Der Genuss und das Verlangen danach sind im Gehirn klar getrennt
Warum wollen wir etwas? Logisch: Weil wir es mögen. Weil es uns gefällt. Aber ist beides identisch? Ist das Gemochte immer das Gewollte? Und umgekehrt: Wird das Gewollte immer auch gemocht?
Auf den ersten Blick mag das so scheinen. Wenn wir etwas mögen, dann wollen wir es auch. Und warum sollten wir etwas wollen, wenn es uns nicht gefiele?
Aber was ist mit dem ersten Mal? Mit der neuartigen Gaumenfreude, dem ersten Orgasmus, der ersten Bach-Fuge oder auch dem ersten Schuss Heroin? Offensichtlich kann man sie genießen, ohne sie vorher gekannt zu haben. Und was man nicht gekannt hat, kann man nicht wollen.
Oder umgekehrt: Der Junkie, der nach dem nächsten Schuss lechzt, weil er den Entzug nicht erträgt - mag er den Schuss? Die Ratte, die sich über einen Hebel selbst im sogenannten Belohnungssystem reizt und damit nie aufhören kann - genießt sie ihren Zwang?
Anscheinend sind Mögen/Genießen einerseits und Wollen andererseits zwei verschiedene Zustände. Und wenn, wie die Ethik lehrt, der Mensch stets nach dem Guten strebt, dann ist dieser Grundsatz nur dann nicht tautologisch, wenn das Streben und das Gute voneinander verschieden sind.
Die Gehirnforschung sieht das genauso: Genießen und Erstreben sind zwei verschiedene Dinge; sie hängen nur sehr eng zusammen.
mehr:
- Das war schön! Nochmal! (Konrad Lehmann, Telepolis, 13.03.2016)
Sonntag, 13. März 2016
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