Dienstag, 5. Juli 2016

Teenager-Eltern: Lauchs

Was waren das für goldene Zeiten, als sie uns auf Händen getragen haben, die lieben Kleinen: Mama wusste alles, konnte alles, ihr Wort galt, ihr Rat war gefragt. Dann kam die Pubertät.

Damit muss man erstmal klarkommen als Mutter. Es ist wie ein Schock. Eben noch hattest du diesen göttergleichen Nimbus, zu dir wurde aus ein Meter zwanzig Augenhöhe emporgestrahlt und plötzlich ist die Zeit auf dem Sockel vorbei. Du wirst kaum noch wahrgenommen und ins Gesicht schaut man dir nur noch, um dich wütend anzufunkeln. Eine neue Ära hat begonnen, scheinbar von heute auf morgen. Sätze wie "Das ist MEINE Mama!", "MEINE Mama kann das!" und "Ich bin so froh, dass DU meine Mama bist!", wirst du nie wieder hören. Das war einmal. Du bist entmachtet und entthront, denn auf dem goldenen Stuhl mit der hohen Rückenlehne und dem dunkelroten Samtbezug hockt nun jemand anders: dein Teenager.

Du bist degradiert. Zur Haushaltssklavin, deren Meinung nicht interessiert und deren Wünsche ignoriert werden können. Du hörst nur noch Fragen wie "Was gibt's zu essen?", "Wann gibt's (endlich) was zu essen?" und "Kann es mal wieder ein Steak geben?". Wagst du es einmal, das Wort an deine Brut zu richten, mit einem Vorschlag, einer Ansicht, gar einer Betrachtung zur Jugend, gibt es nur noch eine Reaktion: "Dein Ernst, Mama?" Eine Rückfrage kannst du dir sparen, der Blick, der damit einhergeht, sagt alles.

mehr:
- Teenager: Und plötzlich hörst du nur noch: "Dein Ernst, Mama?" (Susanne Baller, Stern, 04.07.2016)

mein Kommentar:
Kinder müssen sich abgrenzen. Das gehört zur Entwicklung. Diese Entwicklung tut weh – wie jeder Wachstumsprozeß, nicht nur den Eltern. Ein bißchen weniger Selbstmitleid tut gut.