Freitag, 23. Dezember 2016

Sprachverarbeitung ist kulturabhängig

Erwachsenen Englisch-Muttersprachlern hilft der Blick auf den Mund beim Erkennen von Silben, bei Japanisch-Muttersprachlern ist das Gegenteil der Fall


In einer in Scientific Reports veröffentlichten Studie zeigen die an der japanischen Kumamoto-Universität forschenden Wissenschaftler Satoko Hisanaga, Kaoru Sekiyama, Tomohiko Igasaki und Nobuki Murayama, dass Englisch- und Japanisch-Muttersprachler Silben, die von anderen Personen gesprochen werden, auf unterschiedliche Weise verarbeiten, sobald sie ein Alter von sechs bis acht Jahren erreicht haben.

Nach Erreichen dieser Altersgrenze richten Englisch-Muttersprachler ihren Blick automatisch auf den Mund eines Video-Gegenübers, während ihn Japanisch-Muttersprachler umherschweifenden oder auf Augen oder Nase ruhen lassen. Englisch-Muttersprachlern hilft dieser Blick offenbar, um ähnliche Silben wie "ba" und "ga" zu unterscheiden. Japanisch-Muttersprachler verlassen sich bei der Silbenerkennung dagegen ausschließlich auf ihr Gehör. Bringt man sie dazu, ihren Blick auf den Mund ihres Gegenübers zu richten, dauert die Identifikation sogar etwas länger.

mehr:
- Sprachverarbeitung ist kulturabhängig (Peter Mühlbauer, Telepolis, 20.12.2016)
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