Sonntag, 28. Februar 2016

Epigenetik: Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene

Wer die Gene kennt, kenne den Menschen - und wisse so, wie Alzheimer, Diabetes und Co. zu heilen sind. Das glaubten Wissenschaftler und der Rest der Welt, als am 26. Juni 2000 der damalige US-Präsident Bill Clinton das erste entzifferte Human-Genom präsentierte. Doch schon bald darauf machte sich Ernüchterung breit: Man hatte nun einen Text mit rund drei Milliarden Buchstaben-Paaren aus den vier Lettern A, C, G und T. Doch wirklich entschlüsselt wurden die Geheimnisse des menschlichen Bauplans nicht. Inzwischen ist klar: Gene steuern nicht nur, sondern sie werden auch gesteuert.

Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene



Das Genom des Menschen, also alle rund 25.000 Gene, erklärt noch nicht, warum der eine Alzheimer bekommt und der andere schlecht mit Stress umgehen kann, warum zwei Menschen das gleiche Krebs-Gen haben, aber nur einer von ihnen auch Krebs bekommt. Erklären lässt sich das jedoch mit der Epigenetik, einem aufstrebenden Forschungszweig der Biologie.

Der Begriff ist zusammengesetzt aus den Wörtern Genetik und Epigenese, also der Entwicklung eines Lebewesens. Epigenetik gilt als das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen: Sie bestimmt mit, unter welchen Umständen welches Gen angeschaltet wird und wann es wieder stumm wird. Experten sprechen hier von Genregulation.

Gleiches Genom, unterschiedliche Epigenome


"Der Mensch hat mehr als 200 Zelltypen, und in fast jeder Zelle ist dieselbe DNA-Sequenz, aber nicht in jeder Zelle sind alle Gene aktiv", sagt Thomas Jenuwein vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik. "Die primäre Information, die einen Menschen ausmacht, ist zwar natürlich die Gen-Sequenz, sonst wären eineiige Zwillinge nicht genetisch ident und sich äußerlich so ähnlich". Doch epigenetische Veränderungen sorgen dafür, dass nur ein Zwilling anfälliger für beispielsweise Diabetes wird.
mehr:
- Forschung: Epigenetik (Franziska Badenschier, Planet Wissen, Stand: 19.02.2016)

Lilly Maria Gimbel: Die Deutschen besetzen Holland {4:31}
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Epigenetik - Sind wir Gene oder Umwelt | NEU Doku deutsch {50:40}

Michael Chambliss
Veröffentlicht am 10.10.2016

siehe auch:
- Epigenetik (Wikipedia)
- Epigenetik und Umwelt: Was wird vererbt? (Wissensschau.de) 

Seminararbeits Zwischenpräsentation – Epigenetik – Gelee Royale – Versuch (Mona Grewe, Prezi, 22.06.2015)
Persistent epigenetic differences associated with prenatal exposure to famine in humans (Heijmanns et al., Referat Sarah Kun, Corinna Hank, Differentielle & Biologische Psychologie, Universität Bonn, Referat 16.06.2015, PDF)
Epigenetische Aspekte der fetalen und perinatalen Programmierung (H. Lehnen, R. Maiwald, U. Gembruch, U. Zechner, Frauenarzt Nr. 6/2010, S. 542ff., PDF)
- Hunger in der Schwangerschaft: Ein Leben lang im Erbgut (n-tv, 10.11.2008)
- Fetale Programmierung bei intrauteriner Milieustörung – grundlegende Mechanismen am Beispiel der Körpergewichts- und Stoffwechselregulation (Andreas Plagemann, Thomas Harder, Karen Schellong, Elke Rodekamp, Joachim W. Dudenhausen, Gynäkologisch-geburtshilfliche Rundschau Nr. 48-2008, PDF )
- 4. Unerklärliche Beobachtungen? (Oliver Jahnel, Xonk, Datum unbekannt)
- Traces of Dutch 'Hunger Winter' in genetic material (Universität Leiden, zuletzt geändert: 01.10.2011)


Epigenetik: Sind Traumata vererbbar? {28:18}

Veröffentlicht am 01.10.2012
Sind Traumata vererbbar?
Die Gene sind die unveränderbar. Das galt lange als ein Grundgesetz der Biologie. Doch seit einiger Zeit zeigt sich, dass veränderbare biologische Schalter unsere Gene je nach Umweltbedingungen an- und abschalten können. Und das sogar auf Dauer.

Epigenetik - Übergenetik - heißt der Forschungszweig, der solche Veränderungen untersucht. Auslöser können traumatische Erlebnisse sein, eine falsche Ernährung oder Drogenmissbrauch. Besonders weit sind die Forschungen im Bereich der Psychiatrie: Viele Angsterkrankungen scheinen einen epigenetischen Hintergrund zu haben.

Maria S. (Name geändert) wurde Opfer eines brutalen Überfalls an einer Münchner U-Bahnhaltestelle, seither leidet sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung -- ihre Stresshormone sind dadurch aus dem Gleichgewicht geraten. Ähnlich geht es auch Soldaten, die traumatisiert von Kampfeinsätzen zurückkehren. Besonders die Bundeswehr erhofft sich von einer epigenetischen Medizin daher Möglichkeiten für junge Soldaten, besser mit dieser Belastung leben zu können.

Campus DOKU berichtet, wie in diesen Fällen Therapien auf der Basis epigenetischer Forschung helfen können und welcher Zusammenhang zwischen unserem Verhalten, unseren Genen und sogar den Genen unserer Nachkommen besteht.

Kommentar von Rolf Keppler: Anstatt den Krieg zu verhindern, versucht man eine (medikamentöse) Behandlung zu entwickeln, welche solche Traumas versucht aufzulösen. Dies ist eine typisch materialistische Denkweise.

Weitere wichtige Infos von mir finden Sie auf:
http://www.rolf-keppler.de
Meine monatlichen Rundbriefe finden Sie auf:
http://home.arcor.de/rundbriefe

Epigenetik und Krebs: Vom Ein- und Ausschalten der Gene {50:19}

Veröffentlicht am 11.03.2014
Vortrag von Prof. Dr. Christoph Plass, Deutsches Krebsforschungszentrum, im Rahmen der Vortragsreihe "Krebsforschung aktuell" am 21.02.2014
200 verschiedene Zellarten gibt es im menschlichen Körper. Alle entwickeln sich aus derselben befruchteten Eizelle und besitzen daher dasselbe Erbgut. Dass sie trotzdem so unterschiedlich aussehen, liegt daran, dass in ihnen unterschiedliche Programme ablaufen: Winzige Markierungen auf der Erbsubstanz bestimmen darüber, welche Gene in Proteine übersetzt werden und welche nicht. Daher kann eine Nervenzelle Botschaften weiterleiten, eine Muskelzelle zieht sich zusammen, und die Leberzelle speichert Glukose. Auch in Krebszellen sind spezifische Programme aktiv, die dafür sorgen, dass sich die Zellen ungebremst teilen und im Körper ausbreiten können.
http://www.dkfz.de/de/presse/krebsfor...

siehe auch:
Bewusstsein steuert Gene (Post, 15.05.2011)
- Simulierte Angstreaktion – Kontext wichtig (Post, 15.05.2011)