Montag, 18. Januar 2016

Buddhistische Meditationen: praktische Übungen, um den eigenen Geist zu erkennen

Wichtiger Teil des großen Spektrums von Belehrungen über den Geist, die Buddha in den 45 Jahren seines Lehrens gab, sind die Erklärungen zu den besonders wirksamen Methoden der Meditation. Im Buddhismus ist Meditation niemals als bloße Technik isoliert zu sehen, sondern sie steht immer im Rahmen der Erklärungen zu Grundlage, Weg und Ziel. Sie wird unterstützt von den positiven Handlungen, dem Entwickeln von Mitgefühl und Weisheit sowie dem Üben einer befreienden Sichtweise. Die spezielle Sitzhaltung, die man während einer Meditation einnimmt, fördert die Fähigkeit zu tiefer Konzentration. Letztendliches Ziel von buddhistischen Meditationen ist die Einsicht in die Natur des Geistes.
mehr:
- Meditation – den eigenen Geist erfahren (Buddhismus in seiner Ganzheit, Diamantweg-Stiftung, mit Links zu PDF-Downloads)
[…] vielmehr kann der Geist als geheim in sich selbst bezeichnet werden. Denn er ist kein "Ding". Er hat weder Farbe, Form, Größe noch Geschmack. Und obwohl er nicht zu finden ist, ist er die Grundlage allen Erlebens. Der Geist, der durch die Augen schaut, durch die Ohren hört, der erfährt und versteht, ist sich aller Erfahrungen bewusst, ohne dabei sich selbst zu sehen. Meditation wirkt in der Weise, dass sie den Geist in einen Zustand führt, in dem er sich selbst erkennen kann.


Ein korrektes Verständnis des Geistes geht […] nicht davon aus, daß der Geist irgendwie aus einem Stück ist, und selbst nicht davon, daß er ein zusammenhängendes, kongruentes Ganzes ist. Es gibt nicht nur einen einzigen Grund- Geist und nicht nur eine einzige Welt, die dazu da ist, von diesem Geist wahrgenommen zu werden. Solch eine Sichtweise würde der wahrgenommenen Welt die Annahme einer „Einheit” aufzwängen und wäre implizit eine theologische Sichtweise. Im Zen sagen wir dagegen: „Nicht eins, nicht zwei!” Nicht-Zweiheit ist nicht Einheit

Obwohl die Welt diskontinuierlich ist, erscheint die Welt kontinuierlich auf erstaunlich konsistente Weise wieder. Aber sie ist dabei nicht immer konsistent oder kontinuierlich. Sogar eben jetzt sind die Dinge, die du vor dir hast, nicht kontinuierlich. Sie sind im Wandel begriffen und deine Wahrnehmung von ihnen ist im Wandel begriffen. Je mehr deine implizite Einstellung von der vorhersagbaren Kontinuität der Welt ausgeht (eine implizite Annahme von Beständigkeit), desto weniger wirst du von der Welt bemerken oder wissen. Daß alles im Wandel begriffen ist, bedeutet, daß die Welt diskontinuierlich und auf grundlegende Weise unvorhersehbar ist. In dem Augenblick bist du frei, aber dann geh los und schaffe deine Vergangenheit, schaffe deine Zukunft. Aber mache, wenn du kannst, eine weise Geschichte daraus, eine Geschichte, in der du frei bist und in der das Ende offen ist.

Das Bewußtsein an sich geht von einer kontrollierbaren Welt aus. Das Bewußtsein funktioniert so, daß es eine vorhersehbare Welt zusammensetzt, die vom Ich verstanden werden kann und die vor allem sprachlich beschrieben werden kann. Folglich bilden wir unsere Ansichten größtenteils in der Sprache und wir gehen meistens auch davon aus, daß unsere Sprache in der Lage ist, die Welt angemessen, ja sogar exakt darzustellen. Nur allein aus diesem Grund, unabhängig von spirituellen Gründen, neigen wir dazu, von einer kohärenten Welt auszugehen und sie zu erhoffen, eine Welt, in der alle Sichtweisen kongruent sein werden und die deswegen auf eine Einheit reduziert oder in einer Einheit aufgehoben werden kann.
 (Zentatsu Richard Baker Roshi, aus dem Englischen von Christian Dillo in Zeitschrift für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie, 15. Jg., Heft 1, 2009, S. 58)

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