Da es oft lange dauert, bis man die Erlaubnis vom Patriarchen auf schriftlichem Wege bekommt, flog ich (am 8. Juli 1962) von Rom direkt nach Konstantinopel und suchte die Residenz des Patriarchen auf. Ich fand dort großes Entgegenkommen und erhielt die Erlaubnis noch am selben Tage. Der Besuch dort hat sich auch noch aus einem anderen Grunde gelohnt, insofern nämlich, als ich dort den Metropolit Konstantinidis kennenlernte und von ihm wertvolle Informationen für den Besuch auf dem Athos erhielt. Der Metropolit hat übrigens, trotz seiner Zugehörigkeit zur orthodoxen Kirche, in Rom am Päpstlichen Orientalischen Institut studiert und hat deswegen auch gegenüber der katholischen Kirche eine weitherzige Einstellung. Ich sagte ihm, daß es mir bei meinem Besuch auf dem Athos besonders daran liege das »Jesus-Gebet«, auch »Hesychasmus« genannt, besser kennenzulernen, weil es mich wegen gewisser Ähnlichkeiten mit den ostasiatischen Meditationsmethoden, Yoga und Zen, interessiere.
Bekanntlich besteht jene Gebetsweise darin, daß man bei jedem Atemzug den Namen Jesu anruft. Genaueres darüber wollte ich nachher aus dem Munde der Hesychasten selbst hören. Es wäre mir am liebsten gewesen, eine praktische Einführung in das Gebet zu bekommen, um seine Wirkungen aus Erfahrung kennen zulernen. Aber schon in Konstantinopel sagte man mir, daß der Erfolg dieses Experiments von der Körperbeschaffenheit des einzelnen abhinge und wenigstens 6 Wochen in Anspruch nähme, da diese Zeit notwendig sein, um mit dem geistlichen Führer eine innere Beziehung herzustellen. Es blieb mir daher nichts übrig, für dieses Mal auf das Experiment zu verzichten.
Am Morgen des 15. Juli bestiegen wir das Schifflein in Ierissos, das uns zum Ziel unserer Reise bringen sollte.
Blicken wir zusammenfassend zurück auf alles, was wir in mehrtägigen Gesprächen über den Hesychasmus gehört haben, so können wir uns fragen, ob diese Gebetsweise eine Beziehung zu den östlichen Meditationsmethoden, zu Yoga bzw. Zen, hat. Wenn man die Gebetstechnik, zumal die Verbindung zwischen Gebet und Atmung vergleicht, so sind gewisse Ähnlichkeiten nicht zu verkennen. Das Jesusgebet geschieht in der Weise, daß beim Einatmen der Name Jesu, nämlich »Jesus Christus, Sohn und Wort des lebendigen Gottes und Maria's« und beim Ausatmen »Erbarme dich meiner, des Sünders« gesprochen wird. Das Denken (den Geist) aus dem Kopf in das Herz verlegen, schließt notwendig ein, daß man das diskursive Denken ganz aufgibt; denn das ist nach unserer menschlichen Vorstellung nur im Kopf möglich. In Yoga und Zen wird großer Wert auf das richtige Atmen gelegt. Auch dort soll man die Gedanken aus dem Kopf nach unten verlegen, freilich nicht in das Herz sondern in den Unterleib unterhalb dies Nabels. Es scheint, daß man ursprünglich auch auf dem Athos sich auf diese Stelle des Körpers konzentriert hat und diese Technik Nabelbeschauung (von daher der griech. Name: Hesychasmus) nannte. Da ist freilich längst ein Wandel eingetreten. Man sagte mir ausdrücklich, dass die Nadelbefall »nicht mehr« gemacht würde. Es dürfte nicht leicht sein festzustellen, wann diese Umstellung stattgefunden hat.
(siehe dazu: Nabelschau, Hesychasmusstreit, Wikipedia)
Sicher ist gegenwärtig ein großer Unterschied in dieser Beziehung vorhanden. Denn jetzt kommt es beim Jesus Gebet für die Anfänger darauf an, den »Ort des Herzens« zu finden, während es in Yoga und Zen darauf ankommt, den Ort des »Hara« zu finden im Sinne des Schwerpunktes im Körper. Von den Hesychasten wird, wie ich in mehreren Gesprächen gehört habe, behauptet, dass schließlich das Herz selbst das Jesusgebet spricht, und zwar ununterbrochen bei Tag und bei Nacht, so dass man vom Hinhorchen auf das Herz reden kann. Was die Kontinuität betrifft, so finden wir, wenn man vom Inhalt des Gebietes absieht, eine Parallele im Zen. Es gibt dort z.B. das Koan »Mu«, bei denen in bestimmte Verbindung mit dem Atem das »Mu« (= Nichts) beständig wiederholt wird. Erfahrenen Zenmeister aber wissen, dass diese Übung mit dem Mu Tag und Nacht, und selbst im Schlafe fortgesetzt werden kann. Die Tatsache, dass man manchmal meint, Ikonen zu sehen bei der Übung des Hesychasmus, hat seine genaue Parallele in Yoga und Zen. In Hesychasmus nennt man das Teufelswerk, im Zen »Makyō« d.h. Teufelswelt. Beide lehren, dass man sich nicht auf solche »Visionen« einlassen darf.
[Quelle: Kyani Akti] |
Kloster Simonos Petras [Quelle: Constantine Alexander’s Blog] |
Mount Athos [Quelle: allnumis, siehe auch: Heiliger Berg, Heilige Berge in verschiedenen Regionen, Europa, (Wikipedia)] |
Text aus: Hugo M. Enomiya-Lassalle, Mein Weg zum Zen, Kösel-Verlag München 1988; Kap. V – Zen für Christen – Besuch auf dem Athos (1962), S. 92 ff.
siehe auch:
- Über die Notwendigkeit des Übens (Post, 14.02.2020)
Athos 1 Die Republik der Mönche Dokumentation {52:25}
Athos | Feature Documentary {1:35:35}
Bond v Aristotle Kristatos {2:11}
Einfuehrung in ZEN Meditation P Enomiya Lassalle SJ Teil 1 {13:07}
dimitris stavrianos
Am 01.05.2017 veröffentlicht
Am 01.05.2017 veröffentlicht
https://ds-simple.blogspot.com/2019/0…
Mount Athos
Mount Athos
Athos | Feature Documentary {1:35:35}
Sandicado TV
Am 15.02.2019 veröffentlicht
Am 15.02.2019 veröffentlicht
Mount Athos on a peninsula off the cost of Greece is one of Europe's last remaining secrets: a monks' republic. Access to women is strictly denied and in order to keep unwanted tourists out, visas are granted only to pilgrims and workers. For the first time, a filmmaker was given access to all forms of monastic life on the holy mountain.
Bond v Aristotle Kristatos {2:11}
kingfishertom
Am 06.03.2011 veröffentlicht
Am 06.03.2011 veröffentlicht
Kristatos bites the dust
Einfuehrung in ZEN Meditation P Enomiya Lassalle SJ Teil 1 {13:07}
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Am 04.10.2012 veröffentlicht
Am 04.10.2012 veröffentlicht
Einführung in ZEN Meditation von Pater Enomiya Lassalle SJ aus dem Jahr 1985
Einfuehrung in ZEN Meditation P Enomiya Lassalle SJ Teil 2 {14:22}
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Am 04.10.2012 veröffentlicht
Einführung in ZEN Meditation von Pater Enomiya Lassalle SJ aus dem Jahr 1985
aktualisiert am 18.02.2020