Montag, 8. August 2016

Die neurologischen Quellen von Kreativität

Neurowissenschaftler ergründen nicht nur die Quellen der Kreativität, sondern auch, woher sie sich speisen
Die Erforschung der Kreativität ist so etwas wie der heilige Gral der Psychologie und Neurowissenschaften. Viele Forscher, die sich damit befassen, sehen in der Kreativität den Ursprung dessen, was den Menschen zum Menschen macht: die Fähigkeit zu Kunst, Wissenschaft und Technik, die Fähigkeit, die Welt zu erklären und zu verändern, sie mit immer neuen begrifflichen und technischen Werkzeugen zu fassen.
Darüber kann man streiten: Was uns, wenn Michael Tomasello vom MPI für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig recht hat, von den Menschenaffen unterscheidet (und was wir mit Vögeln gemeinsam haben), ist unsere Fähigkeit zu Empathie und Kooperation. Durch Einsicht zu einer neuen Lösung können hingegen sogar Tauben finden. Und trotzdem: Wenn es zu erklären gelänge, wie der Mensch die Ideen entwickelt, mit denen er die Welt begreift, könnte die Wissenschaft letztlich ihre eigene geistige Quelle erklären.

Darum befassen sich Psychologen schon seit bald hundert Jahren mit dem Thema, und eigentlich sogar länger, wenn man etwa den Kriminologen Cesare Lombroso dazurechnet, der schon 1864 das Klischee von "Genio e follia" ("Genie und Wahnsinn") in seinem Buch mit diesem Titel zu belegen versuchte. Aber erst im 20. Jahrhundert begann eine bis heute nachwirkende Beschäftigung mit dem Thema.

Freud vertrat die Idee, alle kreative Betätigung diene dazu, verdrängte Begierden zu sublimieren (eine angesichts ihrer Falsifikationsresistenz und Frechheit erstaunlich langlebige Idee), Graham Wallas beschrieb die bis heute gültigen Phasen einer kreativen Lösungsfindung (Vorbereitung, Inkubation, Ahnung, Erleuchtung, Ausarbeitung), und Ende der 40er Jahre operationalisierte endlich Joy Paul Guilford das Konzept so, dass es für quantitative Studien brauchbar wurde: Er behauptete als kognitives Kernmerkmal der Kreativität die Fähigkeit zu divergentem Denken, also dazu, von einem Ausgangsbegriff aus möglichst viele Assoziationen zu bilden.

Das lässt sich leicht an dem Test illustrieren, den Guilford dazu erfand, dem "Unusual uses"-Test: Man nehme einen Alltagsgegenstand – meistens einen Ziegelstein – und frage: "Was kann man damit machen?" Je mehr und je originellere Antworten jemand findet, als desto kreativer gilt er.

mehr:
- Ideen aus dem neuronalen Untergrund (Konrad Lehmann, Telepolis, 07.08.2016)

Kreativität | Folge 9 | ALPHA - Sichtweisen für das dritte Jahrtausend [59:16]

Hochgeladen am 27.10.2011
Was ist Kreativität? Was zeichnet kreative Menschen aus? Schlummert in uns allen Kreativiträt? ALPHA erklärt, daß Kreativität die schöpferische Kraft ist, in einem Bereich etwas Neues entstehen zu lassen. Kreativität heißt aber auch, etwas zu finden, was bereits im Menschen angelegt ist - das wir aber ausgeblendet oder vergessen haben. Kreativität ist die Kraft, die uns ungewohnte Situationen bewältigen läßt und Veränderungen überhaupt erst möglich macht. Damit ist sie ganz entscheidend für Fortschritt und Wandel. ALPHA zeigt, wie kreatives Potential aktiviert wird, und untersucht, wieso Kreativität eine zentrale Sinnquelle in unserem Leben ist. Weil Kreativität immer auch mit Problemlösung zu tun hat, steht fest: Unsere Zukunft ist untrennbar mit der menschlichen Kreativität verknüpft. Experten: Vera F. Birkenbihl, Dr. Andreas Novak, Prof. Dr. Matthias Varga v. Kibéd, A. Karl Schmied, Kay Hoffman.

"Genie oder Wahnsinn: Was ist Kreativität?" - Podiumsdiskussion [46:01]

Veröffentlicht am 15.10.2012
Legendäre Rock-Leichen des Klub 27 und der einohrige Expressionist mit seiner wahnhaften Arbeitswut belegen es ebenso wie der nobelpreisbewährte Waffennarr oder das namentanzende Waldorfkind -- Mit den Kreativen stimmt etwas nicht. Exaltiert borderlinern sie am Rand der Gesellschaft entlang, immer bemüht um Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung. Was ist das Verhältnis von Bahnbrechendem und Zügellosigkeit? Wie stehen Zerstörung und Schöpfung zueinander? Gibt 
es Kreativität in den Bahnen des Bewährten? Und wo steht der Kreative in der Gesellschaft?

In der Abschlussdiskussion des ersten Kongresstages werfen unsere Diskutanten einen Blick auf die menschlichen und gesellschaftlichen Schattenseiten, die hellen Sternstunden und die trüben Grauzonen von Genie und Wahnsinn. „Was ist Kreativität?", fragt Publizist Dr. Hajo Schumacher seine Gäste. Rede und Antwort stehen Ralf Husmann, der geistige Vater des Bürodiktators Stromberg und anderer Fantasiegestalten des TV-Panoptikums und Tim Renner, der die Kreativität seiner musikalischen Entdeckungen zu formen und zu lenken, zu bremsen und anzustacheln weiß.

BEING INDIE - Freiheit, Kreativität und Selbstbestimmung (DOKU) [14:34]

Veröffentlicht am 05.03.2016
In der Kurz-Doku "Being Indie" besucht mein Bruder und Kameramann Dustin vier Spieleentwickler in Deutschland, die alle ihre eigenen Erfahrungen mit dem Wort "Indie - Unabhängigkeit" gemacht haben. Was genau bedeutet es eigentlich, unabhängig zu sein? Und lässt sich wirklich jeder Entwickler in eine bestimmte Richtung einordnen? 
Vielen Dank an Piranha Bytes, Daedalic Entertainment Studio West, Deck 13 und Studio Fizbin.
An dieser Stelle großen Respekt an Dustin, der mehrere Monate geplant, gedreht und geschnitten hat! :)
Danke an Dustin Hasberg

siehe auch:
- Milton H. Erickson – Not in der Kindheit: Zwang, nach Bewältigungsstrategien Ausschau zu halten (Post, 30.11.2015)
- Vom Blick aufs Negative und ewigen Glückspilzen (Post, 28.09.2012)