Sonntag, 19. Juli 2015

Die Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit

„Kinder bis etwa 3 Jahre sind naive Realisten, sie halten die Weise, wie die Welt ihnen erscheint, unhinterfragt für wahr und für alle zugänglich, sie verstehen noch nicht, dass ihre Überzeugungen zu Sachverhalten nur Annahmen sind, die den realen Tatbestand treffen oder auch verfehlen können“ (Bischof-Köhler 2011, S. 330).

Das Verständnis des Zusammenhangs zwischen innerer und äußerer Realität ist nicht von Beginn an vorhanden, sondern eine Entwicklungsleistung. Mentalisieren ist das Ergebnis einer erfolgreichen Integration zweier verschiedener Arten, zwischen Innen und Außen zu unterscheiden. Die psychische Entwicklung bewegt sich von einer Erfahrung der psychischen Realität, in der mentale Zustände nicht als Repräsentationen abgebildet sind, hin zu einer zunehmend komplexeren Sicht der inneren Welt, die durch die Fähigkeit gekennzeichnet ist, Gedanken, Gefühle im anderen und in der eigenen Person vorauszusetzen und zu erkennen, dass eine (wenn auch lose) Verbindung zwischen diesen und der Außenwelt besteht (Fonagy 2003). Alle für das Mentalisieren notwendigen Entwicklungen spielen sich nicht entlang einer kognitiven Reifungslogik ab, sondern im Kontext der Eltern-Kind Beziehungen.
Das Emotionserleben gilt als Ursprung, aus dem schließlich Mentalisierung erwachsen kann. Ausgehend von der Hypothese, dass Säuglinge zwar über Emotionsausdrücke, aber nicht über ein differenziertes Bewusstsein oder Erleben ihrer emotionalen Zustände verfügen, wird der frühen Affektspiegelung eine zentrale Rolle zugeschrieben.
Eltern reagieren auf die Emotionsausdrücke des Kindes in spezifischer Weise, dies führt erst zur Bewusstwerdung der eigenen Emotionen durch die Reaktion der Bezugsperson. Eltern reagieren auf den Affektausdruck des Säuglings (z.B. Angst), sie markieren ihren spiegelnden Emotionsausdruck als übertrieben und als eine Mischung aus verschiedenen Affekten. Dies ermöglicht dem Säugling, zu erkennen, dass die Mutter auf seinen Ausdruck reagiert und es nicht der Ausdruck der Mutter ist.
mehr:
- Die Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit (Mentalisierung – Ein neues Konzept in Psychoanalyse und Psychotherapie, Mentalisierung.net; Zitat:)
»Mentalisieren heißt, sich selbst von außen zu sehen und den anderen von innen.«
siehe auch:
- Konzept der Mentalisierung – Relevanz für die psychotherapeutische Behandlung (Brockmann, Hirsch, Adler-Institut, Mainz)
- Mentalisierungsbasierte Psychotherapie – ein integrativer psychodynamischer Ansatz (Katharina Allenspach, Psychotherapie Allenspach.ch)
- Mentalisieren – Spiegelung und Affektregulation (Post, 07.05.2015)

Mentalization Based Therapy - Interview with Peter Fonagy Ph.D @ Anne Freud Centre, London {27:15}


Veröffentlicht am 04.03.2013
Director Giovanni Maria Ruggiero interviews for State of Mind ( http://www.stateofmind.it ) Peter Fonagy Ph.D , creator of Mentalization Based Therapy (MBT) at the Anne Freud Centre in London during the Advanced training in MBT.

Peter Fonagy, Anna Freud Centre Chief Executive: What is Mentalization? interview {20:00}

Veröffentlicht am 11.03.2015
Mentalizing refers to our ability to attend to mental states in ourselves and in others as we attempt to understand our own actions and those of others on the basis of intentional mental states. A focus on this very human activity as a therapeutic intervention forms the core of mentalization based treatment (MBT). MBT was initially developed for the treatment of borderline personality disorder (BPD) although it is now being used on a wide range of disorders.

Our Chief Executive Peter Fonagy talks more about Mentalization in the interview.

For more information on MBT trainings, please visit: http://www.annafreud.org/courses.php

Mentalization Based Treatment Training Video with Anthony Bateman - Equivalence {6:03}

Veröffentlicht am 10.04.2015
Psychic equivalence is a non-mentalizing mode. It must be addressed in treatment when it arises but can be difficult to shift. The issue is not what the patient believes but how he holds the belief and experience. Do not challenge the content. In this clip the patient is talking about her experience of a court usher, the person who runs the court process, and is sure that the people in the court room are trying to ‘wind her up’.
In this video Anthony Bateman demonstrates the importance of initially accepting psychic equivalence and the need to question gently and continuously psychic equivalence as much as possible. For a full commentary of this training video, please visit: MBT Training Resources - http://annafreud.org/training-researc...

Please note, the patient is played by an actress.

siehe auch:
- Psychische Äquivalenz (Dunja Voss, Medizin im Text, 12.11.2015)

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