Wir wählen alle, durch unsere jeweilige Art mit den Dingen umzugehen und auf sie zu achten, das Universum, das wir bewohnen, und die Menschen, denen wir begegnen. Aber für die meisten von uns ist es eine unbewusste und somit eigentlich überhaupt keine »Wahl«. Wenn wir darüber nachdenken, wer wir sind, können wir uns unmöglich an alle Dinge, die wir erlebt und erfahren, an alle Verhaltensweisen und Qualitäten, die wir an den Tag gelegt haben, erinnern. Was uns bei der Frage »Wer bin ich?« in den Sinn kommt, besteht aus jenen Dingen, denen unsere Aufmerksamkeit über Jahre hinweg galt. Das Gleiche gilt für unsere Eindrücke von anderen Menschen. Was für uns als Realität in Erscheinung tritt, ist nicht so sehr das, was sich da draußen befindet, als vielmehr jene Aspekte der Welt, auf die wir uns konzentriert haben.
Aufmerksamkeit ist immer höchst selektiv. Wenn Sie sich selbst als materialistisch gesinnter Mensch ansehen, werden Sie vermutlich vor allem auf physische Objekte und Ereignisse achten. Alles Nichtphysische kommt Ihnen insofern »immateriell« vor, als es nicht wirklich oder vielleicht allenfalls als Nebenprodukt von Materie und Energie existiert. Aber wenn Sie sich selbst als spirituell oder religiös eingestellt betrachten, werden Sie sich sehr wahrscheinlich den weniger greifbaren Dingen zugewandt haben. Gott, die Seele, Errettung und Erlösung, Bewusstsein, Liebe, freier Wille und eine rein spirituelle Ursache aller Dinge wird Ihnen unter Umständen als etwas sehr viel Realeres und Wirklicheres vorkommen als Elementarteilchen und Energiefelder. Ich vertrete folgende Theorie: Wenn Sie imstande wären, Ihr Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Achtsamkeitsvermögen nach Belieben zu fokussieren, dann könnten Sie tatsächlich das Universum wählen, das Sie dem Anschein nach bewohnen.
aus:
B. Allan Wallace, Die Achtsamkeitsvevolution, O. W. Barth Verlag, Frankfurt/Main 2008, 3. Aufl. S. 19ff.
dazu eine kleine Geschichte, die ich in einem YouTube-Kommentar gefunden habe:
Ein alter Indianer erzählte seinen Enkeln: „Das Leben eines jeden Menschen ist ein Kampf. Ein Kampf zwischen zwei Wölfen. Der Eine ist: Angst, Wut, Neid, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Missgunst und Verrat. Der Zweite ist: Freude, Demut, Liebe, Vertrauen, Großzügigkeit, Wahrheit und Mitgefühl.“
Eines der Kinder fragte: „Großvater, welcher Wolf gewinnt?“
Der Alte sah ihm in die Augen und sagte: „Der, den du fütterst.“