Dienstag, 30. Oktober 2012

Sein Wohlbefinden steigern

GEFÜHLE – Zufriedenheit lässt sich trainieren. Nur wie? 

 180 Männer und Frauen in der Schweiz trainierten Charakterstärken. Damit steigerten sie ihr Wohlbefinden, so eine Studie der Universität Zürich. Die Teilnehmer waren heiterer und häufiger positiver Stimmung. „Die Teilnehmer waren Menschen, die sagten: ‚Mein Leben ist eigentlich ganz ok, ich möchte aber wissen, wie es noch besser werden kann’“, sagt Rene Proyer, Psychologe an der Universität Zürich. 

 Die Männer und Frauen trainierten Dankbarkeit, Optimismus, Humor, Neugier, Enthusiasmus, Sinn für das Schöne, Kreativität, Freundlichkeit, Liebe zum Lernen und Weitsicht. Dahinter steht die Annahme, dass Menschen, die solche Charakterstärken einsetzen, mehr Positive Gefühle erleben. Sie sehen mehr Sinn im Leben, haben bessere Beziehungen und Handlungsoptionen, so die Studiel1autoren. 


 Auf die positive Seite des Lebens wechseln 

 Die Frauen und Männer trafen sich 14-täglich, bekamen eine Stärke vorgestellt und übten sie in der Gruppe. „Als es um Dankbarkeit ging, mussten sie sich zum Beispiel mit ihrem Sitznachbarn darüber austauschen, wie sie in eineibestimmten Situation Dankbarkeit erlebt hatten“, sagt Proyer. Als Hausaufgabe sollten die Teilnehmer einem Menschen einen Dankbarkeitsbrief schreiben, ihm diesen vorlesen und die Reaktion beobachten. 

 Um Neugier zu fördern, schlugen die Forscher verschiedene Aktivitäten vor, etwa, sich über die Küche eines anderen Landes zu informieren und ein Gericht nachzukochen. „Die Leute sollten etwas Neues kennenlernen und beobachten, ob es ihnen Spaß macht“, sagt Proyer. Die Männer und Frauen mit dem Stärketraining fühlten sich anschließend besser, waren heiterer. Wer auf Dauer freundlicher mit Nachbarn oder Kollegen umgeht, der bekomme eher positive Rückmeldungen und fühle sich besser, sagt Psychologe Proyer. 


 „Sie werden durch so ein Training nicht plötzlich von einem unglücklichen Menschen zu einem glücklichen“, sagt Prof. Michael Eid, Psychologe an der Freien Universität Berlin. Aber es gebe Effekte. Es sei möglich, durch solches Training das Wohlbefinden zu steigern.



aus der Beilage der Welt am Sonntag vom 28.10.2012