- Friedrich Nietzsche. Lebensstationen in Mitteldeutschland (1) – 1844-1849: Kindheit in Röcken (Klaus Horn, Perspictuitas)
- Der junge Nietzsche ( Helmut Walther (Nürnberg), überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrages vom 08.05.2002 vor der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg)
Der Vater wird als sehr begabt und pflichtbewußt geschildert; auch war er sehr musikalisch und spielte ausgezeichnet Klavier, insbesondere in freier Improvisation; dieses Erbteil hat sein Sohn offenbar von ihm mitbekommen, der den Vater schon als einjähriges Kind bewußt am Klavier hörte, was ihm zeitlebens unvergeßlich blieb. Die Mutter Franziska, die gerade noch mit Puppen gespielt hatte, soll ein "Wildfang" und dabei sehr hübsch gewesen sein – so hatte sie den bereits gesetzten und etwas förmlichen, in familiäre und berufliche Pflichten eingebundenen Karl Ludwig sogleich unwiderstehlich angezogen. […] schildert der Vater in einem Brief 1846 (Friedrich war also gerade mal zwei Jahre alt!): "Bruder Fritz ist ein wilder Knabe, den manchmal allein der Papa noch zur Raison bringt, sintemalen von diesem die Ruthe nicht fern ist; allein jetzt hilft ein Anderer mächtiger miterziehen, denn das ist der liebe heilige Christ, welcher auch bei dem kleinen Fritz schon Kopf und Herz ganz eingenommen hat, daß er von nichts Anderem sprechen und hören will als vom >heile Kist!<"(11)
Nach dem Tod des Vaters 1849 und des jüngeren Bruders Ludwig Joseph (1848–1850) zog die Familie nach Naumburg. Der spätere Justizrat Bernhard Dächsel wurde formal zum Vormund der Geschwister Friedrich und Elisabeth bestellt. Von 1850 bis 1856 lebte Nietzsche im „Naumburger Frauenhaushalt“, das heißt zusammen mit Mutter, Schwester, Großmutter, zwei unverheirateten Tanten väterlicherseits und dem Dienstmädchen. [Friedrich Nietzsche, Jugend (1844–1869), Wikipedia], Wikipedia-Absatz zur Aufrechterhaltung des zeitlichen Ablaufs von mir eingefügt]
[der Doktor] ... hatte ein gr. Pläsier an dem kräftigen Knaben, als er aber nach den Jahren noch nicht sprechen konnte, sagte ich so beiläufig einmal zu ihm ‚nur daß er noch nicht sprechen will‘, darauf sagte er ‚ja sie geben zu sehr auf seine Zeichen acht wie er seinem Willen ausdruck giebt‘ u. so that ich dies von da an nicht mehr." ... "Kurz die Biographie ist ‚Wahrheit u. Dichtung‘".(8) Die Schwester schildert ihn jedenfalls als "sehr leidenschaftlich, was er aber später nicht gern hörte, da er der Nietzsche’schen Familientradition gemäß sich früh zu beherrschen lernte."(9) Nun, diese "Selbstbeherrschung" fällt nicht vom Himmel; im Pfarrhaus gab es verschiedene "Beruhigungsmittel" für das leidenschaftliche, aber noch "sprachlose" Kind: Schrie es aus unbestimmten Gründen, wurde der Vater zum "Musikmachen" gebeten, und sogleich wurde "Fritzchen mäuschenstill, setzte sich aufrecht in seinem kleinen Wagen und verwandte kein Auge von dem Spielenden."(10)
- Schleichender Irrsinn (SPIEGEL, 11.07.1983)
- Nietzsches Krankheit: Genie und Wahnsinn (Deutsches Ärzteblatt, 11.06.2008)
- Berühmte psychisch kranke Persönlichkeiten (Kompetenznetz Schizophrenie, 16.04.2013)
- Genie, Irrsinn und Ruhm, Band 7 – Die Philosophen und Denker (Lange-Eichbaum, Kurth, gekürzt, f-nietzsche.de)
- Störung der Explikation (2. Wurzel) (aus Moldzio, Schizophrenie, eine philosophische Erkrankung?, S. 132, googlebooks)
- Wissen und Bewältigung – Grundkurs Psychose (Lampert, Psychiatrie-Dienste Süd, PDF-Version einer PowerPoint-Präsentation)
Nietzsches Kindheit 1/3: Die Bösen sind die Guten (Alice Miller) [10:25]
Veröffentlicht am 22.07.2015
Philosophin Claudia Simone Dorchain liest Alice Miller
Nietzsches Kindheit - wie lebte Friedrich Nietzsche, was waren seine prägenden Einflüsse? Psychoanalyse eines Genies - Lebenslinien und Werkvergleich
Philosophie konkret: Nietzsche und die Psychoanalyse - Hat Alice Miller Recht? [11:13]
Veröffentlicht am 24.07.2015
Philosophin Claudia Simone Dorchain über Alices Millers Versuch, Nietzsches Werk "Der Antichrist" in psychoanalytischer Manier aus prägenden Erlebnissen seiner frühen Kindheit abzuleiten.
Dorchain ist der Ansicht, dass die Psychoanalyse zu ehrgeizig und grundlos zu selbstgewiss ist im Verkünden vermeintlicher Herleitungen von Werkinhalten aus biographischen Lebenslinien. Nietzsches Werk sei keinesfalls auf frühkindliche Prägungen zurückzuführen im Sinn einer Erklärung desselben.
Nietzsches Hass auf Theologen und das Christentum im Allgemeinen sei mehr als eine zornige Reflektion seiner frühen Lebensbedingungen, sei auch ein Hass auf alles, was er als "Unnatur" empfindet. Seine Frage lautet: warum definiert sein Zeitalter, das späte 19. Jahrhundert, soviel Unnatur - Heuchelei, Doppelmoral, Verleugnung des Körpers, Prüderie - als guten Ton?
Als einen Urheber der gesellschaftlichen Heuchelei entlarve Nietzsche das Christentum, insbesondere in seiner asketisch-bigotten Form ausgelegt. Doch seine Religionskritik ginge weiter als Institutionenkritik, er verstünde sich als Zerstörer im Geiste eines aufgeklärten Humanismus - und zuletzt sei Nietzsche stets größer als seine Interpretatoren, insbesondere die psychoanalytischen.
mein Kommentar:
Hergottnochmal, was soll denn dieses überhöhende Geschwurbel: zuletzt sei Nietzsche stets größer als seine Interpetatoren? Wird das von irgendjemandem infrage gestellt?
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