Wenn Demenzkranke an einer Depression leiden, sollte man nicht gleich zum Rezeptblock greifen: Sertralin und Mirtazapin – ein SSRI und ein NaSSA, zwei bei Demenz kranken häufig eingesetzte Substanzklassen – waren in einer britischen Studie nicht wirksamer als eine Placebotherapie.
107 Patienten erhielten Sertralin (im Mittel 70 mg), 108 Patienten Mirtazapin (24 mg) und 111 Patienten Placebo. Die Depression hatte sich nach 13 Wochen am stärksten in der Placebogruppe gebessert (-5,6 Punkte vs. Sertralin -3,9 und Mirtazapin -5,0). Die Unterschiede waren nicht signifikant. Nach 39 Wochen bestand unverändert eine Besserung gegenüber dem Ausgangsniveau (-4,8, -4,0, -5,0). Allerdings traten unter den Verumtherapien signifikant häufiger Nebenwirkungen auf (Placebo 26%, Sertralin 43%, Mirtazapin 44%).
Die Studienautoren fordern, den Einsatz von Antidepressiva zur First-line-Therapie der Depression bei Demenzkranken zu überdenken. Ob auch andere Substanzklassen wie SSNRI einen Effekt hätten, sei unklar.
Banerjee S et al. Lancet 2011;378:403-411
aus MMW-Fortschr. Med. Nr. 32-34/2011