Donnerstag, 3. April 2008

Viktor von Weizsäcker, Arzt und Denker gegen den Strom

Eine Würdigung des „Vaters der Psychosomatischen Medizin“ anlässlich des Erscheinens der Gesammelten Schriften

Fragte man heutige Mediziner, dann dürfte die Kenntnis von und die Erinnerung an den großen Arzt, den scharfsinnigen Vor- und Nachdenker des Faches und den Vertreter einer Humanmedizin im Wortsinne eher begrenzt sein. Fast scheint Viktor von Weizsäcker am bekanntesten als Onkel eines Bundespräsidenten und eines bekannten Physikers, Friedensforschers und Philosophen. Carl Friedrich von Weizsäcker zeichnet auch als Mitherausgeber der Gesammelten Schriften: Nach 20 Jahren wurde die Werke-Herausgabe Viktor von Weizsäckers in zehn Bänden abgeschlossen (1).

Viktor von Weizsäcker (1886–1957) vereinte in seiner Person Vielfalt und Exzellenz: Er begann als Physiologe, habilitierte sich als Internist, wurde 1930 Professor für Neurologie in Heidelberg, 1941 Ordinarius für dieses Fach in Breslau und 1946 Ordinarius für Allgemeine klinische Medizin in Heidelberg. Richard Siebeck, der Nachfolger Ludolf von Krehls, hatte sich dafür eingesetzt. Von Weizsäcker war aber mehr. Er wurde zum Hauptvertreter einer vor ihm kaum bestehenden Medizinischen Anthropologie, zum Vater der Psychosomatischen Medizin in Deutschland und zu einem respektierten Philosophen mit Beiträgen vor allem zur Phänomenologie, zur Erkenntnistheorie und zur Naturphilosophie. Aber die Medizin, ihre Funktion in der Gesellschaft, die Rolle des Arztes, die Beziehung von Arzt und Patient, und – immer mit reflektiert – die Stellung des Patienten in der Medizin blieben sein ganzes Leben Gegenstände vorrangigen Interesses.

mehr:
Viktor von Weizsäcker: Arzt und Denker gegen den Strom (Sven Olaf Hoffmann, Dtsch Arztebl 2006; 103(11))