Mittwoch, 20. August 2014

Wo Begabte sich verlieben

--> In den USA gibt es jetzt ein Dating-Portal für die hochintelligenten Mitglieder der Organisation Mensa. Ein Gespräch mit dem Marketingleiter John McGill
DIE ZEIT: Besteht die Hochbegabten-Organisations Mensa aus lauter Nerds – ein IQ von über 130 Punkten, aber null soziale Fähigkeiten?
McGill: Nun, bei unseren Veranstaltungen habe ich nie das Gefühl, dass dem so ist. Unsere Mitglieder tun sich dort nicht besonders schwer, mit anderen ins Gespräch zu kommen.
ZEIT: Also ist es nur ein Klischee, dass Hochbegabte Kontaktschwierigkeiten haben?
McGill: Klar, manche sind nicht so gut darin, auf andere zuzugehen. Viele Hochbegabte wurden in ihrer Jugend stigmatisiert, zum Beispiel von ihren Klassenkameraden ignoriert oder gemobbt. Das prägt natürlich. Sie haben deshalb gelernt, ihr Anderssein und auch ihre Fähigkeiten zu verstecken, um besser zu den anderen zu passen. Oder sie ziehen sich komplett zurück. Das macht die Partnersuche kompliziert.
ZEIT: Brauchen Sie deswegen gleich eine eigene Partnerbörse, wie sie das bei Mensa USA jetzt anbieten?
McGill: Wir haben unsere Mitglieder gefragt, und Ihr Interesse an einer Partnerbörse war sehr hoch. Ich denke nicht, dass sie die Dating-Seite wirklich brauchen. Aber es ist eine gute Chance für Sie, Leute mit ähnlichen Interessen kennen zu lernen.
ZEIT: Gibt es nicht eher um einen ähnlichen Intelligenzquotienten?
McGill: Auch das ist ein Gemeinsamkeit. Wenn man ein nach einem Partner sucht, ist es gut, zu wissen, worin man sich ähnlich ist.
ZEIT: Spricht man auf einer Party nicht er denjenigen an, den man am attraktivsten findet?
McGill: Wer zu wem passt, hängt davon ab, was einem in einer Beziehung wichtig ist, und was man an einer Person attraktiv findet. Das kann natürlich auch das Aussehen sein. Viele Studien zeigen aber, dass Intelligenz bei der Partnersuche eine große Rolle spielt.
ZEIT: Wir kennen wer kann die Dating-Seite MensaMatch, die sie zusammen mit dem Portal Match.com aufgebaut haben, nutzen?
McGill: All unsere 50.000 Mitglieder in den USA. Zusätzlich kann jeder, der bei Match.com angemeldet ist, auf seinem Profil angeben, dass er sich für Mensa-Mitglieder interessiert. So können unsere Mitglieder auch mit anderen Match.com-Mitgliedern in Kontakt kommen.
ZEIT: Wie viele Menschen haben sich schon über MensaMatch kennen gelernt?
McGill: Es ist noch viel zu früh, um sagen zu können. Ich weiß aber, dass bereits Tausende Mitglieder von Match.com auf ihren Profilen angegeben haben, dass sie sich für uns interessieren. Von unseren Mitgliedern haben sich bisher 800 auf der Dating-Seite registriert.
ZEIT: Hoffen Sie auch, durch die Seite neue Mitglieder zu werben? In den USA gibt es etwa 6 Millionen Menschen, die einen Mensa-adäquaten IQ haben.
McGill: Nein. Ich war sogar überrascht, wie viel Aufmerksamkeit wir durch diese Sache bekommen haben. Internationale Journalisten und Entertainer haben sich darüber lustig gemacht. Trotzdem wissen wir noch nicht, ob sich wegen der Dating-Seite neue Mitglieder bei uns melden werden.
ZEIT: Bei Mensa Deutschland haben sich einige Hochbegabten-Pärchen bei gemeinsamen Vereinsaktivitäten kennengelernt. Ist das in den USA nicht möglich?
McGill: Doch. Wir bieten viele Veranstaltungen an, das geht von Vorträgen, etwa über den Weltraum, bis hin zu Schnorchelkursen, auf denen man natürlich auch potentielle Partner kennen lernen kann. Heute lernen sich aber immer mehr Menschen online kennen. Das können unsere Mitglieder jetzt eben auch.

Das Gespräch führte Leonie Seifert
Hochbegabte: Wo Begabte sich verlieben, aus ZEIT 34/2014

Aus dem Leben eines Hochbegabten – Maximilians Welt [22:23]
Veröffentlicht am 27.04.2015
Der elfjährige Maximilian Janisch aus Meierskappel hat einen Intelligenzquotienten von 149+, das heisst, reizt die gängige Skala aus. Seine Leidenschaft gilt der Mathematik, in der er von seinem Vater, einem Mathematik-Professor im Ruhestand, gefördert wird. Einblicke in die Welt eines Hochbegabten.

Maximilian absolvierte die Primarschulzeit im Schnellzugstempo: Er übersprang drei Klassen und landete mit acht Jahren am Gymnasium Immensee, wo er ein Jahr später die Matura im Fach Mathematik absolvierte. Seine Klassenkameraden sind heute 14 und 15 Jahre alt.

Alle zwei Wochen fährt der Elfjährige mit seinem Vater an die Universität Zürich, wo ihm der renommierte Mathematik-Professor Camillo De Lellis ein speziell auf ihn zugeschnittenes Förderprogramm bietet. «Ausnahmetalente wie Maximilian sind gar nicht so selten – speziell ist seine Art der Förderung», sagt Maximilians Vater Thomas Drisch, der seinem Sohn jeden Abend die Übungsstunde «Mathe für Maximilian» angedeihen lässt.

«Moi, un phénomène? L’université à dix ans – facile!» – so lautet der Titel der Biographie, die Maximilian mit seinem Vater als Ghostwriter geschrieben hat. Reporterin Helen Arnet begleitet Maximilian und seinen Vater Thomas Drisch auf eine Buch-Promotionstour nach Paris, wo Interviews bei verschiedenen grossen Fernseh- und Radiostationen auf dem Programm stehen. Dabei erhält sie überraschende Einblicke in eine besondere Familienkonstellation.
aktualisiert am 14.10.2015