Samstag, 18. Oktober 2014

Sind Wissen, Denken, Interpretationen, Aufmerksamkeit und Bewußtheit einfach nur Fragen der inneren Ökonomie?

Manchmal habe ich den Eindruck, daß Wissen und Denken zum großen Teil Energiefragen sind. Hört sich erst einmal seltsam an…

Man stelle sich einen Topf aus einem bestimmten Material (z. B. Filtertüten-Papier) vor, der zu einem bestimmten Anteil gefüllt ist. Dann soll ein Liter Flüssigkeit – repräsentierend zum Beispiel den Kernbrand in Fukushima, den Ukraine-Konlifkt und das Freihandels-Abkommen (heißt genauer gesagt: die Nachricht plus die dadurch individuell ausgelösten Phantasien und Gefühle) – zusätzlich eingefüllt werden. Was würde mit dem Topf passieren? 


Wenn das Material, aus dem der Topf besteht, das Gewicht des zusätzlich einzufüllenden Wassers auch noch trägt, würde der Topf möglicherweise überlaufen. Wenn das Material aber zu schwach ist, würde die zusätzliche Menge vielleicht reinpassen, aber das Gewicht würde den Topf zum Reißen bringen. (Ob das Fassungsvermögen durch die Größe oder das Material des Topfes beschränkt wird, ist zuerst einmal egal.)

Wie gehe ich also als mit Informationen um, die zuviel oder zu schwer sind (oder so empfunden werden – siehe Wegschauen und weglesen, Post, 04.10.2014)?

Da ist es von der Ökonomie her vielleicht einfacher, Nachrichten einfach zu ignorieren oder Zuweisungen (z. B.: »Wir sind die Guten«, und »Putin ist ein narzißtischer kleiner Hitler«) der die Deutungsmacht innehabenden Leitmedien einfach zu übernehmen. Die Abwehr das eigene Glaubenssystem infragestellender Informationen (siehe z. B. Giordano Bruno) würde dann durch die Etikettierung von Menschen mit anderen Interpretationssysstemen als »Putinversteher«, »rechtsradikal«, »antisemitisch« oder »anti-amerikanisch« unterstützt werden. 
Siehe dazu auch Der Ukraine-Konflikt 2 – Über unterschiedliche Meßlatten und die Verwendung von Sprache am Beispiel der Homosexuellen-Gesetzgebung in Deutschland und des israelisch-palästinensischen Konflikts (Post, 21.03.2014)

Unter diesem Aspekt betrachtet würde die BILD-Zeitung eine wichtige gesellschaftliche Stabilisierungsfunktion übernehmen: das Gefühl, sich um die Dinge in der Welt zu kümmern und das Gemeinschaftsgefühl stärken (»Wir sind Papst!«), unangenehme Gefühle in Richtung gemeinsamer Aufgeregtheit lenken, auch, indem gemeinsame Feindbilder geschaffen werden (»böser, expansionistischer Putin«, »ISIS-Monster«, »langhaarige, dreckige, faule 68er Studenten«), die gemeinsame Aufmerksamkeit in Richtung von Prominenten lenken, die erst aufgebaut, dann demontiert werden und zum Schluß reumütig zu Kreuze kriechen (z. B. Otto Fischer).


Vielleicht kämpfen wir alle (und mit »alle« meine ich sowohl »die da oben«, wie auch Journalisten und »das Volk«) einfach nur mit Überforderung. Das folgende und das letzte Video stellen für mich solche Überforderungssituationen dar. Da braucht man solch eindrucksvolle Phänomene wie das Milgram-Experiment oder das Unglück bei der Loveparade 2010 gar nicht als Begründung heranzuziehen …

Thresher's Off License fire CCTV {3:16}

Veröffentlicht am 24.04.2012

This raw CCTV footage has commentary by Dick Van Stratten of London Fire Brigade, who showed me this clip when he was my instructor at the Fire Service College not long after it was made.

It shows that human behaviour in fire is not always panic but the opposite (as tragically demonstrated at the infamous fire in Woolworths in Manchester 1979)



Es ist ziemlich gewagt, an der Stelle die (Atom-)Physik als Modell heranzuziehen, sei’s drum!

Zum ersten Video: ab 1:03:10 gibt Prof. Dürr anhand eines mehrachsigen Pendels ein eindrucksvolles Beispiel in der Makro-Physik für das, was er bis dahin in seinem Vortrag in der Welt der Atomphysik zu erklären versucht hatte: Die Welt ist nicht vollständig determiniert sondern voll von Wahrscheinlichkeiten. Das ist der Anknüpfungspunkt zum menschlichen Geist, den wir normalerweise (normalerweise soll heißen: wenn wir, wie wir dies gewöhnlicherweise tun, auf die Vorgänge in unserem Geist nicht achten) für solide halten, der aber in jedem Moment bestimmten Austauschvorgängen und inneren Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist. 
Ob wir unser Verstehen der Welt – bzw. das Interagieren mit ihr – oder das Führen von Beziehungen (das ja nur ein Spezialfall des Verstehens der Welt sind bzw. des Interagierens mit ihr darstellt) betrachten: in jedem Augenblick ist unser Verstehen dessen, was geschieht – und damit unser Handeln – beeinflußt durch 
1. bestimmte Ausprägungen unseres Geistes (seien diese durch Vererbung oder durch unsere Sozialisation geprägt) und 
2. durch den mikrosekundengetakteten Austausch mit der Welt (in einer Beziehung: mit dem anderen) bzw. den mikrosekundengetakteten Austausch mit dem Bild der Welt (in einer Beziehung: mit dem Bild des anderen).
Die Ausprägungen (oder Neigungen) unseres Geistes bestimmten:
1. Das Zur-Kenntnis-Nehmen oder Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen bestimmter Dinge,
2. das Interpretieren dessen, was wir zur Kenntnis genommen haben und
3. – beeinflußt durch 1 und 2 – das Gewichten und Einordnen (heißt: Bedeutung zumessen und Kategorisieren) dessen, was wir nun als Bild von der Welt (bzw. des anderen) in unserem Geist – blitzschnell und normalerweise unbemerkt – hergestellt haben.
Um es noch exakter auszudrücken: nicht »wir« haben dieses Bild hergestellt, sondern bestimmte Kräfte in uns, die recht mechanistisch funktionieren. Die Gesamtheit dieser in unserer Seele wirkenden Kräfte, die darüber entscheiden, was wir wahrnehmen und wie wir das Wahrgenommene interpretieren, gewichten und einordnen, das ist unserer Charakter, und was wir davon wahrzunehmen gelingt, nennen wir dann »Ich«.


Wir erleben mehr als wir begreifen von Prof.Dr.Hans-Peter Dürr {1:37:29}

Hochgeladen am 28.06.2011

Wir erleben mehr als wir begreifen - Naturwissenschaftliche Erkenntnis und Erleben der Wirklichkeit
Seminar zum Dialog von Naturwissenschaft und Theologie

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr
http://www.gcn.de/hpd.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Pet...


Zum zweiten Video: bei 15:50 sagt Prof. Dürr: »Es gibt gar kein Unabhängiges, was miteinander spielt, sondern alles ist von Anfang an miteinander verknüpft. Und deshalb ist auch das Spiel, was die Natur uns vorspielt, kein Würfelspiel, sondern es ist eigentlich mehr das Spiel eines Kindes, das schon mit einer gewissen Vorahnung, was es eigentlich spielen will, spielt. Nicht, daß es ein spezielles Spiel im Auge hat, aber es wird innerhalb eines gewissen Kontextes gespielt. […] Die moderne Physik sagt, daß die Grundlage nicht die Materie ist, […] sondern daß im Hintergrund etwas ist, was wir in der Physik Potentialität nennen. […] Wir schauen auf die Materie und denken: Das ist das Wesentliche. […] An diesem Gestaltungsprozeß ist nicht jeder Teil für sich, isoliert, beteiligt… […] Wir nehmen die Materie so wichtig, weil sie sich nicht in der Zeit verändert. […] Wir sollten diejenigen wichtig nehmen, denen in jedem Augenblick etwas Neues einfällt. Und da sollten wir den Menschen wieder in den Vordergrund rücken.«

Was ich als Psychotherapeut immer wieder erlebe, ist, wie Menschen auf das Bekannte, das immer wieder Erlebte, das Feststehende, fokussieren. Zum Beispiel die Eigenschaften ihres Partners, die ganz furchtbar nerven oder sogenannte Glaubenssätze, wie sich sie bei einigen Patienten höre: »Es hat ja sowieso keinen Zweck, es bringt ja doch nichts.« Dieses »doch nichts bringen« wird ununterbrochen durch die Tätigkeit des Geistes hergestellt, wobei auf die Erfolglosigkeit fokussiert wird anstatt auf die inneren (oder äußeren) Vorgänge zu achten, die diese Vergeblichkeit herstellen. 

Wenn Dürr sagt: »Die Zukunft ist offen«, so nehme ich, der ich ja beruflich an Veränderung arbeite, diesen Satz etwas skeptisch auf, muß ich doch immer wieder erfahren, wie sehr zwar Veränderung gewünscht, aber gleichzeitig an Altem festgehalten wird. 

Dürr weiter: »Deshalb brauchen wir auch das Instument der Hoffnung, weil uns die Hoffnung ein Bild gibt, wie wir die Zukunft gestalten wollen. […] Und die Hoffnung kann realisiert werden. Und wir sind nicht total gebunden […] Die Naturgesetze sagen uns: Wir können etwas tun, was es vorher noch nicht gegeben hat.«

Wunderbar ist das Gleichnis des Fischers, der glaubt, daß alle Fische größer als 5 cm sind, weil das die Maschenweite seines Netzes ist. (ab 22:55)


Hans-Peter Dürr - Das Geistige ist die treibende Kraft. {32:42}

Veröffentlicht am 11.03.2013
Prof. Dr. Hans-Peter Dürr im Interview an seinem Arbeitsplatz im Münchner Max-Planck-Institut im Sommer 1997.
Playlist aller Interviewteile: http://www.youtube.com/playlist?list=...
© Martin Gertler

Hans-Peter Dürr (geb. am 7. Oktober 1929 in Stuttgart) ist Physiker. Bis Herbst 1997 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut) in München.

Dürr promovierte 1956 bei Edward Teller und war von 1958 bis 1976 Mitarbeiter von Werner Heisenberg, der einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Er war sein engster Mitarbeiter bzgl. Heisenbergs Projekt eines Versuchs der Eruierung einer vereinheitlichten Feldtheorie der Elementarteilchen. 1969 habilitierte er sich an der Universität München als in Kernphysik, Elementarteilchenphysik und Gravitation forschender Wissenschaftler. Danach wurde er zunächst außerplanmäßiger Professor an der Universität München, 1978 dann Nachfolger von Werner Heisenberg als geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik des Werner-Heisenberg-Instituts für Physik. Diese Funktion übte er bis 1980 sowie nochmals von 1987 bis 1992 aus. Später widmete er sich zunehmend angrenzenden Randthemen seiner eigentlichen Kernfachgebiete, darunter erkenntnistheoretischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.

Er gründete 1987 in Starnberg die Initiative Global Challenges Network, eine Organisation, die ein Netz aus Projekten und Gruppen knüpft, die konstruktiv und gemeinsam „an der Bewältigung der Probleme arbeiten, die uns und damit unsere natürliche Umwelt bedrohen". Im gleichen Jahr wurde er „in Anerkennung seiner fundierten Kritik der Strategischen Verteidigungsinitiative und seiner Arbeit, hochentwickelte Technologien für friedliche Zwecke nutzbar zu machen" mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet.

Außerdem erhielt die wissenschafts- und forschungskritische internationale Gruppe Pugwash, der er angehört, im Jahr 1995 den Friedensnobelpreis.

Er ist Mitglied des Club of Rome und Mitglied des Ehren-Kurats der Internationalen Münchner Friedenskonferenz.

Im Jahr 2004 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.

2005 verfasste Dürr zusammen mit Daniel Dahm und Rudolf zur Lippe die Potsdamer Denkschrift und das Potsdamer Manifest, welches von einer großen Zahl von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt unterzeichnet wurde, u. a. von über 20 Trägern des Right Livelihood Award.

2007 beschloss der Münchner Stadtrat, Hans-Peter Dürr -- in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die Stadt München -- das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Zudem trat er im Frühjahr 2007 auf Anfrage von Jakob von Uexküll als Ratsmitglied dem World Future Council bei.

Hans-Peter Dürr starb am 18. Mai 2014.


Um es kurz zu machen: Vor zwei Jahren saß eine Frau tränenüberströmt vor mir und klagte: »Mein Mann muß doch mal verstehen, daß er den Mülleimer auch mal raustragen muß.« Verkürzt würde die Frage, die sich der Psychotherapeut stellt, lauten: »Welche zwei Fischernetze mit welcher Maschenweite haben warum und wie miteinander interagiert, daß als Kollateralschaden ein solches Nicht-Verstehen in der Beziehung etabliert wurde?« 

Dabei fällt mir eine Geschichte ein, die der geniale – und manchmal recht ungnädige – Psychotherapeut Paul Watzlawick in einem seiner Bücher erzählte:
 Ein frischgebackenes Ehepaar frühstückt auf der Hochzeitsreise, die Frau schneidet ein Brötchen durch und gibt dem geliebten Mann das von ihr geliebte Oberteil des Brötchens. Das wir zur Gewohnheit, bis sie an irgendeinem Sonntagmorgen nach zehn Jahren Ehe dem Gatten aus Versehen das Unterteil reicht. Auf ihre Entschuldigung entgegnet er: »Macht nichts, ich esse die Unterseite sowieso lieber.«

Eine weitere Geschichte von Paul Watzlawick fällt mir in diesem Zusammenhang auch noch ein: 
 Ein Mann ist zu einem Empfang in einem Schloß eingeladen. Da er noch einige Stunden Zeit hat, spaziert er durch den Ort und registriert vor dem Schaufenster eines Uhrengeschäfts erstaunt, daß sämtliche Uhren acht Minuten vorgehen. Neugierig geworden, fragt er den Inhaber des Geschäfts, nach welcher Zeit er seine Uhren ausrichte. »Kein Problem«, meint dieser, »jeden Morgen Punkt acht Uhr schießen die da oben auf dem Schloß einen Böller ab. Danach stelle ich meine Uhren.« Abends auf dem Empfang fragt unser Mann den Schloßbesitzer, nach welcher Zeit er seinen morgendlichen Böllerschuß richte. »Kein Problem«, meint der ebenfalls, »wir haben da unten im Ort einen sehr zuverlässigen Uhrenhändler. Einmal in der Woche schicke ich meinen Diener da runter, der sich dort die genaue Zeit holt.«

(Ein 2006 erschienenes Buch von Paul Watzlawick trug übrigens den vielsagenden Titel: »Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen – Über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit.«)

Wenn die Lösung das Problem ist {43:02}

Hochgeladen am 31.12.2010
Paul Watzlawick - Wenn die Lösung das Problem ist (1987)




Nach all den komplizierten Sachen ein Beispiel, wie banal einfach Dinge in die Hose gehen können, die ganz anders intendiert und geplant waren:


Taliban epic fail {2:40}

Hochgeladen am 01.03.2010
A Taliban IED attack and ambush on ISAF patrole fails miserably.

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