Samstag, 27. September 2014

Wer hat recht?


Jetzt stelle man sich Teilnehmer an dieser Auseinandersetzung 35 Jahre älter vor und stelle sich weiterhin vor, daß es um einen Vorfall in der Familie oder in der Partnerschaft geht. 

Groschen gefallen?

Egal, ob es sich um ein Streitgespräch handelt, in welchem sich kleine Kinder auf die Definition von Mama berufen oder um Erwachsene, die sich auf ihr Interpretationssystem des Geschehenen berufen, egal, ob es sich um Streitigkeiten in einem Paar- oder Familiensystem oder um Streitigkeiten zwischen politischen oder weltanschaulichen Systemen handelt, es ist immer das Gleiche: der andere mit seinem Interpretationssystem wird zum Gegner, da er den Absolutheitsanspruch des eigenen Interpretationssystems infrage stellt. Und je gefährlicher der Verlust der absoluten Gültigkeit des eigenen Interpretationssystems ist, desto mehr wird der andere zum Feind.

Und je emotional aufgeladener diese Streitsituation ist, desto mehr wird sie zur Gefahr für die Identität der Beteiligten.


Der 52jährige Giordano Bruno wurde 1600 auf dem Campo de’ Fiori
verbrannt, da er die Gottessohnschaft Jesu bestritt, das Universum für
unendlich hielt und glaubte, es gäbe eine unendliche Anzahl von Welten.
Bruno reagierte auf das Urteil mit seinem berühmt gewordenen Satz: „Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme“ („Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam“). [Giordano Bruno, Wikipedia]

Flugblatt des Nationalsozialistischen Studentenbundes, 
das 1933 zur Bücherverbrennung verbreitet wurde [Feuilleton Frankfurt, 10.05.2008]

10. Mai 1933 - Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz [1:15]

Veröffentlicht am 23.04.2013 
10. Mai 1933 - NS-Propagandaminister Joseph Goebbels hält eine Rede zur Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz. Es ist der Auftakt zur Ausgrenzung von jüdischen und oppositionellen Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Deutschland, wobei auch Werke gänzlich unpolitischer und bereits verstorbener Autoren Opfer der Flammen wurden. Betroffen waren u. a. die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Carl von Ossietzky und Bertold Brecht, aber auch der Kinderbuchautor Erich Kästner und der Dichter Heinrich Heine. Goebbels´ Aufruf, alles überspitzt Intellektuelle aus dem deutschen Kulturleben zu verbannen, wurde unter den Augen von Schaulustigen durch SA-Leute und Korpsstudenten in die Tat umgesetzt. Die Parole „Wider den undeutschen Geist" bedeutete jedoch mehr als nur eine Orgie der Gewalt am Scheiterhaufen. Sie belegte die Betroffenen mit einem Berufsverbot, führte zu einer restlosen Entfernung ihrer Werke aus allen öffentlichen Bibliotheken und trieb einen Großteil von ihnen in die Emigration.
Dieser Film enstand im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Online-Archiv für audiovisuelle Zeitgeschichte www.history-vision.de | www.facebook.com/historyvision


“4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele! Ich übergebe der Flamme die Schriften des Sigmund Freud.” [Birgit Ebbert, Sigmund Freud, Bücherverbrennung 1933 => Feuersprüche]
- Geistige Barbarei (FU Berlin, 19.04.2008)

In Wien soll Sigmund Freud geäußert haben, es sei doch ein Fortschritt gegenüber dem Mittelalter, daß man nur die Bücher und nicht die Autoren verbrannt habe. [Die Intellektuellen und die Politik in Rattner, Danzer, Politik und Psychoanalyse S. 113 ]