Freitag, 7. August 2020

Equus – Die Geschichte von Pferd und Mensch


Arte-Mediathek
Verfügbar vom 05/08/2020 bis 04/09/2020

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Im Miozän veränderte sich das Klima grundlegend. Vor allem in Nordamerika wurde es trockener, die Wälder schrumpften, und offene Graslandschaften entstanden. Dies hatte einen bedeutsamen Trend in der Pferdeevolution zur Folge. Die Pferde passten sich nach und nach an die neuen Bedingungen einer Steppenlandschaft an. Sie wurden größer, um sich in der freien Landschaft schneller fortbewegen zu können, und entwickelten, weil sie ihre Ernährung allmählich von Laub auf Gras umstellten, vergrößerte Zahnkronen-Flächen, spätere Vertreter erhöhten auch die Zahnkronen. Allerdings waren die Zähne der Anchitherinae noch nicht so hochkronig wie die späterer Pferdevertreter.
Nach den oligozänen Formen (MesohippusMiohippus) lebten im Miozän spätere Gattungen der Anchitherinae in Nordamerika, die eine erste deutliche Zunahme der Körpergröße durchliefen, so erreichte Kalobahippus schon rund 400 kg. Die der Unterfamilie namengebende Gattung Anchitherium gelangte über die Bering-Brücke auch nach Eurasien. Damit war es die erste Gattung der Pferde, die diesen Kontinent nach dem Verschwinden der frühen Pferdeartigen im Eozän wieder besiedelte. Anchitherium war von China bis Spanien verbreitet, dennoch starb seine Linie nachkommenlos aus. Zu den Vorfahren der heutigen Pferde entwickelten sich andere, nordamerikanische Gattungen der Anchitherien wie Parahippus, das vor etwa 23 Millionen Jahren auftauchte. Das Tier besaß noch drei Zehen, hatte aber längere Zähne als seine Vorfahren. Aus ihm entwickelte sich vor 18 Millionen Jahren Merychippus, das bereits zur selben Unterfamilie (Equinae) wie heutige Pferde gerechnet wird. Dieses Pferd war etwa 1 Meter hoch, und der Gesichtsschädel ähnelte schon dem eines modernen Pferdes. Auch Merychippus besaß noch drei Zehen, doch stand das Tier schon völlig auf den Zehenspitzen. Die Zähne hatten hohe Furchen mit einer dicken Zahnschmelzschicht.
Aus Merychippus-ähnlichen Tieren entwickelte sich einerseits der Seitenzweig der Hipparionini, zu dem unter anderen Hipparion und Hippotherium gezählt werden, andererseits die Equini, zu denen die heutigen Arten gehören. Während Merychippus auf Nordamerika beschränkt war, wanderte Hipparion vor etwa 12 Millionen Jahren über die Beringlandbrücke nach Eurasien ein und ersetzte dort AnchitheriumHipparion erreichte als erste Pferdegattung auch den afrikanischen Kontinent.
Innerhalb der Equini, die sich währenddessen in Nordamerika weiterentwickelten, verschwanden langsam die seitlichen Zehen. Einer ihrer ältesten Vertreter war Pliohippus, der vor rund 15 Millionen Jahren in Nordamerika lebte. Es sah den modernen Pferden schon sehr ähnlich und war bereits einzehig.[9][21][Equidae, Miozän, Wikipedia, abgerufen am 07.08.2020]
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Coronazeiten – Carl Schmitt: »Das Normale beweist nichts, die Ausnahme beweist alles!



»Normal«- oder »Ausnahmezustand«

Soziologïnnen beobachten Kommunikationen, auch wenn sie ‚Gesellschaft‘, ‚Diskurse‘, ‚Strukturen‘, ‚Schichten‘, ‚Habitus‘, ‚Klassen‘, ‚Subkulturen‘ oder sonst etwas sagen. Viren beobachten sie jedenfalls nicht. Dies gilt erst recht für Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaftlerïnnen. Wenn wir überhaupt etwas zu „Corona“, „Covid-19“ oder „SARS-CoV-2“ beitragen können, dann niemals zum Virus als Virus in seiner biologischen Realität, sondern ausschließlich zur Kommunikation über das Virus, also darüber, wie Informationen mitgeteilt werden und wie daran wiederum kommunikativ angeschlossen wird.

Es mag Biologen, Virologen, Biochemiker geben, die alles über das Virus wissen, wie es sich in welcher Umgebung verhalten wird, wo es gedeiht und wo es vergeht. Aber auch sie müssen dieses Wissen kommunizieren – und das findet nicht auf der Ebene der biologischen Autopoiesis des Virus statt, sondern in der Gesellschaft und ihren Regeln der Anschlussfähigkeit und Beachtung. Insofern ist die Corona-Kommunikation, vom ausgewiesenen Fachmann bis zum Laien, immer Kommunikation über das Virus – und damit abhängig von den Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, die für soziale Systeme – oder meinetwegen auch: für Diskurse, für kommunikatives Handeln, für Sprache als System arbiträrer Zeichen – überhaupt gelten.

Die Corona-Kommunikation findet in der Gesellschaft statt, nicht außerhalb. Und auch diese Unterscheidungen von Referenzen – Gesellschaft/Umwelt; Kommunikation/Virus – finden sich nicht in der „Umwelt des Systems, sondern nur im System selbst“, um mit Niklas Luhmann zu formulieren, was im Grunde seit Ferdinand de Saussures Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft von 1916 als konsolidiert gelten darf: Die Differenzen diakritischer Zeichen, die wir für die Bezeichnung der Welt benutzen, kommen in der Welt so nicht vor.

Dies alles bestreitet nicht die Expertise der Experten. Es besagt aber wohl, dass auch die renommiertesten Virologïnnen und Epidemologïnnen das, was sie über das Virus, seine Ausbreitung, seine Wirkungen auf den menschlichen Körper und seine Bekämpfung wissen, in Worte kleiden oder mit Schaubildern illustrieren müssen, deren konkrete Form immer auch anders möglich, also kontingent ist, und deren Rezeption und Resonanz sie nicht selbst kontrollieren können.

Es kann immer so oder auch anderes formuliert werden, jenes Diagramm oder diese Metapher gewählt werden. Und es kann immer auch anders angeschlossen oder ‚verstanden‘ werden, je nachdem, wie Informationen auf Mitteilungen bezogen und in Geschichten (diachron) und Kontexte (synchron) eingebettet werden. Ob sich auf dieser Ebene der Auswahl und Kombination von Zeichen signifikante Muster ergeben, ist eine Frage, für die sich die Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften für zuständig halten dürfen. Auf dieser Ebene operiert dieses Essay.

mehr:
- Von der Grippe zur Seuche. Corona-Kommunikation (Niels Werber, Pop-Zeitschrift, 24.03.2020)
siehe auch:
Können Maschinen denken? (Post, 05.08.2018)
- Wie kommt der Geist in die Materie? (Post, 25.01.2018)
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