Dienstag, 8. März 2016

Ist Gott ein Farbfleck?

Der Benediktiner-Bruder David Steindl-Rast hat einen klingenden Namen und Fotos von ihm zeigen einen sympathischen, älteren Herrn mit gütigen Augen. Und doch, es muss gesagt sein, wenn er das, was er in einem Interview kurz vor seinem Vortrag in Salzburg ernst meint, und es ist zu befürchten, das er tut er, weiß man nicht, wieso er Christ und Benediktiner sein soll! Denn was Steidl-Rast sagt, steht in klarem Gegensatz zum Evangelium, zu Grundwahrheiten des christlichen Glaubens: Gott?

Steindl-Rast beruft sich auf die evangelische Theologin D. Sölle, die das Wort „Gott“ durch „Mehr“ ersetzt hat, weil er „mehr als alles“ ist. In manchen Dimensionen unseres Lebens begegnen wir, so weiter Steindl-Rast, diesem „mehr“ und das weist uns „auf das Göttliche“ hin! Das ist vor allem der Fall, wenn wir von etwas „ergriffen“ werden und uns ergreifen lassen, was immer es sei, jedenfalls ist diese Ergriffenheit „Dein Kontakt zum Göttlichen“ und „weist auf eine Richtung hin, die ich Gott nenne“.

Das kann ausgehen von Musik, von der Natur, von Kindern. Solches Erlebnis ist Beginn „von Mystik“. Mehr als eigenartig ist auch der Schlussgedanke: Im Buddhismus ist das Schweigen so wichtig wie bei uns Christen das Wort. „Dieses Schweigen, diese Stille verbindet uns.“

Aber lieber ist ihm offenbar das buddhistische Schweigen als das christliche Wort, denn: Die monotheistischen Religionen betonen „das Wort, und das Wort entzweit uns.“ Es hat zwar schon auch eine Stärke, aber im Dialog ist es eine Schwäche.

Was soll man zu all dem sagen? Seine Worte entzweien tatsächlich, nämlich ihn und jeden Christen, der das Evangelium ernst nimmt. Denn dort ist nicht von „dem Göttlichen“ und dem „Mehr“ die Rede, es lädt nicht ein, irgendeine „Richtung“ – Richtung wohin? - Gott zu nennen, Nein, das Evangelium spricht von dem Einzigen, der Kunde vom Vater gebracht hat, weil Er am Herzen des Vaters ruht. Und Gott offenbar sich nicht als Schweigen, sondern als „das Wort“ und dieses Wort wurde Fleisch und „hat unter uns gewohnt“.

mehr:
- Der 'Gott' des David Steindl-Rast ist ein gestaltloser Farbfleck (Andreas Laun, Katholische Nachrichten, 24.09.2010)
3Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. 4Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. 5Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen;… (2. Mose, 20:4, Bibel Text) 
mein Kommentar:
eine unklare Richtung ist mir zehnmal lieber als jemand, der so entsetzlich genau und mit furchterregender Sicherheit weiß, was richtig und falsch ist.

David Steindl-Rast: über das christliche Credo 1/2 [13:35]

Hochgeladen am 07.02.2011
Je weniger wir die spezifisch christliche Form des menschlichen Ur-Vertrauens, die wir im Credo bekennen, verabsolutieren und zur einzig richtigen machen, umso überzeugender werden wir sie finden." Das schreibt der Benediktinermönch David Steindl-Rast in seinem Buch "Credo - ein Glaube, der alle verbindet".

Zehn Jahre lang hat Steindl-Rast, der als einer der renommiertesten spirituellen Lehrer der Gegenwart gilt, an diesem Buch gearbeitet.

Der 1926 in Wien geborene und seit 1952 in den USA lebende Benediktiner führt - so er nicht auf Vortragsreisen ist - ein bescheidenes Leben in einer
Einsiedelei im Staat New York.

Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit. In seinem Buch "Credo" widmet er sich
der ältesten Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Es besteht aus nur 77 Worten. Dieses Credo ist in seinen Augen "gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben". Eine der Möglichkeiten, dieses Gemeinsame auszudrücken, ist für ihn das christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften einschließlich der Psychologie.

Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen Zeitgenossen Mystik erfahrbar werden könnte. Und - angesichts der Krise der religiösen Institutionen - ermutigt er dazu, in jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu brauchen. Steindl-Rast analysiert das Credo Wort für Wort und Satz für Satz. Erkenntnisleitend sind dabei jeweils drei Fragen, die sich durch alle Kapitel ziehen: Was heißt das eigentlich? Woher wissen wir das? Warum ist dieser Glaubenssatz so wichtig?

Motiviert ist Steindl-Rast von der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach Zugehörigkeit den stärksten Antrieb des Menschen bildet. Das Vertrauen darauf, dass es überhaupt so etwas gebe wie einen gemeinsamen Seinsgrund, verbinde die Menschheit über alle Grenzen hinweg. Das Credo nennt diesen Urgrund Vater. Zu ihm kann jeder Mensch in eine Sohn/Tochterbeziehung treten. In Logos führt Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran, dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind. Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog der Religionen.

Eine Sendung von Radio Ö1 aus der Reihe LOGOS, Gestaltung: Johannes Kaup