Dienstag, 10. März 2015

»Laßt euch nicht länger von den Hühnern beschämen.«

Als ich zum ersten Mal nach Thailand ging, um dort in den Waldklöstern zu üben, dachte ich, ich würde mich an einen ruhigen, idyllischen Ort begeben. Tatsächlich war es dort lauter als in den verkehrsreichsten Gegenden von Boston, hauptsächlich wegen der wilden Hühner. Sie sind sehr laut und machen fortwährend Radau. Dabei scheinen sie sich köstlich zu amüsieren.
Mein dortiger Lehrer, Ajahn Buddhadasa, mochte die Menschen aus dem Westen wirklich, aber es machte ihm auch Spaß, uns manchmal zu schelten. Er pflegte zu sagen:

„Schämt ihr euch nicht vor den Hühnern? Sie leiden nicht an Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen, noch bekommen sie Geschwüre. Sie sind frei von nervöser Anspannung und neurotischen Störungen. Menschen nehmen tonnenweise Medikamente zu sich, während die Hühner ohne sie auskommen. Und doch sind es die Hühner, die mit einem friedlichen Geist tief schlafen, Daß wir als Menschen geboren sind, gibt uns ein Recht darauf, neurotisch zu sein, aber ist das ein Segen oder ein Fluch? Bitte findet eine Methode im Dharma, wie die des Ânâpânasati, bevor es zu spät ist. Lebt glücklicher und laßt euch nicht länger von den Hühnern beschämen.“
Ajahn Buddhadasa, zit. nach Larry Rosenberg (in Mit jedem Atemzug, Arbor Verlag – Leseprobe)
Diese Freude kann nicht erzwungen werden; sie entsteht einfach, wenn die Bedingungen stimmen – so wie wenn eine Blume erblüht, wenn die entsprechenden Bedingungen gegeben sind. Zum Teil hat das mit der Tatsache zu tun, daß Sie Ihre Sorgen hinter sich gelassen haben, aber zu einem anderen Teil ist sie eine natürliche Eigenschaft eines gesammelten Geistes. Seinen Geist schnell und leicht sammeln zu können ist eine wundervolle Fähigkeit, die man üben kann.

Larry Rosenberg, Mit jedem Atemzug, Arbor Verlag
zum letzten Zitat siehe auch:

Du brauchst ihn nicht von weit her herbeizurufen; 
er kann es weniger erwarten als du, 
dass du ihm auftust. 
Es ist ein Zeitpunkt: 
Das Auftun und das Eingehen. 
Wo und wann Gott dich bereit findet, 
so muss er wirken und sich in dich ergiessen; 
in gleicher Weise, 
wie wenn die Luft klar und rein ist, 
die Sonne sich ergießen muss 
und sich nicht zurückhalten kann. 
Es wäre sicherlich ein sehr großer Mangel an Gott, 
würde er nicht große Werke in dir wirken 
und großes Gut in dich eingießen, 
wenn er dich so ledig und so frei findet. 
Es ist ein Augenblick: 
das Bereitsein und das Eingießen.