Dazu müssten die Menschen umdenken. Das gelingt ihnen jedoch nur, wenn sie auch dazu in der Lage sind, umfühlen zu können. Gefühl und Verstand gehen immer Hand in Hand. Denn bei jedem Gedanken wird zugleich eine Kaskade an Botenstoffen freigesetzt, begleitet von den Gefühlen, die unser gedankliches Erleben widerspiegeln. Umzufühlen ist alles andere als einfach, denn wir sind das Ergebnis unserer Prägung. Und die ist in der Regel schmerzhaft.
Das Erleben von Ausgrenzung, Ablehnung und Bestrafung aktiviert genau dieselben Nervennetze im Gehirn, wie körperlicher Schmerz. Eben dieser seelische Schmerz ist es daher, der uns dazu zwingt, uns mit Ersatzbefriedigungen wie Konsum und Modetrends zumindest kurzfristig von diesem zu befreien. Den durch Erlebnisschmerz bedingten Botenstoffen ein biochemisches Gegengewicht entgegenzusetzen, damit der Normalzustand in unserem Kopf wenigsten kurzfristig einkehrt. Durch die oberflächliche Aktivierung unseres Belohnungszentrums nämlich werden genau die Botenstoffe freigesetzt, die durch erfahrene Nähe, Verbundenheit und Anerkennung zu produzieren man uns bereits seit dem Säuglingsalter abtrainiert. Daher benötigt unsere Wirtschaft unglückliche Menschen und produziert diese auch systematisch. Glückliche Menschen kaufen nichts, weil sie bereits glücklich sind.
mehr:
- Wer glücklich ist, kauft nicht (Jürgen Apitzsch, Neopresse, 06.04.2013)
Wer glücklich ist, kauft nicht - Vortrag Prof. Hüther [21:49]
meine dumme Frage:
Warum sollte unser kapitalistisches System an unserem Glück interessiert sein?
Ohne Gefühl geht gar nichts! Gerald Hüther [2:21:36]
Veröffentlicht am 03.08.2014
Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther Universität Göttingen ist Präsident der SINN-STIFTUNG, die sich darum bemüht, die neueren Erkenntnisse der Hirnforschung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und diese Erkenntnisse in sinnvoller Weise umzusetzen.
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