Donnerstag, 15. Mai 2014

Systemische Therapie 2 – Kernfragen systemischer Therapie


3.1 Realität: Was ist wirklich?


Wirklichkeit kann nie losgelöst gesehen werden von ihrem Betrachter. Das heißt nicht, daß es keine Realität »an sich« gäbe, daß es aber sinnlos ist, von ihr zu sprechen, ohne den konstitutiven Prozeß zu berücksichtigen, der in der Wechselwirkung zwischen einem erfahrenden System und einem zu erfahrenden System liegt: »Systeme erkennen Systeme«. Die Frage, ob »Wirklichkeit« unabhängig vom erkennenden System existiert, ist müßig.
Kernfrage des Konstruktivismus ist, auf welche Weise wir aktiv an der Konstruktion unserer eigenen Erfahrungswelt Anteil haben. Wir sind darauf angewiesen, Konzepte, »Landkarten« über die Welt zu entwickeln, die uns das Zurechtfinden erleichtern. Es ist ein folgenschwerer Schritt, wenn man die Konzepte, die man sich konstruierte, um in der Welt Orientierung zu finden, mit der Wirklichkeit verwechselt (ein Kategorialfehler). »Bei unserer Wahrnehmung der Welt vergessen wir alles, was wir dazu getan haben, sie i dieser Weise wahrzunehmen« (Varela).

Konstruktivismus - Zweckmäßigster Irrtum, wie wahr ist Wahrheit? - [20:55]

Veröffentlicht am 17.01.2013
Zweckmäßigster Irrtum Ist Wahrheit so wahr?
Ein Beitrag von: Reitz, Michael Stand: 25.07.2012; BR Rundfunk

Für den Philosophen Immanuel Kant war die objektive und zweifelsfreie Erkenntnis eines Gegenstands nicht möglich. Unsere Wahrnehmung sei eine Leistung unserer Sinnesorgane und somit Irrtümern unterworfen, objektiv könne sie nie sein. Autor: Michael Reitz
siehe auch:
- Unsere Welt besteht aus Geschichten (Post, 17.12.2015)

Castaneda

Castaneda, ein amerikanischer Anthropologe, der bei einem indianischen Heiler in die Lehre ging, schreibt: 
»Die erste Handlung eines Lehrers besteht darin, die Idee einzuführen, daß die Welt, die wir zu sehen glauben, nur eine Sichtweise, eine Beschreibung der Welt ist. Dies zu akzeptieren scheint eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt zu sein. Wir sind auf selbstgefällige Weise in unsere bestimmte Weltsicht verstrickt, die uns zu Empfindungen und Handlungen zwingt, als ob wir alles über die Welt wüßten. Ein Lehrer zielt von seiner allerersten Handlung an darauf ab, diese Sichtweise zu beenden. Hexenmeister nennen es die Beendigung des inneren Dialogs. Und sie sind überzeugt davon, daß es die wichtigste Technik ist, die ein Lehrling lernen kann« (Castaneda 1974).

Menschen leben nicht allein, sondern immer in sozialen Zusammenhängen. Was wir als »Wirklichkeit« bezeichnen, entsteht im Dialog, im Gespräch. Das, was wir für wirklich halten. haben wir in einem langen Prozeß von Sozialisation und Versprachlichung als wirklich anzusehen gelernt. Systeme konstruieren gemeinsame Wirklichkeiten als Konsens darüber, wie die Dinge zu sehen sind. Die gemeinsame Sichtweise davon, was als »Wirklichkeiten« in einem System erlebt wird, ist sehr weitgehend bestimmend für Glück oder Unglück, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit.


3.2 Kausalität: Was verursacht was?


Bei einem systemischen Verständnis von Kausalität richtet sich das Augenmerk auf Muster, und zwar auf Muster von Beziehungen und Wechselwirkungen.
In sozialen Systemen ist von der Rekursivität sozialer Prozesse auszugehen. Verhaltensweisen des einzelnen sind durch die der anderen (mit-) bedingt und bedingen sie gleichzeitig, so daß eine linear kausale Sichtweise eine unzulässige Verkürzung darstellt. In einem solchen Wechselwirkungsgefüge hat jede Handlung Rückwirkungen auf die handelnde Person selbst, ein Aspekt, der als »Selbstreferenz« oder »Selbstrückbezüglichkeit« bezeichnet wird.

Es ist nicht falsch, das Geschehen zwischen einer Mutter und ihrem Kind in kleine Ausschnitte von kausalen Teilbeziehungen zu zerlegen: »Weil die Mutter X tut, darum tut das Kind Y.« Ein solcher Versuch der Komplexitätsreduktion kann hilfreich sein. Für therapeutische Zwecke ist es allerdings von Nutzen, beide als Teilnehmer an einer bestimmten Art von »Beziehungstanz« (Minuchin) zu sehen, der mit Leid für alle Beteiligten einhergeht.


3.3 Sprache und Rekursivität: Wie erzeugen wir soziale Wirklichkeiten?


Das Reich der Sprache

Wie wir in sozialen Systemen das »hergestellt«, was wir gemeinsam mit anderen als Wirklichkeit erleben? Wir können keine Erkenntnis über die Welt der Dinge erlangen, ohne uns in die Welt der Beschreibungen zu begeben: »Sprache wurde niemals von jemandem erfunden, nur um damit eine äußere Welt zu internalisieren. Deshalb kann sie nicht als Mittel verwendet werden, mit dem sich eine solche Welt offenbar machen läßt. Es ist vielmehr so, daß der Akt des Erkennens in der Koordination des Verhaltens, welche die Sprache konstituiert, eine Welt durch das In-der-Sprache-Sein hervorbringt« (Maturana u. Varela 1987).

Da wir kein Bewußtsein von dem haben können, was uns nicht bewußt ist, konstruieren wir permanent eine kontinuierliche und konstante Welt des Erlebens, überbrücken wir »blinde Flecken« des Bewußtseins und stabilisieren so unsere Welt in einem aktiven und selbstorganisierten Prozeß.
Dieser Prozeß geschieht nun nicht individuell, sondern sozial-kommunikativ: Wir erzählen uns selbst und uns gegenseitig ständig, wie die Welt ist und halten sie damit stabil. »Durch Wiederholung verfestigen sich Geschichten zu Wirklichkeiten, und manchmal halten sie die GeschichtenerzählerInnen innerhalb der Grenzen gefangen, die sie selbst erzeugen halfen« (Efran 1992).

Therapeutische Konsequenzen

Familiensysteme werden nicht mehr als kybernetische Einheiten angesehen, in denen Mitglieder einer Familie wechselseitig ihr Verhalten regulieren, sondern viel mehr als sprachliche Systeme, in denen Mitglieder durch ihre Konversationen Bedeutungen erzeugen und so eine gemeinsame Darstellung der Wirklichkeit schaffen.

Sprache als Ordner, Sprache als Trivialisierung

Die Aufgabe der Sprache sehen wir meist darin, Beschreibungen zu liefern, die sich an Begriffen wie Wahrheit, Objektivität und Realität messen lassen. Daß und in welchem Ausmaß Sprache jedoch gerade eine konstituierende Funktion für unsere Erfahrung von Wirklichkeit hat, müssen wir uns immer wieder ins Bewußtsein holen. Für Haken, den Begründer der Synergetik, ist die Sprache das Musterbeispiel eines Ordners, der jeden, der sich seiner bedient, versklavt (1987, S. 64).

»... wollen wir überhaupt aus der Nacht der Sprachlosigkeit heraustreten, ..., dann müssen wir uns den Ordnungskräften, den Regeln und grammatischen Strukturen, die in der Sprache zur Wirkung kommen, unterwerfen ... Ursache-Wirkungsketten bzw. Punktuierungen erwachsen gleichsam unreflektiert aus der Weise, wie sich Subjekt und Prädikat zusammenfügen, überhaupt, wie sich Wörter in Sequenzen ordnen, sich daraus Sätze und somit auch Erklärungen ergeben. ›Der Stein zertrümmert die Scheibe. Der Vater drangsaliert die Mutter. Die Treulosigkeit des Mannes bricht der Frau das Herz. Lotte wurde von ihren Schulkameradinnen wegen ihrer Pummeligkeit gehänselt und entwickelte daher eine Magersucht usw.‹ Also: Wenn immer wir überhaupt sprechen, wenn immer wir durch die Sprache bzw. ihre Grammatik vorgegebenen Linien folgen, ergeben sich Ursache-Wirkungsverknüpfungen, Erklärungen, Sinn und Realitätsbezug fast zwangsläufig wie von selbst« (Stierlin 1990, S. 267f).

In diesem Zusammenhang ist von Foersters Begriff der »Trivialisierung« von Bedeutung. Er entspricht dem, was Haken als »Ordner« beschreibt. In beiden Fällen wird für die einzelnen Elemente durch die Zugehörigkeit zum System die Zahl der Wahlmöglichkeiten reduziert.

Hierzu ein Beispiel: Es ist bekannt, daß das Wahrnehmungssystem Neugeborener in der Lage ist, neue Information in vielfältigster Weise zu strukturieren. Säuglinge begleiten bereits kurz nach ihrer Geburt die sprachlichen Angebote ihrer Umwelt durch minimale Körperbewegungen und beginnen auf diese Weise, den kontinuierlichen Sprachfluß, der auf sie einströmt, zu interpunktieren und zu zerlegen – und zwar gleichgültig, ob es sich um Chinesisch, Russisch oder Deutsch handelt (Kriz et al. 1987, S. 25). Diese universale Fähigkeit geht im Lauf weniger Monate verloren. Dafür wird jedoch die Muttersprache immer eindeutiger in Phoneme zerlegt, das heißt, das Kind versteht diese immer besser auf Kosten der Universalität seines Sprachverständnisses. Es hat also eine Einschränkung stattgefunden, das stimmt. Aber es stimmt auch nur zum Teil, denn es ist auch eine Bewältigungsleistung auf einem höheren Niveau erfolgt: das Verständnis einer Sprache. Sprache ist ein System. Der Einstieg in dieses System, die strukturelle Koppelung zwischen dem kognitiven System des Kindes und dem System Sprache bedeutet eine Reduzierung der Wahlmöglichkeiten und gleichzeitig eine Verbesserung im Umgang mit Weltkomplexität: »Happa, happa« ist keine beliebige Lautfolge mehr, sondern einigermaßen fest vorhersagbar verknüpft mit Nahrung. Lernen ist also Einschränkung und Erweiterung zugleich (nach von Schlippe 1991, S. 369); Haken (1987) spricht in diesem Zusammenhang von der »Janusköpfigkeit« der Sprache.

Rekursivität der Sprache

Sprache bietet eine besondere Qualität: die Möglichkeit der Reflexivität. Darin liegt eine Chance. Wir können über die Art und Weise, wie wir Wirklichkeit schaffen und interpunktieren, reflektieren – auch wenn, wie Stierlin (1990) betont, es erstaunlich ist, wie wenig bislang alles Hinterfragen gegen die »Ordnungsgewalt der Sprache« auszurichten vermochte.

Die Möglichkeit, Sprache reflexiv auf sich selbst anzuwenden, verweist auch auf Verantwortung: Wenn Wirklichkeit Ergebnis eines konsensuellen Abgleichungsprozesses ist, dann sind wir aufgefordert, ständig diesen Abgleichungsprozeß zu überprüfen. Da uns Kriterien wie Wahrheitsnähe nicht (mehr) zur Verfügung stehen, bieten sich andere Kriterien an. Ludewig schlägt vor, »Nutzen, Schönheit, Respekt« als Rahmen zu wählen, an dessen Einhaltung das Verhalten eines Therapeuten evaluiert werden könne (1988).


Das Arbeiten mit Schlüsselwörtern

Schlüsselwörter sind Wörter, die in besonderer Weise geeignet sind, Optionen in einem System neu zu öffnen, das sich in einer bestimmten Wirklichkeitssicht festgefahren hat. Wie Boscolo et al. (1993) betonen, gibt es Schlüsselwörter, die für viele Situationen passen, andere gelten nur für jeweils eine spezifische Gelegenheit. Je vielfältiger sich an Schlüsselwörter neue und ungewohnte Konnotationen anknüpfen können, desto hilfreicher sind sie potentiell, da sie aktive assoziative Suchprozesse auslösen. Als ein Beispiel führen Boscolo et al. (1993, S. 11 3ff) das Wort »Streik« an. Bei einer Familie, in der sich der Symptomträger weitgehend zurückgezogen hat und zu einem ans Haus gefesselten Einsiedler geworden ist, wäre es möglich, die Familie zu fragen: »Wie erklären Sie sich die Tatsache, daß sie/er in Streik getreten ist?« oder den Betroffenen selbst: »Warum haben Sie beschlossen, in Streik zu treten?« Gerade im Kontext von (psychischer) Krankheit bietet das Wort eine Fülle von neuen Bedeutungen an, es ist polysemantisch. Es ist verknüpft mit der Vorstellung eines freiwilligen, absichtlichen Verhaltens (und nicht dem Bild, hilflos der Krankheit ausgeliefert zu sein). Es impliziert eine Beziehung (Streik: wem gegenüber?). Es ermöglicht weiteres Nachdenken: Streiks können gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sein, für jemanden oder gegen jemanden ausgerufen werden, können darauf abzielen, etwas zu erreichen oder etwas zu verhindern und so weiter. Schließlich impliziert es Endlichkeit statt Unendlichkeit (vgl. Schweitzer u. Schumacher 1995). Schlüsselwörter, so behaupten Boscolo et al., erleichtern den Wechsel von einem »Sprachspiel« zu einem anderen – und es entspricht therapeutischer Ethik, daß dieses neue Sprachspiel den Beteiligten mehr Spielraum einräumt als das alte. Ein wichtiges Schlüsselwort für neue Sprachspiele ist das Wort »Gedanke«. Durch die Frage danach, wann z. B. dem Vater zum erstenmal der Gedanke kam, er könne seinen Kindern kein guter Vater sein, wird aus dem ontologischen Spiel: »Wer ist inkompetent?« ein epistemologisches Spiel: »Wer denkt, er sei inkompetent?« Damit wird ein hohes Maß an Mehrdeutigkeit erzeugt.


Die Rekursivität der Sprache verweist ferner auf die Fähigkeit, das erlebte Interaktionsgeschehen permanent zu qualifizieren, also innere Kommentare über die Interaktion und über das eigene Erleben abzugeben. Dieses Phänomen ist als »innerer Bezugsrahmen« in der Psychotherapie ein Begriff: In Familien sind es vielfach nicht die Auseinandersetzungen selbst, mit denen die Familienmitglieder sich das Leben schwermachen, sondern die inneren Bewertungen dieser Auseinandersetzungen.

Sprache und Systeme

Sprachliche Koordination dient Menschen in sozialen Systemen dazu, sich auf bestimmte gemeinsame Themen zu einigen, die einen gemeinsamen Sinn konstituieren.
Daher wird bei Systemen, die sich um ein Problem herum organisieren, auch von »Problemsystemen« oder »problembezogenen Systemen« gesprochen: Menschen konstituieren über ihre Handlungen ein Problemsystem, das heißt ein System, zu dem der Vorsatz gehört, das Problem zu beseitigen.
Da es nicht um die Personen selbst geht, sondern um die Kommunikationen und Interaktionen zwischen ihnen, liegt die Zusammensetzung eines Problemsystems nie in starrer Weise fest, mit der Veränderung einer Problemdefinition kann auch sie sich verändern (Anderson u. Goolishian 1990, Loth 1991).

Exkurs: Chronische Krankheit in ihrem sprachlichen Kontext

Je länger ein Geschehen andauert, um so wichtiger ist es, zwischen der Krankheit und dem Sprechen über Krankheit zu differenzieren. Denn eine »kleine Erkältung« geht tatsächlich meist nach ein paar Tagen vorbei, unabhängig davon, wie über sie gesprochen wird. Doch bei einer länger andauernden Krankheit werden über die Sprache entscheidende Weichen dafür gestellt, wie eine Person mit der Krankheit umgeht, wie sie ihre eigenen Möglichkeiten einschätzt und erlebt. Chronizität, das heißt nicht beziehungsweise nicht nur, eine Krankheit zu haben und an ihr über einen nicht absehbaren Zeitraum hinweg zu leiden, sondern heißt vor allem: über Krankheit zu sprechen, mit sich selbst, mit anderen. Von chronischer Krankheit zu sprechen, ergibt daher nur Sinn, wenn man sich neben den krankheitsbezogenen Routinen vor allem die sprachgebundenen Prozesse anschaut, die damit verbunden sind, zum Beispiel beim kindlichen Asthma:
- sich zu fragen: warum ich???
- dem Ehepartner vorzuwerfen, warum er/sie geheiratet habe, obwohl er doch wissen mußte, daß sein Onkel und seine Großtante Asthma gehabt hatten
- sich selbst mit Schuldgefühlen zu zerquälen
- den Tod zu phantasieren und unter diesen Phantasien bereits Todesängste zu erleiden
- sich zu fragen, was die Nachbarn, Freunde, Verwandten über einen denken – eine Selbsthilfegruppe zu gründen bzw. einer beizutreten
- mit schlechtem Gewissen den Arzt zu belügen, wenn er nach dem Rauchen fragt
- zu inhalieren und ärgerlich daran zu denken, daß andere Kinder nach draußen gehen können; deswegen auf die Mutter zu schimpfen, die einen dazu zwingt
- mit Mutter und Vater ums Inhalieren zu streiten
- ständig die nächste Katastrophe zu erwarten
- für die Mutter: vor Angst nicht schlafen zu können, und dann sicherheitshalber gleich im Kinderzimmer zu liegen, um die Atemzüge des Kindes zu hören – auch wenn der Ehemann zunehmend ärgerlich wird
- für die Geschwister: eifersüchtig zu sein auf die Aufmerksamkeit, die der Kranke bekommt
- für das Kind selbst: sich und anderen deutlich zu machen, daß man »nichts« kann, hilflos ist – in der Schule daher durchzusetzen, daß es vom Sport befreit wird
- verschiedene Fachleute zu konsultieren. Die sagen dann solche Dinge wie: das wächst sich aus; das ist psychosomatisch; damit müssen Sie Ihr ganzes Leben leben; lassen Sie alle Medikamente weg; wenn Sie nicht alle Medikamente regelmäßig nehmen, wird es Ihnen ganz schlecht gehen; nehmen Sie nur natürliche Substanzen; machen Sie Akupunktur oder Diät usw.
- für die Fachleute selbst: in den Einrichtungen bestimmte Meinungen zu haben und zu propagieren, vehement über die Kollegen schimpfen, die für/gegen Naturheilkunde sind, für/gegen psychologische Betreuung eintreten usw. und entsprechend:
- auf Kongressen und in Büchern eigene Erfahrungen und Lehrmeinungen vorzustellen und zu verteidigen, andere Vorstellungen als irrig abzutun, Forschungsetats zu beantragen usw.

Ein Reigen von sprachlichen Interaktionen, und die Fachleute sind nicht objektive Beobachter dieser Prozesse, sondern sind mit dabei, diesen Reigen mitzugestalten, fortzusetzen, gegebenenfalls sogar in Gang zu setzen. Was wir als körperliche Krankheit erleben und so bezeichnen, wird durch den Akt der Versprachlichung (auch) eine soziale Konstruktion. Und von dem Moment an reagieren wir nicht nur auf die Krankheit, sondern wir konstruieren die Phänomene mit, mit denen wir es zu tun haben. Wenn wir uns über die Art, wie wir Krankheit beschreiben, Gedanken machen, wird es möglich, eine wichtige Unterscheidung zu ziehen: Schafft die Art, in der von Patienten, Familien und Fachleuten über Krankheit gesprochen wird, Freiräume oder reduziert sie sie? (nach: von Schlippe et al. 1994).

aus einem selbstverfassten Skript zur Prüfungsvorbereitung nach 
Schlippe, Schweitzer, Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung
[Hervorhebung des Castaneda-Zitats von mir]


siehe auch:
Systemische Therapie 1 (Post, 23.04.2014)

- Unsere Welt besteht aus Geschichten (Post, 17.12.2015)