Donnerstag, 18. September 2014

»Moralische Verletzung« als Ursache für Suizide von US-Veteranen

I was sitting next to Melissa, a call responder at the VA Crisis Hotline in Canandaigua, N.Y., when she looked at me and whispered, ‘He just said he thinks he should walk out into traffic on Interstate 5 and end it all, that life is not worth living.’ 

On the other end of the line was a young man who’d been out of the Marines for four months. He was unemployed and broke and hadn’t eaten all day. He’d driven his father’s truck from the middle of the country to Southern California to be near Marine Corps Base Camp Pendleton and his buddies. But most of them were either overseas again or separated from the Marine Corps. He’d taken to drinking and occasionally smoking pot. After four years of military service and two combat tours in Iraq, he couldn’t find a steady job. Now he sat at a rest area near Camp Pendleton, contemplating suicide.

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Zitat:
But today, Shay says, soldiers face a different set of challenges flowing from multiple deployments. When they are sent on repeated combat tours, soldiers run a much higher risk of suffering what Shay describes as a “moral injury.” A moral injury occurs when a soldier’s concepts of trust and right and wrong do not survive the heat of battle. This breakdown can result from a soldier’s real or perceived failure under fire—or from the failure of a commander to properly lead. As a result of this moral injury, the soldier brings home the psychological habits he developed for coping with the intense stresses of combat. In other words, he returns to civilian life hypervigilant and trusting no one—a difficult way to live.
Another doctor who has examined the state of veterans today is Dr. David Spiegel of the Stanford Center on Stress and Health, who believes that the country is so checked out from the realities of the war on the ground, with assistance from the government, that “the troops come home with questions, and they don’t feel understood.” He points to the policy during the Bush administration that forbade the publication of images of returning soldier coffins at Dover Air Force Base. As a society we didn’t have to turn away from those images, since they were never even presented to us.
Spiegel notes that during Vietnam, the war became a central part of American culture. Whether you’d fought there, whether you were for or against the war, you cared about it deeply. It might have been better for the psyche of a soldier to be the object of protest than to be simply ignored. As Spiegel says, “Now we pretend the vets don’t even exist.”


Amerikas verletzte Seelen (1/7) [14:49]

Veröffentlicht am 01.04.2013
Im Krieg gibt es keine Sieger, nur Verlierer.

Kriege wirken immer nur zerstörerisch. Das betrifft nicht nur die Infrastrukturen, sondern auch die Psyche der Zivilbevölkerungen in den betroffenen Ländern. Nicht selten sind die Folgen der durchlebten Gewaltsituationen Traumata, die nur sehr schwer oder gar nicht überwunden werden können. Aber nicht nur die Opfer tragen seelische Narben davon, auch die Täter bleiben hiervon nicht verschont. Kein mit militärischen Mitteln ausgefochtener Konflikt geht spurlos an den eingesetzten Soldaten vorbei. Unabhängig davon, auf welcher Seite sie kämpfen. Das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Die medizinische Bezeichnung hierfür lautet: Posttraumatische Belastungsstörung, PTBS - (engl.: Posttraumatic Stress Disorder, PTSD)

Man muss sich eigentlich wundern, dass es den Mächtigen dieser Welt immer wieder gelingt, Menschen davon zu überzeugen, für ihre Interessen in den Krieg zu ziehen. Der ehemalige amerikanische Gerichtspsychologe, G. M. Gilbert, vermerkte in seinem Tagebuch über die Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg nach dem zweiten Weltkrieg auf Seite 270 eine Aussage Hermann Görings, die dieser am Abend des 18.04.1946 in seiner Gefängniszelle machte:

" ... Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg", sagte Göring achselzuckend. "Warum sollte irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, dass er mit heilen Knochen zurückkommt. Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Russland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso wenig in Deutschland. Das ist klar. Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. ... das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land."

siehe auch:
- Armee der Kaputten (Kristin Haug, 17.10.2013)

Sie haben Menschen umgebracht und Freunde sterben sehen. Sie wurden schwer verwundet und kämpfen nun gegen Depressionen und Angstzustände. Die Fotografin Elisabeth Real zeigt in ihrem Band “Army of One” hautnah, wie der Krieg sechs US-Soldaten verändert hat.

Sieben Buchstaben fassen sein Leben zusammen. Sein Gestern und sein Heute und sein Morgen. Tom Edwards hat sich das Wort “Veteran” auf den Rücken tätowieren lassen. Der US-Soldat war zweimal im Irak. Er hat dort einen Freund sterben sehen, kam bei einem Unfall selbst fast ums Leben und hat Menschen getötet. Wie viele – das weiß er nicht mehr.
- Nach dem Schlachten (Neal Hirschfeld, der Freitag, 18.06.2014)

Porträt Christian Slater hat sich freiwillig gemeldet, die Toten im Irak einzusammeln. Denn für Marines gilt: "Keiner wird zurückgelassen." Das hat ihn fast den Verstand gekostet

Von all den Toten, die sie geborgen haben, ist der erste ihm immer noch am besten in Erinnerung. Der Officer hatte seine Einheit im Bunker zusammengerufen, um die Leiche eines 19-Jährigen erkennungsdienstlich zu behandeln, den ein Schrapnell am Kopf getroffen hatte. Das war keine Übung mehr. Das hier war echt. Sie waren im Irak, mitten im sunnitischen Dreieck – und vor ihnen lag ein im Einsatz getöteter Marine.


Der Officer sprach in väterlichem Ton: „Ich habe einen Flug für ihn. Ihr habt vier Stunden. Macht es in Ruhe, lasst euch Zeit.“ Einer von ihnen öffnete den Leichensack und entfernte den Helm des Toten. Die anderen standen da wie versteinert.


„Halt ihn hoch“, befahl Corporal Dan Cotnoir, der durch seinen zivilen Job als Bestattungsunternehmer den anderen gegenüber im Vorteil war. „Ich will sehen, ob er eine Identifikationsmarke trägt oder Ausschusswunden aufweist.“ Also zog sich Christian Slater Gummihandschuhe an, stellte sich neben die Leiche, packte die Schulterriemen der schusssicheren Weste des Marine und zog den Torso nach oben.


Slater war 21 Jahre alt, er hatte noch nie eine Leiche aus der Nähe gesehen. Jetzt berührte er eine, und sie trug auch noch die gleiche Uniform wie er. Dann passierte es, ein spritzendes Geräusch, gefolgt von einem Platschen. „Shit“, sagte Cotnoir leise.

Slater fragte: „Ist gerade das passiert, was ich vermute?“

„Ja“, sagte Cotnoir. „Genau das.“

Der Helm war das Einzige gewesen, was alles zusammengehalten hatte. Weil der Oberkörper des Toten ihm die Sicht versperrte, konnte Slater nicht sehen, wie der Inhalt des Schädels herausfiel. Die anderen sahen es. Sie stürzten zur Tür und übergaben sich draußen in den heißen Sand.
Begleittext:
Nach Schätzungen leiden mindestens 15 Prozent der US-Soldaten, die aus dem Irak oder Afghanistan zurückgekehrt sind, an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Betroffenen berichten von Sinneseindrücken, die sie nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen – und von dem Gefühl, bestimmte Situationen immer wieder zu erleben. Oft kommen Wahnvorstellungen hinzu. Zudem klagen PTBS-Patienten über Schlaflosigkeit, Wutanfälle und Depressionen. Unbehandelt endet die Belastungsstörung oft tödlich. Nach Angaben des Kriegsveteranen-Ministeriums von 2011 töten sich in den USA im Schnitt jeden Tag 18 Veteranen selbst. Ein Problem bei der psychischen Behandlung ist zum einen die hohe Zahl der Betroffenen, zum anderen suchen viele erst spät Hilfe – wenn sie sich bereits in einer psychisch extrem schlechten Verfassung befinden. Die Soldaten befürchten, dass die Frage nach psychischer Hilfe ihrer Karriere schaden könnte oder dass sie ausgemustert werden. Hinzu kommt, dass sie die gesamte Ausbildung hindurch auf Härte und das Ignorieren von Schmerzen trainiert wurden. Probleme einzugestehen, fällt ihnen daher besonders schwer.


Zitat:
frontal21: Vom Vaterland vergessen - Kranke Soldaten nach Kriegseinsatz 07.05.2013 [8:43]
Veröffentlicht am 12.05.2013
Immer mehr deutsche Soldaten macht der Dienst für ihr Land psychisch krank. Häufig tritt die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, dabei erst nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr zutage. Die traumatisierten Kameraden kämpfen dann nicht nur gegen die Bilder im Kopf, sondern auch gegen die Mühlen der Bürokratie. Denn die Verfahren zur Anerkennung auf Wehrdienstbeschädigung ziehen sich über Monate, zum Teil Jahre. Dabei sind die ehemaligen Soldaten auf die finanzielle Unterstützung der Bundeswehr angewiesen, um so für ihre Familien sorgen zu können. Das Problem ist dem Verteidigungsministerium bekannt, doch trotz Kritik des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus ändert sich nichts. Frontal21 über ehemalige Soldaten, die wegen einer Versorgungslücke in Hartz IV landen.

Zitat Helmut Schmidt:
Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt (89) sprach als Redner beim Gelöbnis auf dem Platz der Republik vor dem Deutschen Bundestag die jungen Soldaten direkt an, der Altkanzler berichtete über seine eigenen Erfahrungen als Soldat und die Lehren daraus. Helmut Schmidt versicherte den 500 Rekruten:
“Liebe junge Soldaten! Ihr habt das große Glück - ganz anders als ich als Rekrut des Jahres 1937!, - Ihr habt das Glück, einer heute friedfertigen Nation und ihrem heute rechtlich geordneten Staat zu dienen. Ihr müsst wissen: Euer Dienst kann auch Risiken und Gefahren umfassen. Aber Ihr könnt Euch darauf verlassen: Dieser Staat wird Euch nicht missbrauchen. Denn die Würde und das Recht des einzelnen Menschen sind das oberste Gebot - nicht nur für die Regierenden, sondern für uns alle.”[gefunden bei "Ihr könnt Euch darauf verlassen: Dieser Staat wird Euch nicht missbrauchen." (Liberales Netzwerk, 20.07.2008)]

siehe auch: