Thich Nhat Hanh ist derjenige Meister im Westen, der am
meisten darüber gelehrt hat, wie man den Atem im täglichen Leben nutzen kann.
Seine Bücher sind voll von praktischen Hinweisen. Buddhadasa sprach weniger vom
täglichen Leben. Um sie nicht zu überfordern, empfehle ich meinen neuen
Schülern, die Achtsamkeit zunächst nur in einer routinemäßigen Tätigkeit pro
Tag zu entwickeln. Das kann alles sein: Duschen, Rasieren,
Frühstück-Zubereiten, Frühstücken (jede Mahlzeit, die Sie stets allein essen,
ist gut zum Üben geeignet). Wenn Sie sich dieser Tätigkeit hingeben und damit
gute Erfahrungen machen, ermutigt Sie das dazu, auch anderen Situationen mit
Achtsamkeit zu begegnen.
Die Methode dient nicht dazu, eine Art von
Hyper-Aufmerksamkeit zu entwickeln. Sie soll sicherlich nicht Ihren Streß
erhöhen, was immer Sie auch tun. Vielmehr sollte die Achtsamkeit, so wie es in
der Sitzpraxis der Fall ist, zusätzliche Anstrengung eliminieren und die
Aktivität leichter machen. Der Grundgedanke besteht darin, eine sanfte
Aufmerksamkeit in das hineinzutragen, was Sie gerade tun, damit Sie dieses tun
und nichts anderes.
Einer der besten Wege, Achtsamkeit zu üben, besteht darin,
alle Arten zu sehen, wie Sie nicht achtsam sind – zu sehen, daß Sie
nicht achtsam sind, während Sie das Bett machen, Ihren Tag planen, über etwas
nachdenken, das gestern geschehen ist, oder sich in eine Phantasie verlieren.
Genauso, wie Sie es tun, wenn Sie sitzen, sehen Sie einfach nur, daß Sie
abgeschweift sind, und ohne daß Sie sich in irgendeiner Weise verurteilen,
kommen Sie zurück zu der Tätigkeit des Bettenmachens, mit dem Atem im
Hintergrund, wenn Ihnen das hilft. Tun Sie das so oft, wie Sie es tun müssen,
ohne sich Sorgen darüber machen, wie gut Sie sind. Wenn Sie ihrer
Unaufmerksamkeit auf diese Weise gewahr werden, wird das langsam eine Veränderung
bewirken.
Manche Schüler mißverstehen die Anweisung, den Atem den
ganzen Tag lang zu nutzen. Sie geben ihm ein unangemessenes Maß an
Aufmerksamkeit, was so weit führen kann, daß sie weniger aufmerksam für die
Welt um sie herum sind. Sie unterhalten sich mit einem Freund, und die Person
fragt sie, ob sie überhaupt zuhören. „Na ja, nicht ganz“, erwidern sie. „Eigentlich
habe ich auf meinen Atem geachtet.“ Das ist nicht der Sinn der Sache. Der Atem
ist ein Tor zum gegenwärtigen Augenblick, und er soll unsere Achtsamkeit für
ihn vergrößern, nicht verkleinern.
Es gibt Zeiten während des Tages, zu denen Sie Ihre
Aufmerksamkeit nahezu ausschließlich der Atmung widmen können. Sie mögen auf
einen Aufzug warten oder auf einen Schalterangestellten, um ein Formular in
einem Büro auszufüllen, oder für einen Film anstehen. Für die meisten Menschen
sind diese Momente verlorene Zeit, und sie werden in solchen Momenten noch
zerstreuter und weniger präsent. Doch wenn Sie Ihre Achtsamkeit der Atmung
zuwenden, selbst wenn es nur für wenige Atemzüge ist, dann können Sie ruhiger
und zentrierter werden. Sie kommen mit einer gewissen Energie in Berührung, und
aus dieser Begegnung gehen Sie erfrischt hervor.
Wir können all diese Momente, die wir üblicherweise als
lästig ansehen, derart nutzen. Thich Nhat Hanh spricht davon, daß auch eine
rote Ampel zu einer Achtsamkeitsglocke, wie sie in Klöstern angeschlagen wird,
für uns werden kann. An vielen Orten, wo Buddhismus praktiziert wird, wird während
der Arbeitsperioden in unregelmäßigen Abständen eine Glocke geschlagen, um die
Leute zum gegenwärtigen Moment zurückzubringen. Die Übenden unterbrechen dann
das, was sie gerade tun, für einen Zeitraum von drei Atemzügen, und kehren dann
zu ihrer jeweiligen Arbeit zurück.
Viele Menschen reagieren verärgert, wenn sie vor einer
roten Ampel anhalten müssen; das macht sie gereizt und ungeduldig. Aber es ist
möglich, rote Ampeln als eine Gelegenheit zu nutzen, um zur Atmung zurückzukommen,
sich zu zentrieren und sich davon erfrischen zu lassen (und sich daran zu
erinnern, daß es sich nicht lohnt, derart in Eile zu sein). Auf die gleiche
Weise können Sie das Läuten des Telefons benutzen. Lassen Sie es mehrere Male
läuten, bevor Sie abheben, und richten Sie derweil Ihre Aufmerksamkeit auf die
Atmung. Das wird nicht nur eine erholsame Pause für Sie sein (so daß Sie nicht
immer automatisch auf äußere Reize reagieren und nach dem Telefon greifen,
sobald es klingelt), sondern es wird Ihnen auch ermöglichen, in dem Gespräch,
das Sie führen werden, stärker präsent zu sein.
In meinem Leben in Cambridge und Boston bin ich häufig mit der U-Bahn unterwegs. Viele Menschen behaupten, daß solche Begegnungen mit den Massen in öffentlichen Verkehrsmitteln sehr ermüdend und deprimierend sind. Ich aber lege oft lange Strecken damit zurück und nutze diese Gelegenheiten zum Meditieren: keine besonderen Gewänder, kein Kissen, keine Glocken oder Räucherstäbchen, nur ein Mann, der in einer U-Bahn sitzt. Ich lenke die Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Erfahrung und lebe diese Momente. Es ist überhaupt nicht deprimierend. Zeitspannen, die wir normalerweise verabscheuen, etwa das Warten am Flughafen oder beim Zahnarzt, können wir auf die gleiche Weise nutzen. Es gibt wirklich keine Zeit, die verloren sein muß. Mit Achtsamkeit können Sie Leben in alle diese Momente bringen.
Ich liebe es, zur Körperertüchtigung zu Fuß zu gehen, und meine Wege durch die Stadt sind für mich wundervolle Gelegenheiten, Achtsamkeit zu üben. Jedes Gehen kann eine Gehmeditation sein. Sie konzentrieren sich auf Ihre Schritte, auf Ihre Körperempfindungen oder auf den Atem selbst, was immer Ihnen hilft, in der Gegenwart zu sein. Während langer Spaziergänge beobachte ich häufig meinen Geist (neunte Kontemplation), was schon immer eine meiner Lieblingsübungen war. David Guy, der an diesem Buch mitgearbeitet hat, schwimmt zur Körperertüchtigung und findet darin eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Übung von Achtsamkeit. Jede Art von körperlicher Tätigkeit, sei es Blätter fegen oder Rasen mähen, eignet sich.
In meinem Leben in Cambridge und Boston bin ich häufig mit der U-Bahn unterwegs. Viele Menschen behaupten, daß solche Begegnungen mit den Massen in öffentlichen Verkehrsmitteln sehr ermüdend und deprimierend sind. Ich aber lege oft lange Strecken damit zurück und nutze diese Gelegenheiten zum Meditieren: keine besonderen Gewänder, kein Kissen, keine Glocken oder Räucherstäbchen, nur ein Mann, der in einer U-Bahn sitzt. Ich lenke die Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Erfahrung und lebe diese Momente. Es ist überhaupt nicht deprimierend. Zeitspannen, die wir normalerweise verabscheuen, etwa das Warten am Flughafen oder beim Zahnarzt, können wir auf die gleiche Weise nutzen. Es gibt wirklich keine Zeit, die verloren sein muß. Mit Achtsamkeit können Sie Leben in alle diese Momente bringen.
Ich liebe es, zur Körperertüchtigung zu Fuß zu gehen, und meine Wege durch die Stadt sind für mich wundervolle Gelegenheiten, Achtsamkeit zu üben. Jedes Gehen kann eine Gehmeditation sein. Sie konzentrieren sich auf Ihre Schritte, auf Ihre Körperempfindungen oder auf den Atem selbst, was immer Ihnen hilft, in der Gegenwart zu sein. Während langer Spaziergänge beobachte ich häufig meinen Geist (neunte Kontemplation), was schon immer eine meiner Lieblingsübungen war. David Guy, der an diesem Buch mitgearbeitet hat, schwimmt zur Körperertüchtigung und findet darin eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Übung von Achtsamkeit. Jede Art von körperlicher Tätigkeit, sei es Blätter fegen oder Rasen mähen, eignet sich.
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