Donnerstag, 3. August 2017

30 Jahre Aufmerksamkeitsstörung ADHS

Verbreitung, Drogen und Therapien geben uns Rätsel auf

Auch dreißig Jahre nach der Kodifizierung der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gibt es viele offene Fragen. Wussten Sie etwa, dass die Störung in Deutschland bei ca. 6,5% der Jungen, jedoch nur bei ca. 2% der Mädchen diagnostiziert wird? Oder dass eine Diagnose in Bayern, Rheinland-Pfalz oder Thüringen um mehr als 50% wahrscheinlicher ist (ca. 5 bis 5,5%) als etwa in Bremen, Hamburg, Hessen oder Schleswig-Holstein (ca. 2 bis 3,5%)?

Auch das Alter bei der Einschulung der Kinder hat einen großen Einfluss. Verwunderlich ist ebenfalls, dass Expertinnen und Experten die Häufigkeit von ADHS in den USA auf fast 10% schätzen, in Großbritannien aber kaum mehr als 2% der Kinder die Diagnose erhalten. Oder dass Molekularpsychiaterinnen und -Psychiater die Störung zwar für stark erblich halten (76% Erblichkeit), trotz groß angelegter Studien seit Jahrzehnten aber nicht die verantwortlichen Gene finden.

Doch nicht nur auf der Ebene der Daten gibt es offene Fragen. Auch grundlegende Herausforderungen bleiben ungelöst: Ist ADHS eine Gehirnerkrankung? Eine psychische Störung? Eine normale Reaktion auf eine sich verändernde Umwelt? Eine Medikalisierung von Moralvorstellungen? Ein Freifahrtschein zum Drogenkonsum von Kindern wie Jugendlichen – und in zunehmendem Maße auch von Erwachsenen?

mehr:
- 30 Jahre Aufmerksamkeitsstörung ADHS (Stephan Schleim, Telepolis, 03.08.2017)

Ruhig gestellt und angepasst - Warum 500.000 ADHS-Kinder Drogen nehmen sollen {45:01}

Veröffentlicht am 26.02.2013
Ruhig gestellt und angepasst - Warum 500.000 Kinder mit ADHS Drogen nehmen sollen

Doku - Saarländischer Rundfunk 2011

Mein Sohn hat ADHS und "darf" auch Ritalin schlucken. Ich woltte das Zeug absetzen, weil ich mit meinem Kinde ohne Tabletten besser zurecht komme und ich das Gefühl habe ohne den Mist ist er wirklich ein Kind. Nach genau einer Woche ohne das Wundermittel ist die Schule Sturm gelaufen mit Androhnung einer Anzeige wegen Kindeswohl Gefärdung und das Jugendamt hat auch gleich in das Horn geblasen. Da kannst Du dich entscheiden ob keine Tabletten und Kind vom Jugendamt weggefangen und ab ins Heim oder doch Tabletten und Kind bei dir zu Hause. Wem einmal die Medikamente aufgeschwatzt worden sind, der wird sie so einfach nicht wieder los, weil in dem Moment wirst du praktisch vom Vater Staat entmündigt und man pfeifft auf dein Sorgerecht als Elternteil. O-Ton der Lehrerin, das Kind muß in der Schule funktionieren. Übersetzt heißt das für mich sch... drauf wie es zu Hause läuft, uns egal, hauptsache wir haben in den 6 Unterrichtstunden unsere Ruhe. Fragt sich, müssen die Kinder mit Medikamenten so ruhig gestellt werden das sie ins System passen oder ist es nicht Aufgabe des Systems Bedingungen zu schaffen in denen sich die Kinder ohne Betäubungsmittel entwickeln, entfalten und lernen können ???? Irgendetwas läuft hier mal mächtig verkehrt auf Kosten der Kinder, Vater Staat spart sich das Geld für passende Bildungseinrichtungen und Konzepte für diese Kinder und die Pharmaindustrie und Behandlungszentren (nicht alle) verdienen sich eine goldene Nase an dem was die Krankenkassen für die Pillen abdrücken müssen. Schönen Dank auch. Am Besten die Lehrer und so nehmen die Tabletten mal selber und bekommen den Beipackzettel (der Beipackzettel hat eigentlich die Größe eines Plakates im Vergleich zu dem von anderen Medikamenten ) mit den Nebenwirkungen erst hinterher, weil wer ihn vorher liest schluckt das Zeug wohl, ganz freiwillig, erst gar nicht.

ADHS - das Problem sind die Erwachsenen {9:02}

Veröffentlicht am 04.06.2013
Aus Frontal vom 04.05.13

Siehe auch - http://ritalin-kritik.de

Die Bücher des Schweizer Kinderarztes, Remo Largo, über kindliche Entwicklung gelten als Standardwerke. Für ihn liegt das Problem zunehmender ADHS-Diagnosen in der Gesellschaft.

Was als psychische Störung gilt, bestimmt der Diagnosekatalog DSM-5, dessen neueste Ausgabe gerade in den USA erschienen ist. Psychiater Allen Frances, der viele Jahre an diesen Diagnosekatalogen mitgewirkt hat, ist inzwischen ein scharfer Kritiker. Denn im Gegensatz zu den früheren Katalogen können jetzt unter anderem auch schon extreme und keinem Anlass entsprechende Wutausbrüche bei Kindern ab sechs Jahren als eigenständige psychische Störung diagnostiziert werden. Die Folge: Immer mehr Kinder würden als psychisch krank abgestempelt und bekämen starke Psychopharmaka, ohne dass es nötig wäre.

Für den Schweizer Kinderarzt, Remo Largo, liegt das Problem in der Gesellschaft. Im Interview mit Frontal21 kritisiert er, dass immer mehr Kinder, die nicht den Leistungsanforderungen entsprechen, völlig zu Unrecht die Diagnose ADHS und in der Folge häufig starke Medikamente wie Ritalin erhalten. Seine Bücher über kindliche Entwicklung gelten als Standardwerke. Dabei seien das Problem nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen. Eltern, Lehrer und Behörden stünden heutzutage enorm unter Druck und seien nicht mehr bereit, Kinder so zu nehmen wie sie sind, so der Erziehungsexperte gegenüber Frontal21.

siehe auch:
- Ist die Psychopharmakologie verrückt geworden? – Kapitalismus-infizierte Wissenschaft (Post, 31.01.2016)
- Glyphosat: Wissenschaft im Kapitalismus (Post, 28.04.2017)
Gerichtsprozess gegen Monsanto: Medien verweigern Berichterstattung (Post, 24.08.2015)

siehe auch:

- Männer: Von Evolution bis Emanzipation (Kap. 1 aus Wieland Stolzenburg, Männer verstehen für Dummies, Wiley-VCH, PDF)
ADHS ist keine Erfindung (Flussfänger, 13.12.2013)
Welche Folgen hat Vaterlosigkeit? (Flussfänger, 14.11.2013)
- Dr. Eckart von Hirschhausen (ADHS Deutschland e.V., 2012)
Muttersöhnchen (Silke Frink, eBook, 2011, GoogleBooks)
Dumm, faul, unfähig?  (ADHS verstehen, Piero Rossi, 2002)
- „Was haben wir da für ein Ungeheuer?“ (SPIEGEL, 18.07.1983)