Wir haben in unserer heutigen Welt wenig Erfahrung mit der Stille, und unsere Kultur als Ganze scheint nur immer kompliziertere Töne und Klänge zu schätzen. Dennoch ist unsere Sitzpraxis still, und Retreats bringen eine sehr tiefgehende Stille mit sich. Erleuchtung ist auch die Große Stille genannt worden. In dieser Hinsicht widerspricht die buddhistische Praxis unserer Kultur. Sie widerspricht jeder Kultur.
Die meisten von uns schätzen bestimmte Arten von Stille. Wir sind alle schon einmal in einem Raum gewesen, in dem die Klimaanlage eingeschaltet war oder ein Kühlschrank brummte, und wenn das Gerät dann plötzlich abgeschaltet hat, haben wir erleichtert aufgeatmet. Eltern von Kleinkindern sprechen von der köstlichen (und häufig kurzlebigen) Stille am Ende des Tages, wenn die Kinder end-lich im Bett sind, der Fernseher ausgeschaltet und das Haus still ist. Einige von uns machen Urlaub an ruhigen Orten, und selbst in unserem Haus schätzen wir Momente, an denen wir allein in einen Raum gehen und ein Buch lesen oder einen Brief schreiben können.
Die Stille, von der ich spreche, ist tiefer als irgendeiner dieser Momente, und manchmal – wenn auch nicht aus schließlich – wird sie in tiefen Zuständen der Meditation erreicht. Sie reicht bis zu der tiefsten Stille, die Menschen in der Lage sind zu erleben.
Ich habe vor mehreren Jahren begonnen, mich für dieses Thema zu interessieren. Ein Grund dafür war, daß ich eine Reihe von Schülern hatte, die in ihrer Meditationspraxis ziemlich weit gekommen waren. Sie hatten die Schwelle einer profunden Stille erreicht, dann jedoch eine tiefe Angst erlebt und sich zurückgezogen. Mit dem Ziel, den Schülern größtmögliche Fortschritte zu ermöglichen, hatte ich mich gefragt, wie ich mit dem umgehen sollte, was sie zurückhielt.
Etwa zur selben Zeit sah ich einen Artikel in einer Zeitschrift, in dem es um die Erforschung der Ozeane ging. Dort hieß es, sie seien das letzte unerforschte Gebiet, das uns noch bliebe. Ich konnte nicht umhin zu denken, daß der Autor ein unerforschtes Gebiet ausgelassen hatte: das menschliche Bewußtsein.
Wir haben natürlich bestimmte Teile des Geistes erforscht und komplizierte Analysen dieser Berei-che durchgeführt. Aber es gibt immer noch riesige Bereiche, die in all den Jahrtausenden, die es nun Menschen gibt, unberührt geblieben sind. Einige wenige mutige Individuen sind dorthin vorgedrungen und zurückgekommen, um uns davon zu berichten, was sie gesehen haben. Aber die meisten Men-schen wissen nicht einmal, daß diese Orte existieren. Meditierende sind Psychonauten, um Robert Thurmans Ausdruck zu verwenden. Wir sind Forschende in dem faszinierendsten Bereich überhaupt. […]
In diesen beiden Bereichen ist unsere westliche Kultur – im Vergleich zu anderen heutigen Kultu-ren, und insbesondere im Vergleich zu Kulturen der Vergangenheit – reich. Wir besitzen mehr Dinge und haben mehr Dinge zu tun, wir gebrauchen Gedanken und Sprache in vielfältigerer Weise, als es zu irgendeiner Zeit in der menschlichen Geschichte der Fall war. Wir sind mehr als reich. Wir leben in außerordentlicher Fülle.
Innerlich jedoch sind wir verarmt. Unsere Kehle ist ausgedörrt und unser spiritueller Körper abge-magert. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, warum wir so viele äußere Dinge haben. Wir ver-wenden sie, um einen Hunger zu stillen, der nie aufzuhören scheint. Er scheint unstillbar zu sein.
Stille ist kein vollkommen geeigneter Begriff für das, was ich zu beschreiben versuche. Es gibt kei-nen vollkommenen Begriff dafür. Ich benutze gewissermaßen Worte für etwas, das genau das Gegen-teil des Sprechens ist (auch wenn es ebenso richtig ist, zu sagen, daß alles Sprechen daraus hervor-geht). Andere Lehrer und andere Kulturen haben Worte wie Nichts oder Leere dafür benutzt, aber auch diese Begriffe haben ihre Nachteile.
Stille, so wie ich den Begriff verwende, ist eine Dimension der Existenz. Man kann in ihr leben. Sie ist das, worum es beim spirituellen Leben eigentlich geht. Sie ist ganz wörtlich unauslotbarer, grenzenloser Raum, der von einer unermeßlich weiten Stille durchdrungen ist. Sie ist in gewisser Wei-se in uns – dort suchen wir sie –, auch wenn an irgendeinem Punkt in unserer Erforschung Begriffe wie innen und außen, all die räumlichen Begriffe, die ich gezwungen bin zu benutzen, überhaupt nichts bedeuten.
Die gesamte Geschichte der menschlichen Zivilisation zusammengenommen – Sprache, Kultur, Denken, Wirtschaft – ist relativ unbedeutend, verglichen mit dem, was hinter ihr steht. Stille ist eine Dimension der Existenz, und für einige Menschen – die es wahrscheinlich zu allen Zeit der Geschichte gegeben hat – war sie die Hauptdimension. Diese Menschen waren die außergewöhnlichsten Men-schenwesen. Sie haben gelernt, die Welt der Stille zu bewohnen und aus ihr heraus in die Welt des Handelns hinauszugehen.
Die erste Hilfe, die ich in dieser Richtung erhielt, stammte von meinem ersten buddhistischen Leh-rer, dem Ehrwürdigen Seung Sahn. Er war aus Korea in die Vereinigten Staaten gekommen und schien nur zehn bis fünfzehn englische Sätze zu sprechen, als er hier ankam. Aber er war im Gebrauch jener Sätze außerordentlich geschickt, ein Meister der dharmischen Klangbytes. Nach seiner Ankunft in Amerika reparierte er zunächst Waschmaschinen für Waschsalons, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und er schien mit nur zwei Sätzen auszukommen. „Das kaputt? Ich repariere.“ Aber schon nach kurzer Zeit hatte er einen Ruf als Zen-Meister, und an Freitagabenden kamen bis zu hundert Menschen, von denen viele einen Universitätsabschluß hatten, um ihn Vorträge mit jenen fünfzehn Sätzen halten zu hören.
In der Tradition, in der ich jetzt lehre, sind die Einzelgespräche recht informell, aber in seiner Zen-Tradition waren sie sehr formell, und jedesmal, wenn ich zu ihm kam, antwortete er, unabhängig von dem, was ich sagte, immer in derselben Weise. „Zuviel Denken!“ Er läutete die Glocke, und ich mußte gehen. Es war außerordentlich demütigend. Eines Tages hatte ich schließlich ein stilles Sitzen – wenn man uns nur genug Zeit gibt, dann erlebt jeder von uns Momente der Stille –, und ich kam zu ihm, um ihm aufgeregt von dieser Neuigkeit zu berichten. Während der ganzen Sitzung, so erzählte ich ihm, hatte ich nur einige wenige schwache Gedanken gehabt. Er sah mich völlig ungläubig an. „Was ist verkehrt am Denken?“ sagte er.
Er ließ mich wissen, daß nicht das Denken das Problem darstellt. Es ist unser Mißbrauch des Den-kens und unsere Abhängigkeit davon.
Der Weg in die Stille ist mit Hindernissen gepflastert. Das Haupthindernis ist Verblendung bezie-hungsweise Nichtwissen. Wir erleben Stille nicht, weil wir nicht wissen, daß sie existiert. Und auch wenn ich die Schwierigkeiten betone, ist es wichtig zu verstehen, daß Stille ein Zustand ist, der allen Menschen zugänglich ist. Sie ist nicht nur für die Einsiedler bestimmt, die hoch oben im Himâ1aya in Höhlen leben. Sie steht jedem zur Verfügung.
Der erste Teil der Reise besteht in der Übung des Atembewußtseins. Wenn Anfänger sich hinsetzen, um der Atmung zu folgen, dann nehmen sie typischerweise ungeheuer viel Lärm wahr, der ziemlich weit von der exquisiten Stille entfernt zu sein scheint, von der ich hier spreche. Die Tibeter haben für diese Phase der Praxis einen Ausdruck: "den kaskadenartig herabstürzenden Geist erreichen". Das klingt nicht gerade nach einer besonderen Errungenschaft. Sie nehmen wahr, daß sich Ihr Geist wie ein kaskadenartig herabstürzender Wasserfall verhält; er macht Lärm und fließt die ganze Zeit über.
Tatsache ist jedoch, das jedermanns Geist so beschaffen ist, nur wissen die meisten Menschen das nicht. Das zu sehen ist ein äußerst wichtiger Schritt. Unsere Welt wird sehr wahrscheinlich von Menschen regiert, denen nicht bewußt ist, daß ihr Geist wie ein Großstadtbahnhof unmittelbar nach Büroschluß ist. Ist es da etwa ein Wunder, daß sich unsere Welt in dem Zustand befindet, in dem sie sich nun einmal befinden?
Wir wundern uns nicht mehr über den Zustand, in dem sich die Welt befindet, sobald wir einmal unseren kaskadenartig herabstürzenden Geist gesehen haben und uns bewußt wird, wer in unserer Welt das Sagen hat. Wir müssen jedoch unserem Geist gegenüber nicht ungeduldig sein. Ungeduld hilft ohnehin nicht. Wenn Sie eine Weile still sitzen und ver suchen, mit Ihrer Aufmerksamkeit bei der Ein und Ausat mung zu bleiben, dann wird sich der Geist schließlich beru higen, und Sie werden Momente erleben, in denen der Atem seidig und weich ist und Sie einfach bei ihm bleiben können. Vielleicht nehmen Sie auch die Stille in der Pause zwischen den Atemzügen wahr.
Das ist ein erster Geschmack der Stille, und vielleicht finden Sie sogar eine gewisse Erfrischung darin. Es ist eine Begegnung mit einer sehr reinen Art von Energie. Es wird noch so viel mehr kommen. Aber solche frühen kurzen Begeg nungen geben Ihnen das Vertrauen, weiterzumachen. Und im Umgang mit der Stille ist ein gewisses Maß an Vertrauen außerordentlich wichtig.
Wir können noch viel tiefere Arten von Stille erfahren, aber nicht, indem wir danach streben, sie zu erreichen. Sobald Sie einmal mit Hilfe der Samatha-Praxis eine gewisse Ruhe erreicht haben, ge-schieht der Weg in die Stille dadurch, daß Sie sich mit Ihrem Lärm anfreunden und ihn wirklich ken-nenlernen. Der größte Krachmacher ist Ihr Ego, Ihre Neigung, sich an Dinge als Ich oder Mein zu hef-ten. Das Ego weiß, daß es in der Welt der Stille nichts zu suchen hat, denn die Stille gehört nieman-dem. Da gibt es nichts, was es sich aneignen könnte. Die Stille ist dort, wo das Ego nicht ist.
Daher ist eine viel bessere Herangehensweise an tiefe Stille – wenn Sie bereit dafür sind – das nichtwählende Gewahrsein. Ein gewisses Maß an Stille ist durch Konzentration zu erreichen, aber es entsteht eine andere Qualität von Stille durch das Begreifen, das keine Stille schafft, sondern diejenige entdeckt, die bereits vorhanden ist. Eine solche Stille werden Sie wahrscheinlich eher während eines langen Retreats entdecken, wenn Ihr Geist eine längere Phase der Verlangsamung erlebt hat.
Sie sitzen mit dem Atem und erlauben allem, zu kommen und zu gehen – Gedanken, Gefühlen, Klängen, Empfindungen, geistigen und physischen Zuständen. Zunächst wird Ihre Aufmerksamkeit zwangsläufig Vorlieben aufweisen; Sie werden sie auf dieses oder jenes richten. Aber mit der Zeit wird jene Neigung wegfallen; ja, sogar der Atem wird nicht mehr besonders hervorgehoben, und Sie werden alles, was ist, auf eine vollkommen absichtslose Weise wahrnehmen. Sie werden mit ungeteilter Präsenz in einem Zustand vollkommener Empfänglichkeit sitzen. Sie sind nicht für oder gegen etwas von dem, was aufsteigt; Sie nehmen dem gegenüber einfach eine freundliche, interessierte und annehmende Haltung ein.
Wenn der Geist die Erlaubnis hat, auf diese Weise frei umherzustreifen, dann wird er schließlich seiner selbst müde. Schließlich sagt er ja doch immer und immer wieder dieselben Dinge. Er wird all des Lärms müde und beginnt, sich zu setzen. Wenn er das tut, dann stehen Sie an der Schwelle zur un-ermeßlich weiten Welt der Stille.
Manchmal kommen bei Retreats Meditierende, die gerade in das Konzept des nichtwählenden Ge-wahrseins eingeführt worden sind, zu den Einzelgesprächen und sagen: "Es passiert nichts." Wir sind so sehr daran gewöhnt, daß Dinge in unserem Leben passieren, daß wir den Wert dieses "nichts" nicht kennen. Dieser erste Schritt in das Reich der Stille ist jedoch äußerst wertvoll. Es ist dann kein Be-dürfnis vorhanden, irgend etwas anderes zu tun, als einfach dabeizubleiben.
Es stimmt, daß wir an der Schwelle zur Stille häufig Angst erfahren. Es ist das Ego, das Angst hat. In der allumfassenden Aufmerksamkeit, die man dem nichtwählenden Gewahrsein widmet, steht das Ego nicht im Mittelpunkt, wo es hinzu gehören glaubt, und es beginnt sich zu fragen, wie es wohl in der Stille sein wird, wo es überhaupt nicht mehr dasein wird. Diese Angst ähnelt der Angst vor dem Tode, denn das Ein treten in die Stille ist ein vorläufiger Tod für das Ego. Die Große Stille wäre sein dauerhafter Tod. Es ist ganz natürlich, daß es davor Angst hat.
Wenn diese Angst hochkommt, muß sie kein Hindernis darstellen. Sie ist einfach nur ein weiterer Aspekt des Lärms. Ihre Begegnung mit jener Angst ist sehr wertvoll, und die Geschicktheit, die hier erforderlich ist, besteht einfach darin, dabeizubleiben. Mit der Zeit wird sie – wie jede andere Er scheinung – vergehen. Wenn sie es tut, dann bleibt Stille übrig.
In meiner eigenen Praxis und Lehrtätigkeit habe ich bemerkt, daß das Erreichen von Stille irgend-wie mit der Fähigkeit verbunden ist, mit Einsamkeit umzugehen und den Tod akzeptieren zu lernen. Insbesondere für das Ego sind diese beiden Dinge eng miteinander verbunden. Wir haben Angst davor, allein zu sein, und wir haben Angst vor dem Sterben; also erschaffen wir uns mit Hilfe unserer Gedanken Gesellschaft, und die hält uns davon ab, in die Stille zu gelangen.
Daher ist es für jemanden, der sich auf einem kontemplativen Weg befindet, hilfreich, eine Zeitlang mit dem Todesbewußtsein zu praktizieren. Abgesehen von dem Wert, den diese Praxis bereits für sich genommen besitzt, hilft sie uns, in das Reich der Stille einzutreten, das wir fürchten, weil es – wie der Tod – unbekannt ist. Tatsächlich ist dieses Reich jedoch ganz wunderbar; es ist eine immense Erleichterung, aber der Geist weiß das nicht. Wenn sich ein Meditierender dazu bereit fühlt, dann könnte es auch hilfreich sein, sich in eine längere private Klausur zu begeben, wo man tiefgreifende Einsamkeit erfährt. Sobald wir uns einmal mit unserer Einsamkeit angefreundet haben, wird uns Stille sehr viel leichter zugänglich sein.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht angebracht, daß ich eine recht persönliche Geschichte erzähle. Mein Vater ist vor kurzem nach langer Krankheit gestorben. Wir haben uns mein ganzes Le-ben lang nahegestanden, und ich mußte sehr viel Trauerarbeit leisten. Manchmal dachte ich, das ginge recht gut, zu anderen Zeiten ging es nicht so gut. Ich bin ein Mensch wie jeder andere und stelle in Bezug auf die Tendenz, zu leugnen, zu verdrängen, zu intellektualisieren und vor Dingen wegzulaufen, keine Ausnahme dar.
Ich habe seine Asche nach Newburyport in Massachusetts gebracht, wo ich häufig eigene Retreats durchführe, und habe sie über den Parker-Fluß in den Atlantischen Ozean (den er liebte) gestreut. An-schließend bin ich in das Haus gegangen, wo ich meine Retreats durchführe. Ich hatte bereits sehr viel mit meiner Trauer gesessen, aber auf einer anderen Ebene hatte ich anscheinend noch nicht einmal damit begonnen, denn an jenem Tag erlebte ich mehr Trauer, als mir menschenmöglich erschien.
Es hatte in meinem Trauerprozeß zuvor Elemente von Selbstmitleid sowie auch Elemente von Mit-leid für meinen Vater gegeben. Meine Ichbezogenheit war da und erlaubte es der Trauer nicht, voll-ständig aufzublühen. Aber jetzt war eine direkte Erfahrung von Trauer da, ohne jegliches Zurückhal-ten – ich drang über längere Zeit direkt in sie ein und erlebte wirkliche Nähe mit ihr. Schließlich endete die Trauer. Jenseits davon lag eine unglaubliche Stille.
Ich habe an jenem Tag sehr viel über die Art und Weise gelernt, wie uns Elemente des Ich davon abhalten, vollständig zu fühlen, und darüber, was uns möglich ist, wenn wir sie loslassen. Ein anderer Ausdruck für eine solche Stille ist absolute Präsenz, die nur möglich ist, wenn das Ich vollkommen abwesend ist.
Meditierende fragen häufig, was sie tun sollen, wenn sie zur Stille gelangen. Typischerweise haben wir verschiedene Pläne. Manchmal haben wir im wesentlichen immer noch Angst vor der Stille; wir möchten einen flüchtigen Einblick in sie erhaschen und ihr dann wieder entkommen. Zu anderen Zei-ten sitzen wir voller Erwartung in der Stille und warten darauf, daß etwas passiert. Wir sehen die Stille als Tür zu etwas anderem an. Sie ist eine Tür zum Unbedingten, aber wenn wir versuchen, diese Tür zu benutzen, um dorthin zu gelangen, dann bleibt sie verschlossen.
[…]
Wenn wir zu sehr danach trachten, daß etwas Besonderes passiert, dann wird die Stille zusammen-brechen. Wir können sie auch dadurch zum Verschwinden bringen, daß wir sie zu einer persönlichen Erfahrung machen - sie benennen, sie abwägen, sie bewerten, sie mit anderen Erfahrungen verglei-chen, die wir gemacht haben, und uns fragen, was wir unseren Freunden über sie erzählen sollen oder wie wir sie in einem Gedicht zum Ausdruck bringen können.
Wir sollten uns ihr statt dessen einfach überlassen. Erlauben Sie es ihr, dazusein. Das klingt so, als ob sie einfach Leere wäre, eine Pause vom wirklichen Leben, aber hier versagt die Sprache. Stille ist viel mehr als das.
Wir können nicht nach diesem Zustand verlangen. Wir alle werden lernen, frei zu sein, und der einzige Weg, das zu tun, besteht darin, zu sehen, auf welche Weise wir uns selbst versklaven. Gele-gentlich haben wir große Einsichten, aber häufiger sind es nur kleine. Momente der Sorge um uns selbst sind zu Momenten der Freiheit geworden, wenn wir in sie hinein, und durch sie hindurchsehen.
Donnerstag, 19. März 2015
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