Es war einmal:
In einer japanischen Kleinstadt wohnten an den einander gegenüberliegenden Stadträndern zwei Zenmeister, die den Menschen jeweils das Gegenteil von dem anderen erzählten.
Sagt der eine zum Beispiel, es sei schlecht, Fleisch zu essen, sagte der andere, Fleisch zu essen sei gut.
Beharrte der eine der beiden darauf, dass tägliches Meditieren äußerst wichtig sei, meinte der andere, es sei sehr egal, ob man meditiere oder nicht.
Eines Tages starb der eine Zenmeister, und in der Stadt folgte ein langer Trauerzug dem Wagen mit der Leiche des Verstorbenen.
Die Menschen waren sehr erstaunt, als sie sahen, dass der übrig gebliebene Zenmeister dem Verstorbenen die letzte Ehre erwies.
»Ihr wart doch Gegner!«, sprach ihn einer der Umstehenden an.
»Wir waren keine Gegner«, antwortete der Zenmeister. »Er war mein Gegenteil, und ich war sein Gegenteil. Die Menschen gingen eine zeitlang zu ihm, und er erzählte ihnen etwas und kamen dann eine zeitlang zu mir, und ich sagte ihnen das Gegenteil. Und den Menschen, die von mir weg zu ihm gingen, erzählte er das Gegenteil von dem, was ich gesagt hatte. Und zwischen uns beiden haben wir die Menschen geschmolzen.«
Und er wies auf den Wagen mit dem Toten.
»Ist dieser Anblick nicht wundervoll?«, sprach der Zenmeister. »So viele Tote, die hinter einer lebendigen Seele hermarschieren.«
[Osho, aus dem Gedächtnis wiedererzählt von mir]
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