Montag, 13. August 2018

Warum Beziehungen scheitern

Ich las kürzlich eine Studie des Paar-Forschers John Gottman über die Stabilität in Beziehungen. Er richtete eine Art kleiner Pension als Labor ein. Dort brachte er Paare für ein Wochenende unter, verkabelte sie für die Gewinnung physiologischer Messdaten und beobachtete ihre Reaktionen aufeinander. Mit 94-prozentiger Sicherheit kann er vorhersagen, ob Paare sich scheiden lassen werden. Eine eindrucksvolle Quote.

Gottman identifizierte zwei Phänomene, die hochinteressant sind. Das erste: Paare, die sich in Zukunft scheiden lassen werden, kommen in die Pension und sprechen ganz ruhig miteinander. Aber es ist eine angespannte Ruhe, wie ein Gehen auf Eierschalen. Obwohl sie ruhig miteinander reden, zeigen die physiologischen Messdaten, dass sie sehr erregt sind, so stark, als stünden sie einem Raubtier gegenüber.

In einer unglücklichen Beziehung betrachten sich die Partner sozusagen gegenseitig als Raubtiere. Ihre Worte dienen nicht der Kommunikation, sondern sollen vielmehr Angriffe verhindern und die Oberfläche ruhig halten. Was aber liegt unter der Oberfläche? Nach Freuds Auffassung liegt das Unbewusste darunter. Man kann auch sagen, dass das Kaputte und Verworrene darunter liegt, das, was sich nicht in eine vernünftige Form bringen ließ. Niemand will die Tür dorthin öffnen. Manche aber tun es – und zwar in Form einer Freud’schen Fehlleistung.

Und damit sind wir beim zweiten von Gottman beobachteten Phänomen. Angenommen, die Frau geht zum Fenster und sagt: „Oh, schau, da draußen ist ein Roter Kardinal!“ (also die seltene Vogelart mit dem ungewöhnlichen Aussehen). Das ist zunächst etwas Triviales. Aber es ist auch eine positive Bemerkung – zwanzig solche Bemerkungen davon täglich wären eine gute Dosis für die Beziehung. Der Mann hat nun zweimal zwei Möglichkeiten, zu reagieren.

Die erste: „Wer interessiert sich schon für deinen blöden Vogel!“

Die zweite: Genervtes, verächtliches Stöhnen – und dann geht er hin und schaut sich den Vogel an.

Die dritte: Er verzichtet zwar auf das verächtliche Stöhnen, verhält sich aber entsprechend.

Und die vierte: Er verhält sich wie ein zivilisierter Mensch, der mit jemandem interagiert, den er wirklich mag, schaut sich den verdammten Vogel an und freut sich darüber. Und das mit dem Maximum an Aufrichtigkeit, die er aufbringen kann.

mehr:
- Warum Beziehungen scheitern (Jordan B. Peterson , Achgut.com, 09.08.2018)

2015 Maps of Meaning 5: Narrative, Neuropsychology & Mythology III / Part 1 (Jordan Peterson) {2:09:05}

Jordan B Peterson
Am 06.02.2015 veröffentlicht 
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