Freitag, 20. Mai 2016

Depressionen bei Männern: Wilhelm Busch und die Hirnchemie in Ungleichgewicht

Busch war ein ernster und verschlossener Mensch, der viele Jahre seines Lebens zurückgezogen in der Provinz lebte. Seinen Bildergeschichten, die er als „Schosen“ (französisch chose = Sache, Ding, quelque chose = etwas, irgendwas) bezeichnete, maß er wenig Wert bei. Sie waren am Beginn für ihn nur ein Broterwerb, mit dem er nach einem nicht beendeten Kunststudium und jahrelanger finanzieller Abhängigkeit von den Eltern seine drückende wirtschaftliche Situation aufbessern konnte. Sein Versuch, sich als ernsthafter Maler zu etablieren, scheiterte an seinen eigenen Maßstäben. Die meisten seiner Bilder hat Wilhelm Busch vernichtet, [Wilhelm Busch, Wikipedia]
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Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 als erstes von sieben Kindern aus der Ehe zwischen Henriette Kleine und Friedrich Wilhelm Busch geboren. Sechs weitere Geschwister folgten in kurzem Abstand. Fanny (1834), Gustav (1836), Adolf (1838), Otto (1841), Anna (1843) und Hermann (1845) überlebten alle ihre Kinderzeit. Die Eltern waren strebsame, fleißige und fromme Protestanten, die es im Laufe ihres Lebens zu einigem Wohlstand brachten.[6] Sie konnten es sich später erlauben, neben Wilhelm zwei weitere ihrer Söhne studieren zu lassen. Die Bereitschaft Friedrich Wilhelm Buschs, in so hohem Maße in die Ausbildung seiner Söhne zu investieren, führt der Busch-Biograf Berndt W. Wessling zumindest zu einem Teil auf dessen eigene uneheliche Abstammung zurück, die insbesondere im dörflichen Raum ein erheblicher gesellschaftlicher Makel war.[7]
Der junge Wilhelm Busch war zwar groß gewachsen, jedoch von eher zartem und feingliedrigem Körperbau. Jungenhaft derbe Streiche, wie er sie später seinen Protagonisten Max und Moritz andichtete, blieben in seiner Wiedensahler Kindheit selten. Er selbst hat sich später in seinen autobiographischen Skizzen und Briefen als ein empfindsames, ängstliches Kind geschildert, das die „Bangigkeit gründlich studiert“[8] habe und fasziniert, mitleidig und verstört reagierte, wenn im Herbst die Haustiere geschlachtet wurden.[9] Das kindliche Miterleben der „schauderhaft anziehenden“[10] „Metamorphose in Wurst“[11] prägte Wilhelm Busch so nachhaltig, dass er sich während seines gesamten Lebens vor Schweinefleisch ekelte.[12]
Im Herbst 1841, nach der Geburt des Bruders Otto, wurde der nunmehr neunjährige Wilhelm Busch seinem Onkel mütterlicherseits, dem 35-jährigen Pfarrer Georg Kleine in Ebergötzen, zur Erziehung anvertraut. Ein Grund dafür war wohl neben der räumlichen Enge im kinderreichen Elternhaus auch der Wunsch des Vaters, seinem Sohn eine bessere Erziehung zu verschaffen, als sie die Wiedensahler Dorfschule zu bieten vermochte, wo bis zu 100 Kinder gleichzeitig auf 66 Quadratmeter unterrichtet wurden.[13] Die nächste von Wiedensahl aus erreichbare weiterführende Schule lag im ca. 20 Kilometer entfernten Bückeburg. Die Buschs hätten ihren Sohn dort als Kostgänger bei einer fremden Familie unterbringen müssen. Pfarrer Kleine dagegen, der gerade selbst erst Vater geworden war, verfügte in Ebergötzen über ein geräumiges Pfarrhaus und war prädestiniert, gemeinsam mit seiner Frau Fanny Petri eine Ersatzelternrolle wahrzunehmen.[14] Tatsächlich erwies sich Georg Kleine als ein verantwortungsbewusster und fürsorglicher Onkel, bei dem Wilhelm Busch in den Jahren seiner Erfolglosigkeit immer wieder Zuflucht fand.[15] [Wilhelm Busch, Kindheit, Wikipedia]


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Wilhelm Busch ZDF 09.01.08 [2:46]


Hochgeladen am 09.01.2008
Beitrag im ZDF am 09.01.2008

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150 Jahre Comics aus Deutschland - Karikatur und Zeichenkunst in Hannover [3:34]
Veröffentlicht am 16.02.2014
"Streich auf Streich - 150 Jahre Max und Moritz"
"Deutschsprachige Comics von Wilhelm Busch bis heute"
http://www.karikatur-museum.de/Streic...

"Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Präsentation von Bildergeschichten- und Comic-Originalen mit ihren Vorzeichnungen und Skizzen, die die Entstehung der Werke nachvollziehbar machen. Bei der Auswahl der ausgestellten Comics werden alle Medien, deren sich die Künstler bedienen, berücksichtigt: So sind Heft-Serien zu sehen wie Sigurd, Silberpfeil, Mosaik und Fix und Foxi sowie Alben bzw. Bücher wie Werner von Brösel, Das kleine Arschloch von Walter Moers oder Der bewegte Mann von Ralf König. Ebenso werden in Deutschland populäre, in Zeitungen und Zeitschriften abgedruckte Comicreihen wie Vater und Sohn, Nick Knatterton, Mecki oder auch Strizz thematisiert. Auch aktuelle Phänomene wie künstlerisch ambitionierte Graphic Novels, beispielsweise von Isabel Kreitz, Reinhard Kleist und Ulli Lust, populäre »Germanga« nach japanischem Vorbild und Internet-Blog-Comics werden präsentiert."

Programm zur Ausstellung (PDF-Format)
http://www.karikatur-museum.de/_user/...

http://www.karikatur-museum.de/



Die typisch depressiven Symptome wie gedrückte Stimmung, Verminderung von Antrieb und Aktivität, reduzierte Fähigkeit zu Freude, beeinträchtigte kognitive Funktionen und Vitalparameter etc. finden sich bei männlichen Patienten nicht immer in der gewohnten Art. Sie neigen weniger zum emotionalen Rückzug und zum typisch depressiven „Losigkeitssyndrom“. Wohl sind auch bei depressiven Männern Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stark beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Gedanken über die eigene Wertlosigkeit und Schuldgefühle vor. Auch verwenden Männer wie Frauen Suchtmittel, vor allem Alkohol, als falsch verstandene Eigenmedikation (sogenannter sekundärer Alkoholismus) zum Lösen von Spannung, Ohnmacht, Wut, die von einer unbehandelten depressiven Störung stammen können. Wilhelm Busch beschreibt in der „Frommen Helene“ diesen Modus: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör“. Allerdings wird dadurch das Gegenteil bewirkt: Es kommt zur Akzentuierung und Dekuvrierung vordem ausreichend kontrollierter Persönlichkeitsanteile und -impulse.

Die meisten Menschen – und Männer noch mehr als Frauen – fürchten sich am meisten vor dem Verlust der rationalen Kontrolle. Das ist vermutliche Ursache der tiefsitzenden Angst vor Geisteskranken. Auch bei Depressionen ist die Stimme der Vernunft leise. Sie setzt sich gegen einen erstarrten Affekt, eine agitierte Antriebssteigerung, eine mühsam gebremste oder durchbrechende Wut einfach nicht durch.
mehr:
- Die männliche Depression (Sigrun Roßmanith, Homepage, 01.10.2015)

Sigrun Roßmanith: Depressionen bei Männern [2:42]

Veröffentlicht am 19.09.2015
Warum Männer später zum Psychiater kommen als Frauen.

Mehr dazu und zu meiner Ordination unter
http://www.sigrunrossmanith.at/

2 Wege aus der Depression (Coach & Mentaltrainer Dr. Marc Stollreiter) [7:58]

Veröffentlicht am 22.11.2013

mein Kommentar:
»zusammengefaßt: Wenn Sie sich vorstellen können, daß Sie sich wie Münchhausen am Schopf selbst aus dem Sumpf ziehen zu können, dann können Sie das auch tatsächlich.«
Ein Hoch auf Mentaltrainer! (Wenn das Wörtchen »wenn« nicht wär’…)

Siehe auch:
- Was ist nur mit mir los? – Ein Lesebuch für depressive Patienten und ihre Angehörigen (Lilly-Pharma, PDF)
»Depressionen sind kein Grund, sich zu schämen, und sie sind keineswegs Zeichen einer labilen Psyche. Viele erfolgreiche, selbstbewusste Menschen sind betroffen, und auch die Geschichte kennt viele, wie zum Beispiel: Wilhelm Busch, Winston Churchill, Jean-Paul Sartre […] Die Behandlung der Depression mit Tabletten stellt eine – in vielen Fällen – wirksame Methode zur Therapie dieser Erkrankung dar. Dies lässt sich damit erklären, dass die Depression – wie oben beschrieben – auf eine Stoffwechselstörung im Gehirn zurückzuführen ist. «
Mein Kommentar:
Man reiche mir meine Uzi! Woher nehmen diese Leute die unglaubliche Arroganz zu behaupten, daß das biochemisch Meßbare das Psychische verursacht? Die Forschungsergebnisse, von denen Goleman [Emotionale Intelligenz] berichtet, beweisen das Gegenteil! (bzw. zumindest eine Wechselwirkung)


Das posttraumatische Stress-Syndrom setzt den neuralen Sollwert für Alarm in gefährlicher Weise herab, so daß der Betroffene auf normale Lebensvorgänge in einer Weise reagiert, als wären es Notfälle. Daran, daß ein so übermächtiges Brandmal in der Erinnerung zurückbleibt, scheint die im zweiten Kapitel besprochene »Entgleisungs«-schaltung beteiligt zu sein. Je brutaler, schockierender und grauenvoller die Ereignisse, welche die Entgleisung des Mandelkerns auslösen, desto unauslöschlicher ist die Erinnerung. Die neurale Grundlage dieser Erinnerungen besteht anscheinend in einer umfassenden Veränderung in der Chemie des Gehirns, in Gang gesetzt durch einen einzigen Fall von überwältigendem Grauen. Zwar beruhen die PTSD-Befunde in der Regel auf der Wirkung eines einzigen Erlebnisses, doch können ähnliche Folgen auf Grausamkeiten zurückgehen, die über eine Spanne von mehreren Jahren erlitten wurden, wie im Falle von Kindern, die sexuell, physisch oder emotional mißhandelt werden. […]
»Wer Opfer eines verheerenden Traumas geworden ist, ist biologisch nicht mehr derselbe wie vorher«, erklärte mir Dr. Dennis Charney. Charney, ein Yale-Psychiater, ist Direktor der klinischen Neurowissenschaft am National Center. [aus: aus Goleman, Emotionale Intelligenz, dtv, 1997, S. 256ff.]

 


zu PRSD siehe:
- Das posttraumatische Stress-Syndrom (Post, 25.02.2015)
- Epigenetik: Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene (Post, 28.02.2015)
- PTSD in der Bundeswehr (Post, 30.12.2015)
- Stigma – das »Sahnehäubchen« auf dem Trauma (Post, 15.12.2015)
siehe auch:
Peter Gøtzsche: Vortrag zu Übermedikalisierung und Überdosierung (Winston Smith, Meinungsverbrechen, 06.12.2015)
Simplistic notion of antidepressants correcting chemical imbalance in the brain is publically untenable (Duncan Double, Critical Psychiatry, 28.11.2015)
Werbung für SSRI-Antidepressiva irreführend, sagen Wissenschaftler (Thomas Gotterbarm, gefunden auf MutzumAnderssein, der Psychiatriekritischen Gemeinschaftshomepage, 12.11.2005, PDF)

siehe auch:
- Psychisch krank und weltbekannt (Kurier. at, 15.10.2012)
- Weitere bekannte Persönlichkeiten der Weltgeschichte, die unter psychischen Belastungen und psychischen Krankheiten litten (Berühmte Persönblichkeiten über ihre Angst, Depressionen und Burn-out, Janett Menzel, IchhabeauchAngst, 01.12.2015)
- Genie und seelische Störung (Volker Faust, PsychosozialeGesundheit)
- Berühmte psychisch kranke Persönlichkeiten (Bodo Bodenstein, Pahashi)
- Depressionen: Psychischer Stress verkürzt das Leben (SPON, 01.08.2012)
- Neuer Ansatzpunkt für Therapien gegen Depressionen (Stephanie Heyl, GesundheitsindustrieBW, 13.01.2016)
Wenn Freudlosigkeit, innere Leere, Antriebslosigkeit und sogar Suizidgedanken sich beständig breit machen und die einfachsten Dinge wie Körperpflege fast unmöglich sind, kann das ein Zeichen für eine Depression sein. Oft wird „depressiv“ gleichbedeutend mit verstimmt verwendet. Die Depression dauert jedoch meist viel länger als zwei Wochen und entzieht sich völlig der Beeinflussung durch Willenskraft oder Zuspruch. Sie ist eine lebensbedrohliche Krankheit, die behandelt werden muss und auch gut behandelt werden kann. Eine depressive  Episode kann häufiger als einmal auftreten. „Etwa die Hälfte der Depressionsfälle sind einmalig, man hat eine Depression im Leben und dann nie wieder“, sagt Prof. Dr. Dietrich van Calker von der Sektion Psychopharmakotherapie an der Psychiatrie der Universitätsklinik Freiburg, „leider ist die andere Hälfte aber rezidivierend. Das heißt, wer einmal eine Depression hatte, hat ein erhöhtes Risiko für eine weitere.“

mein Kommentar:
Junge, Junge, wer rezidivierende Depressionen hat, hat nicht ein erhöhtes Risiko (das sowieso), der hat eine Persönlichkeitsstörung!
Die Pharmaindustrie zaubert ein Hoffnungs-Karnickel nach dem anderen aus dem Hut und verdient sehr gut daran! Und immer das gleiche Erklärungsmodell: chemisches Ungleichgewicht. »Calker analysiert die molekularen Ursachen von Depressionen…« Für diesen Satz braucht man eigentlich einen Waffenschein!

- Prominente Bipolare (BipolarKreis, 25.04.2012)