Samstag, 9. Juli 2016

Zorn und Empörung – zwei Sichtweisen

Georg Schramm - Zorn, Wut und Tulpenzwiebeln [8:34]

Hochgeladen am 05.01.2012
Gelungene Beschreibung unserer Regierungen und Ihrer Dienstgeber, den Banken.

Zeiten tiefgreifender sozialer Veränderungen sind oft Zeiten des Unbehagens und der Frustration. In Krisenzeiten aber dominieren Erbitterung und Zorn. In kollektiven Zornesäußerungen brechen nicht nur Verweigerung oder rohe Emotionen hervor. Es handelt sich vielmehr um politische Botschaften. Wenn diese Botschaften beunruhigen, dann nicht nur aufgrund ihrer unmittelbaren Ursachen, die mit sozialen Spannungen oder Regierungsentscheidungen zusammenhängen, sondern in grundsätzlicherem Sinne deshalb, weil in ihnen eine akkumulierte Gewalt zum Ausdruck kommt, hinsichtlich derer selbst die Anführer der Protestgruppen das Gefühl haben, sie nicht wirklich kontrollieren zu können. Der Zorn scheint stets von weit her zu kommen. Aber von woher?

(…)

Affektive Konfrontation

Wenn uns am Phänomen des Zorns etwas fasziniert, dann hat das mehrerlei Gründe. Der erste Grund hängt mit seiner Ambivalenz zusammen. Unabhängig davon, ob er ein individuelles oder ein kollektives emotionales Ereignis betrifft, kann der Zorn sowohl die legitime Reaktion auf eine Kränkung sein als auch der Ausdruck eines unerträglichen Strebens nach Dominanz. Es gibt den Zorn des Tyrannen, und es gibt den Volkszorn; es gibt den Zorn des Kriegers oder des Mörders, und es gibt den Zorn Gottes. Allgemeiner gesprochen scheint der Zorn von einer inneren Bewegung herzurühren, die sich uns entzieht: Er ist es, der uns packt und mitreißt. Insofern zeigt er an, daß es in uns einen wilden Untergrund gibt, der uns überrascht, der uns vielleicht schmeichelt, der uns aber auf alle Fälle beunruhigt. Seine Spontaneität und seine Authentizität verleihen ihm eine gewisse Nobilität. Man mag noch so sehr anprangern, was an ihm von Kontrollverlust und mangelnder Besonnenheit zeugt, das verhindert nicht, daß der Zorn uns auf obskure Weise suggeriert, daß sogar sein Übermaß gute Gründe habe. Denn selbst wenn ihm die Drohung einer gewissen Destruktivität innewohnt, so gibt er uns gleichwohl das Gefühl, eine Energie zu sein, die mit dem Leben in Verbindung steht, ja mehr noch: mit dem Verlangen nach Leben, der Verweigerung von Unterwerfung; etwas Ursprüngliches, Mächtiges zu sein, wie eine unbekannte, noch eingedämmte Kraft; etwas, das einen Wink gibt in Richtung von Freiheit, vielleicht sogar Gerechtigkeit.

mehr:
- Der Zorn aus der Ferne – Empörung, Gewalt, Anerkennung, Vergebung (Marcel Hénaff, Lettre Interational 113, Sommer 2016)

(Hénaff im folgenden Video ab 1:06:10)
New Frontiers in Global Justice: Human Motivation and Moral Psychology [1:52:39]

Hochgeladen am 11.05.2011
New Frontiers in Global Justice: A Conference with Amartya Sen
Human Motivation and Moral Psychology

Moderated by: Fonna Forman-Barzilai

Francesca Moneti, Senior Child Protection Specialist, UNICEF

James Fowler, Professor in the School of Medicine and the Division of Social Sciences at UCSD

James Konow, Professor of Economics at Loyola Marymount

Walter Sinnott-Armstrong, Chauncey Stillman Professor in Practical Ethics in the Department of Philosophy and the Kenan Institute for Ethics at Duke University; and co-director of the MacArthur Law and Neuroscience Project

Discussants:
Marcel Henaff, Philosopher & Anthropologist, Professor in the Departments of Literature and Political Science at UCSD

Darren Schreiber, Assistant Professor of Political Science at UCSD

Response by Amartya Sen
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