Mittwoch, 11. Februar 2015

Posttraumatische Belastungsstörungen bei Bundeswehrsoldaten

Die Zahl der Posttraumatischen Belastungsstörungen unter Bundeswehrsoldaten nimmt weiter zu – und das, obwohl 2014 weniger Deutsche in Kämpfe verwickelt waren. Doch bis sich grausame Erlebnisse in der Seele niederschlagen, vergehen mitunter Jahre
Die Zahl der im Auslandseinsatz traumatisierten Soldaten ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Nach Angaben der Bundeswehr wurden 2014 insgesamt 431 Einsatzsoldaten wegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung behandelt. In 204 Fällen handelte es sich um Neuerkrankungen, das sind 55 mehr als im Vorjahr.
Daneben registrierte die Bundeswehr weitere 214 Soldaten mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Bei 164 von ihnen wurde die Diagnose zum ersten Mal gestellt. Das sind 20 neue Fälle mehr als 2013.
Unter dem Strich stieg die Zahl der psychischen Neuerkrankungen damit um 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 627 Soldatinnen und Soldaten mit psychischen Erkrankungen in Behandlung

mehr:
- "Krieg macht krank" – Traumata bei deutschen Soldaten nehmen zu (n-tv, 11.02.2015)

mein Kommentar: 

Es vergehen mitunter nicht nur Jahre, bis sich grausame Erlebnisse in der Seele niederschlagen, es kann noch länger dauern, bis eine posttraumatische Erkrankung als solche von der Bundeswehr anerkannt wird… und das kann für den betreffenden Soldaten zum Spießrutenlauf werden. (Ein Hoch auf die Fürsorgepflicht!)

Der Krieg in meinem Kopf [HD, Doku] [43:59]

Veröffentlicht am 03.09.2014
Robert war begeisterter Stabsunteroffizier, Elitesoldat und Hundeführer. Als Fallschirmjäger kämpft er erst im Kosovo, später in Afghanistan. Am 2. März 2002 explodiert zwei Meter neben ihm eine Rakete. Fünf Soldaten vor ihm werden getötet, auch zwei seiner Kameraden. Er selbst überlebt wie durch ein Wunder. Die äußeren Wunden verheilen, aber für ihn ist nichts mehr wie zuvor. Denn der Krieg geht nach seiner Rückkehr in Deutschland weiter: in seinem Kopf. Robert leidet unter Schlafstörungen und Albträumen, kleinste Gerüche oder Geräusche reichen, und er ist wieder mitten im Krieg.
Er wird zunehmend aggressiver und kann sich kaum noch konzentrieren. Er zieht sich immer weiter von seiner Familie und seinem Umfeld zurück. Trotzdem entscheidet er sich für zwei weitere Einsätze im Ausland. Seiner Überzeugung nach muss ein Soldat funktionieren.
2008 verliebt er sich, und plötzlich ist alles anders. Er will eine Familie gründen und ein ganz normales Leben führen. Doch immer wieder leidet er unter Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Nesselsucht und Aggressionen. Immer deutlicher spürt er die Folgen einer Krankheit, die er lange nicht wahrhaben wollte: der Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS.
Immer mehr deutsche Soldaten kehren mit PTBS von Auslandseinsätzen zurück. Das vor Ort Erlebte ist nur schwer für die oftmals noch sehr jungen Rekruten zu verkraften. Und auch nach den Einsätzen sind sie mit ihren Erlebnissen oft allein. Erst 2010 wurde ein Trauma-Zentrum der Bundeswehr in Berlin eröffnet. Mit der Diagnose PTBS beginnt für Robert ein ganz neuer Kampf - der Kampf zurück ins Leben, um die Anerkennung von PTBS als Berufskrankheit und gegen die Ignoranz in Politik und Gesellschaft.

siehe auch:
- PTSD in der Bundeswehr (Post, 30.12.2015)


Keine Kommentare: