiten und Windungen seines Weges zu gelten, doch nicht minder wichtig ist es, daß sein Blick von Zeit zu Zeit auf die Gipfel seines Zieles fällt, wie sie am Horizont seines eigenen Inneren auftauchen. Sie geben ihm die Richtung, an der er die Ab- und Umwege seiner Wanderschaft berichtigen kann; sie verleihen seinen müde gewordenen Schritten erneute Kraft, Ermunterung und Zuversicht, wie er sie nicht erfahren könnte, wären diese Gipfel seinem Blicke stets versperrt oder hätte er von ihnen bloß gehört oder gelesen; sie mahnen ihn auch, über den «kleinen Freuden am Wege» nicht das große Gipfelglück der Befreiung zu vergessen, das ihm am Horizonte winkt.

In solcher Weise dient die Übung des Reinen Beobachtens unmittelbar der höchsten Befreiung.

aus: Nyanaponika, Geistestraining durch Achtsamkeit (Buddhistische Handbibliothek, Verlag Beyerlein & Steinschulte, S. 40f.)

siehe auch:

Donnerstag, 8. November 2018

„Die Königsdisziplin der Liebe“

Warum es sich lohnt, sich selbst, den Partner oder die Idee einer romantischen Liebe loszulassen.

If you love something, set it free! If it comes back, it’s yours. If it doesn’t, it never was. (Wenn Du etwas liebst, lass es frei. Wenn es zurückkommt, ist es Deins. Wenn nicht, war es niemals Deins.)

Dieses englische Sprichwort ist ebenso romantisch wie einleuchtend. Loslassen wäre demnach die Königsdisziplin der Liebe.

Allerdings wird die Sache schnell kompliziert, wenn wir überlegen, auf welche Weisen wir etwas oder jemanden loslassen können. Loslassen kann sowohl fallen lassen als auch gehen oder gar fliegen lassen bedeuten.

mehr:
- Loslassen in der Liebe – „Die Königsdisziplin der Liebe“ (Markus Tiedemann, Frankfurter Rundschau, 19.06.2015)
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siehe auch:
- Liebe ist … (Post, 01.04.2008)

STING - If You Love Somebody (Set Them Free) {4:37}   Interpretation (unleashingu.com)

MUSIC FOR YOU
Am 21.06.2011 veröffentlicht 
THE BRAND NEW DAY TOUR live, STING (The Universal Amphitheatre - 2000)
STING - guitars/vocals
Dominic Miller - guitars
Manu Katché - drums
Jason Robello - piano/clavinet
Kipper - keyboards/drum programming
Stevie Wonder - harmonica
Chris Botti - trumpet
Mohamed Khelifati - vocal
Abdel Nasser Haoua - darabukka
Mejdoub Ftati - violin
Lorraine Barnes - backing vocals
Mandy Lecointe - backing vocals
Samantha Swaby - backing vocals

Sting, Bruce Springsteen - Every Breath You Take (Live) {7:25}     Interpretation (Songlexikon. com, quora.com)

StingVEVO
Am 23.07.2018 veröffentlicht 
Sting performs "Every Breath You Take" with Bruce Springsteen http://vevo.ly/aaUpsT
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I'm So Happy I Can't Stop Crying Live. Sting and Ross Viner {7:43}

policegal
Am 11.07.2006 veröffentlicht 
Great hilarious video from some guy who sang with him. www.brushwithfame.com
Sting pulls guy (Ross Viner) up from audience to sing with him.
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Dienstag, 6. November 2018

Am Eingang zur Gaskammer stand »Brausebad«


Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.
[Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen 109 (1953, posthum), zu finden bei geocities.jp]


Wie ließen sich mit so wenigen Mitteln so viele Menschen beherrschen?

Der folgende Text ist eine überarbeitete Fassung eines Vortrags, den ich im September 2016 auf der Ferienuni Kritische Psychologie an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin hielt. Die Ferienuni ist eine Initiative von Studierenden der Psychologie und Sozialwissenschaften, die sich für eine Woche ihren eigenen Lehrplan zusammenstellen. Dabei kommen Themen auf die Tagesordnung, die im regulären Hochschulbetrieb außen vor bleiben.

Mich interessierte die Frage, wie die Konzentrationslager der Nazis psychologisch so organisiert waren, dass es kaum zu Fluchtversuchen oder gar Aufständen der Gefangenen kam. Dabei verschlechterten sich die Bedingungen im Laufe des Zweiten Weltkriegs, der sich für Nazideutschland schlecht entwickelte, dramatisch. Der Krieg an mehreren Fronten band immer mehr Ressourcen, während das Elend der Gefangenen im Inneren ins Unermessliche stieg. Deshalb sollte man eigentlich eine Zunahme der Widerstandshandlungen erwarten.

Das KZ Dachau verdient besonderes Interesse, weil die Nazis dort schon sehr früh Oppositionelle einsperrten und es als einziges der frühen Lager bis zum Kriegsende bestand. Es war der Ort, an dem die perverse Psychologie von Überwachen und Bestrafen ausgefeilt und dann in die zahlreichen anderen Lager "exportiert" wurde. Es kann auch heute noch dank der Gedenkstätte besucht werden.

Der Vortrag, den ich am Morgen des 15. September 2016 in einem prall gefüllten Saal hielt, hat sich mir auch deshalb im Gedächtnis eingeprägt, da am Nachmittag eine kleine Gruppe von NPD-Mitgliedern am Platz gegenüber der Hochschule eine Kundgebung abhielt. Berlin befand sich im Kommunalwahlkampf.

Nach dem Vortrag darüber, was der Menschenhass in Deutschland schon einmal angerichtet hatte, standen also schon wieder neue Menschenhasser vor der Tür. Die kleine Gruppe wurde aber sehr schnell von hunderten Besuchern der Ferienuni eingekreist und schließlich von der Polizei in Sicherheit gebracht. Die NPD erhielt drei Tage später bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 0,6% der Stimmen.

Es gibt historisch ausführlichere Untersuchungen zu den Konzentrationslagern. Der folgende Text erhebt für sich nicht den Anspruch, einen Beitrag zur Geschichtswissenschaft zu liefern. Stattdessen sollen einige Aspekte der psychologischen und soziologischen Organisation der Nazi-Diktatur und des SS-Staats einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

mehr:
- Zur Psychologie des KZ Dachau (Stephan Schleim, Telepolis, 05.11.2018)

KZ Dachau - (Kurz-)Dokumentation | german/deutsch [HD] {10:28}

hasan çankaya
Am 29.05.2016 veröffentlicht 
Konzentrationslager (KZ) Dachau - Sie sehen eine (Kurz-)Dokumentation über das KZ Dachau. Die wichtigsten Infos wurden herausgesucht und mit zum Teil

American Army troops entering area of Dachau Concentration Camp, Dachau, Germany,...HD Stock Footage {1:04}

CriticalPast
Am 29.03.2014 veröffentlicht 
Link to order this clip:
http://www.criticalpast.com/video/656...
Historic Stock Footage Archival and Vintage Video Clips in HD.
American Army troops entering area of Dachau Concentration Camp, Dachau, Germany, near end of World War II
U.S. troops of the 45th Division, 157th Infantry Regiment,3rd Battalion, I Company,entering the area of Dachau concentration camp, in the final days of World War 2. They are seen escorting German prisoners of war, with their hands raised, along a railroad siding. U.S. troops in front of a railroad train of boxcars. A dead German soldier, face down on the ground. The U.S. troops follow the railroad track into area of buildings. One fires a browning automatic rifle from an elevated walkway.Others hunker down behind the walkway wall. U.S. rifleman fires on a roadway. Surrendering German soldier, carrying a white flag, is attacked by a concentration camp inmate, as several other liberated inmates stand nearby with U.S. soldiers, watching. Location: Dachau Germany. Date: April 30, 1945.
Visit us at www.CriticalPast.com: 57,000+ broadcast-quality historic clips for immediate download. Fully digitized and searchable, the CriticalPast collection is one of the largest archival footage collections in the world. All clips are licensed royalty-free, worldwide, in perpetuity. CriticalPast offers immediate downloads of full-resolution HD and SD masters and full-resolution time-coded screeners, 24 hours a day, to serve the needs of broadcast news, TV, film, and publishing professionals worldwide. Still photo images extracted from the vintage footage are also available for immediate download. CriticalPast is your source for imagery of worldwide events, people, and B-roll spanning the 20th century.

Audio: Das Böse und die Verantwortung. Hannah Arendt über Adolf Eichmann {53:05}

VolkswagenStiftung
Am 25.11.2016 veröffentlicht 
Diesen Impulsvortrag hielt Prof. Dr. em. Antonia Grunenberg, Gründerin des Hannah-Arendt-Zentrums (Universität Oldenburg), im Rahmen der Veranstaltung Herrenhausen EXTRA "Hannah Arendt - Welche Gestalt hat das Böse?" am Freitag, 28. Oktober 2016 im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover. Im Anschluss wurde ein Film aus dem Jahre 2012 über Hannah Arendt gezeigt.
Bild: Studentenausweis von Hannah Arendt, Heidelberg 1926 (Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg)
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