mehr:
- "Befriedigst du dich besser?" (Wenke Husmann im Gespräch mit Sexualtherapeut Ulrich Clement)
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Im Jahr 1712 erschien in England das vermutlich von dem geschäftstüchtigen Quacksalber und Schriftsteller John Marten geschriebene und anonym veröffentlichte Pamphlet Onania: or, the Heinous Sin of Self-Pollution[23] („Onanie oder die abscheuliche Sünde der Selbstbeschmutzung“), das nach und nach in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde und große Verbreitung erfuhr. Darin wurde behauptet, dass exzessive Masturbation vielfältige Krankheiten wie Pocken und Tuberkulose verursachen könne. Bezeichnend ist, dass John Marten gleichzeitig zahlreiche kleinere softpornografische Schriften veröffentlichte und in Onania eine von ihm erfundene „Medizin“ gegen die angeblich aus der Masturbation resultierenden Krankheiten anbot. Selbst die großen Aufklärer der Zeit glaubten dem anonym veröffentlichten Werk. Denis Diderot nahm die fragwürdigen Thesen unter dem Artikeltitel Manstupration ou Manustupration[24] sogar in seine Encyclopédie auf.
Im 18. und 19. Jahrhundert fand in der Folge in ganz Europa geradezu ein „Feldzug gegen die Masturbation“ statt. Es erschienen unzählige wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen, die die angeblichen Gefahren der Masturbation anprangerten und Methoden zu ihrer Verhinderung anboten. Als Standardwerk kann die ab 1760 in unzähligen Auflagen verbreitete Schrift L'Onanisme. Dissertation sur les maladies produits par la masturbation.[25] (Die Onanie. Abhandlung über Krankheiten durch Masturbation) des Lausanner Arztes Simon-Auguste Tissot gelten.Erst von jener Zeit an wurde die betreffende Bibelstelle über Onan nicht mehr als Coitus interruptus begriffen.
Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung“[26] die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Auch Krebs, Wahnsinn oder Lepra sollten angeblich die Folge der Masturbation sein. Erst nachdem Robert Koch 1882 den Tuberkelbazillus entdeckte, behaupten die Mediziner nicht mehr, dass Masturbieren Tuberkulose hervorrufe.Neben gesundheitlichen Gefahren wurden auch moralische Argumente gegen die Masturbation vorgebracht: sie sei egoistisch, verleite zur Disziplinlosigkeit, stelle ein „nutzloses Vergnügen“ dar und wurde mitunter als „sexueller Missbrauch“[27] bezeichnet. Die Masturbation fördere die Abkapselung des Masturbators von der Gesellschaft, da er zu seiner sexuellen Befriedigung keinen Partner benötigt.
Sigmund Freud befasste sich eingehend mit der Masturbation als Ursache neurotischer Erkrankungen, insbesondere der Neurasthenieals sogenannter Aktualneurose. Kindliche Masturbation sah er je nach Stand seiner Theorieentwicklung als Ausdruck einer vorhergehenden Verführung des Kindes oder im Rahmen der Theorie der infantilen Sexualität als spontanes, entwicklungsbedingtes Geschehen an. Gelegentlich bezeichnete er die Masturbation als die Ursucht, an deren Stelle später andere, erwachsenentypische Süchte wie das Rauchen etwa träten. Als suchthaftes Verhalten aber spiele sie auch eine ungeheure Rolle im Verständnis der (als Psychoneurose beurteilten) Hysterie.[28] Die Frage der Schädlichkeit der Onanie war um 1912 Gegenstand einer Debatte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung; Freud wendete sich resümierend gegen eine grundsätzliche Verharmlosung: In der Neurasthenie als direkte Folge, aber auch durch Verminderung der Potenz, Verweichlichung des Charakters durch Fixierung auf phantasierte Befriedigung statt realer Anstrengung und Stagnation der allgemeinen psychosexuellen Entwicklung disponiere die Selbstbefriedigung zur Neurose.[29]
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Glaube weit verbreitet, dass Akne durch Masturbation hervorgerufen werde. Die Hypothese konnte sich wohl deshalb so lange halten, weil Jugendliche in der Pubertät fast immer unter Akne leiden und gleichzeitig in der Pubertät auch häufig masturbieren (siehe auch Cum hoc ergo propter hoc). Bis in die 1980er Jahre wurde Masturbation auch in medizinischen Kreisen gelegentlich als unreife, im Erwachsenenalter als pathologische Form der Sexualität betrachtet.[30] [Masturbation, Medizingeschichtlich, Wikipedia, abgerufen am 27.11.2016]==============
siehe auch:
- Die Verteufelung der Masturbation (Anonymous, DasBiber, 18.03.2010)
- Die konstitutionelle Neurasthenie (G. Aschaffenburg in: Hans Curschmann, Lehrbuch der Nervenkrankheiten, Springer, 1909, S. 778ff., GoogleBooks)
Ätiologie. Die allgemeine Nervosität beruht auf einer angeborenen Disposition. Dieser Tatsache wird man sich in den meisten Fällen schwerlich verschließen können, wenn man die Lebensgeschichte der nervösen bis in die früheste Kinderzeit hinein verfolgt. Wir finden dann fast regelmäßig schon in einem sehr frühen Alter, in dem äußere Schädigungen ausgeschlossen sind, nervöse Symptome, deren Auftreten nur verständlich ist, wenn wir annehmen, dass der Nervosität dieser Kinder eine konstitutionelle Eigenart darstellen. Sehr viel schwerer ist es, den statistischen Nachweis der angebotenen Degeneration aus der Vorgeschichte der Eltern zu führen. Zu absolut brauchbaren Zahlen wird man nie kommen können. Nur zu häufig stellen die Angehörigen nervöse Erkrankungen in Abrede, auch da, wo in reichlischstem Maße Erkrankungen vorgelegen haben.
Mit der einfachen Feststellung, dass in einer Familie nervöse Erkrankungen vorgekommen sind, ist das Rätsel der psychopathischen Konstitution noch nicht gelöst. Dafür sehen wir zu oft in schwer degenerierten Familien einzelne Glieder sich völlig normal entwickeln, und umgekehrt stammen aus scheinbar gesunden Familien oft schwer entartete Menschen. In manchen dieser Fälle wird man nicht fehlgehen in der Annahme, dass zur Zeit der Zeugung irgendwelche schädigenden Ereignisse sich abgespielt haben. Ich erinnere hier nur an den gefährlichen Einfluss eines Rausches zur Zeit der Konzeption. Auch während der Schwangerschaft können Erkrankungen die Gesundheit der Mutter zu untergraben, dass die Entwicklung der Frucht darunter notleidet.
- Christians Explain the Dangers of Masturbation (AtheistMediaBlog, 02.08.2015)
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Der Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant sah Selbstbefriedigung als eine sittliche Verfehlung. Für ihn war der natürliche Zweck des Sexualtriebes, dem nicht zuwider gehandelt werden dürfe, die Fortpflanzung. In seiner Metaphysik der Sitten legt er dar, dass die „wohllüstige Selbstschändung“ (d. h. die Masturbation) eine Verletzung der Pflicht des Menschen gegen sich selbst sei, weil er seine eigene Persönlichkeit aufgebe, indem er sich selbst als reines Mittel zur Befriedigung seiner Triebe gebrauche.[5]Diese Selbstaufgabe erfordere nicht einmal Mut, sondern nur ein Nachgeben gegenüber dem Trieb, und wird deshalb von Kant als noch schlimmeres moralisches Vergehen bewertet als der Selbstmord. [Selbstbefriedigung, Philosophisch, WikiBooks, abgerufen am 27.11.2016]==============
- Masturbation, Viele machen’s, keiner sagt’s (Ottilia Becker, Top-Impotenz-Hilfe, 20.02.2014)
- Onans Sünde und die Bekämpfung des Lasters (Riccardo Castrovilli, LenkerundDenker, 20.08.2010)
- Kinsey, mein Held (Oswalt Kolle, n24, 18.03.2005)
Günther Amendt R.I.P [2:39]
FeuerloescherTV Networx Hochgeladen am 15.03.2011
Zur Erinnerung an Günter Amendt: ein Videoschnipsel aus dem Jahre 2000 im Schanzenpark auf dem Hamburger Hanffest.(im Anschluss an seinen Vortrag "No Drugs - No Future" im Museum für Völkerkunde.) Günter Amendt starb am 11.03.2011
Günther Amendt R.I.P [2:39]
FeuerloescherTV Networx Hochgeladen am 15.03.2011
Zur Erinnerung an Günter Amendt: ein Videoschnipsel aus dem Jahre 2000 im Schanzenpark auf dem Hamburger Hanffest.(im Anschluss an seinen Vortrag "No Drugs - No Future" im Museum für Völkerkunde.) Günter Amendt starb am 11.03.2011
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