Dass Vögel erstaunliche Intelligenzleistungen vollbringen, verdanken sie einem effizient konstruierten Gehirn
Diogenes war kein Biologe, aber er hatte einen Blick für das Wesentliche. Als Platon definierte, der Mensch sei ein "Zweibeiner ohne Federn", rupfte er einen Hahn und präsentierte ihn als "Platons Menschen" (woraufhin Platon seinerseits einen beachtlichen Blick für biologische Merkmale bewies und ergänzte: "mit flachen Nägeln" - solche kennzeichnen tatsächlich die Primaten).
Einig scheinen sich die beiden Streithähne immerhin darin gewesen zu sein, dass man die Unterschiede zwischen Menschen und Vögeln vorwiegend in den hornigen Anhängen der Haut zu suchen habe. Und damit waren sie, vor ungefähr 2400 Jahren, bemerkenswert modern.
Denn während einerseits Primatenforscher wie Michael Tomasello laufend ungeahnte Lücken in den geistigen Fähigkeiten unserer nächsten äffischen Verwandten aufdecken, nutzen die geflügelten Zweibeiner ebenso regelmäßig die aufkommende peinliche Stille, um sich mit ihren Fähigkeiten zu profilieren. Zum Beispiel das Zeigen: Es gilt als grundlegende Fähigkeit für die Entstehung von Sprache und einer "Theory of Mind", also einer Vorstellung davon, dass und was ein Anderer denkt. Menschenaffen zeigen nie etwas, außer allenfalls die Stelle auf ihrem Rücken, an der sie gekratzt werden wollen. Wenn sie etwas wollen, holen sie es sich. Wenn ihnen jemand etwas zeigt, trauen sie ihm nicht.
Elstern hingegen - unter Menschen nicht eben als vertrauenswürdig bekannt - zeigen einander einen Feind. Raben zeigen einander Nistmaterial. Der bemerkenswerte Graupapagei Alex war sogar imstande, die Farbe eines Gegenstandes zu nennen, den seine Trainerin Irene Pepperberg ihm zeigte.
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- Von wegen: "Spatzenhirn" (Konrad Lehmann, Telepolis, 22.11.2016)
Donnerstag, 24. November 2016
Von wegen: "Spatzenhirn"
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