Freitag, 29. April 2011

Müde Richter kennen keine Gnade

Nach der reinen Rechtslehre sollten sich Gerichte nur an Fakten und Gesetzen orientieren. Doch die Experten meinen, dass Richtersprüche auch von psychologischen, politischen und sozialen Faktoren beeinflusst werden.

Wissenschaftler der Ben Gurion University in Beer Sheva (Israel) analysierten 1112 Richterentscheidungen – zum größten Teil über Bewährungsanträge von Strafgefangenen. Sie prüften dabei, ob die Tageszeit bzw. die zwei Essenspausen einen Einfluss auf die Gewährung der Anträge hatten. Der Arbeitstag der Richter wurde durch zwei Essenspausen – eine rund halbstündige Frühstückspause und eine nahezu einstündige Mittagspause – in drei Abschnitte unterteilt.

Die Anzahl der positiven Entscheidungen für den Antrag nahm von rund 65% am Anfang kontinuierlich bis auf fast Null am Ende ab. Nach jeder Pause stieg die Zahl der positiven Richtersprüche wieder auf fast 65%, um danach wieder abzufallen.

S. Danzinger et al.
(Korrespondenz: J. Levav, Columbia Business School, Columbia University, NewYork, NY 10027, USA;
E-mail: jl2351@columbia.edu) PNAS
2011 Published ahead of print April 11, 2011,
doi:10.1073/pnas 1018033108

aus: MMW-Fortschr. Med. Nr.17/2011