Donnerstag, 12. Februar 2015

Die Sünden der Väter 2

Aya ist eine ehemalige Sklavin. Die junge Kambodschanerin stammt vom Lande und wurde im Alter von 16 Jahren über eine malaysische Agentur als Dienstmädchen verkauft. Sie erhielt keinerlei Vergütung für ihre Arbeit und musste Misshandlungen und Entbehrungen ertragen. Heute ist sie wieder zu Hause. Sie ist nicht nur genauso arm wie vorher, sondern sie ist auch schwer traumatisiert und gilt als entehrt. Man hat ihr ganz brutal ihre Menschlichkeit genommen. 

Neben dem Schicksal der jungen Frau zeigt die Dokumentation auch die Vorgehensweise zweier Menschenhändler, einer Anwerberin und eines Agenturchefs. In Kambodscha nennt man diese Leute "Mey Kechol": Sturmmacher. 

Die Dokumentation führt von den armen und rückständigen ländlichen Gegenden Kambodschas in den anonymen Großstadtdschungel der Hauptstadt Phnom Penh und gibt Einblicke in die Funktionsweise der modernen Sklaverei. Letztlich wird die Frage aufgeworfen, was das Leben einer jungen Frau in der heutigen kambodschanischen Gesellschaft überhaupt wert ist

- Die Herren des Windes (Arte-Mediathek, noch zu sehen bis 16.02.2015)

Die Herren des Windes Doku Deutsch [1:01:24]


Veröffentlicht am 23.02.2015
Im Alter von 16 Jahren wurde die Kambodschanerin Aya über eine malaysische Agentur als Dienstmädchen verkauft. Ihr Leben glich dem einer Sklavin, ohne Bezahlung und Misshandlungen ausgesetzt, fristete sie ihr Dasein. Heute lebt sie, immer noch arm und an Leib und Seele gebrochen, wieder zu Hause. Die Dokumentation zeichnet Ayas Schicksal nach und schildert die Vorgehensweise von Menschenhändlern.

Regisseur: Guillaume Suon (fanz. Wikipedia)
Am Ende des Films kniet der wohlhabende Arbeitsvermittler, der Aya nach Malaysia schickte, mit seinen manikürten gefalteten Händen betend in der christlichen Gemeinde und spricht aus dem Off:
»Ich habe Angst arm zu werden und das Geld wieder zu verlieren. Ich liebe Geld. […] Ich hoffe, daß ich, wenn ich sterbe, viel Gutes getan haben werde. Ich habe nie gestohlen, nie etwas Falsches gemacht. Ich hoffe, Jesus führt mich ins Paradies.«

Aya sagt am Ende des Films, während sie mit ihrem Sohn spielt:
»Den Schmerz kann ich nicht vergessen. Aber ich kann mit meiner Familie nicht darüber reden. Dieser Schmerz sitzt tief in mir drin. […] Ich hab’ noch nicht vergessen, was in Malaysia passiert ist. Ich hasse dieses Kind. Erst wollte ich es nach der Geburt weggeben. Ich mußte an den Mann denken, der mich mißhandelt hat. Aber dann dachte ich:  ›Ich kann mich zumindest an dem Kind dieses Mannes rächen.‹ Deshalb habe ich dieses Kind behalten, damit ich es schlagen kann. Manchmal würge ich es, bis es fast erstickt und lasse erst im letzten Moment wieder los. Wenn ich an all das denken muß, schlage ich das Kind.«
Der Film wirkt still und zugleich mit der Wucht einer griechischen Tragödie: einer wird am anderen schuldig, und jeder beteuert, er habe das nicht gewollt. Vater und Mutter streiten miteinander, dabei ist der Vater, der das Wegschicken seiner Tochter zugelassen hatte, der moralisch Gute, der jetzt seiner Frau aus der Sicherheit des Nahhinein Vorwürfe machen kann, aber nicht mit seiner Tochter redet und nichts tat, um die Mutter an der Umsetzung ihres Vorhaben zu hindern. Die – in den Augen ihres Mannes und der Tochter schuldige – Mutter sagt:

»Aya schimpft mich aus. Ich will keinen Streit und bin still.«
Das eindeutige Opfer, Aya, von allen benutzt und alleingelassen, wird – das scheint vorherbestimmt – zur Schuldigen an ihrem Sohn, der schon lange, bevor er dies zu verstehen imstande ist, für die Schuld seines Vaters bestraft und die ihm von seiner Mutter zugeschriebene Last der Schuld seines Vaters sein ganzes Leben lang in seiner Identität tragen wird. Dabei tun Opfer und Täter das Gleiche: Sie benutzen eine andere Person wie einen seelenlosen Gegenstand, um ihre Gefühle an ihm abzureagieren. Bei so viel Tragik hilf nur ein Bibel-Zitat:
Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen (2. Mose, 20.5)

siehe auch:
- TV-Tipps 9.2.: Der Wert der Frauen (Dokumentarfilminfo.de)

Keine Kommentare: