Montag, 8. Dezember 2014

Lernforschung – Tipps, die das Lernen leichter machen

Vor dem Einschlafen lernen wir effektiver, Aufgeschriebenes behält man besser – heißt es. Stimmt das? Psychiater Manfred Spitzer erklärt, wie wir Dinge wirklich behalten.

Studieren heißt oft, komplizierte Dinge in den Kopf zu kriegen. Jeder hat da seine eigene Technik. Ein bisschen haben die Eltern dazu beigetragen, ein bisschen hat man selbst herausgefunden. Außerdem hört und liest man ja allerlei von Experten: Zum Beispiel, dass man am besten vor dem Einschlafen lernen soll. Oder dass Handgeschriebenes sich eher im Kopf festsetzt als Getipptes. Was stimmt davon?

Wir haben die gängigsten Lernstrategien gesammelt, und legen sie einem vor, der sich seit Jahren mit den komplizierten Abläufen in unserem Kopf beschäftigt: Dem Psychiater Manfred Spitzer, der das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm leitet.

mehr:
- Lernforschung – Tipps, die das Lernen leichter machen (Lydia Klöckner, ZEIT, 28.11.2014)
Zitate:
»Sport hat positive Effekte auf das Gehirn. Beim Ausdauersport wachsen zum Beispiel Nervenzellen im Hippocampus nach – dieser Zusammenhang wurde zumindest für Mäuse schon nachgewiesen . Zudem wird beim Sport vermehrt Tryptophan aus dem Blut ins Gehirn transportiert und dort in Serotonin umgewandelt. Serotonin ist ein Botenstoff, der unsere Stimmung heben und damit auch die Leistungsfähigkeit steigern kann.«

»Sport ist also einerseits gut für die Infrastruktur, die das Lernen ermöglicht. Andererseits kann Bewegung auch den Lerneffekt selbst steigern: Wer einen abstrakten Zusammenhang mit einer dazu passenden körperlichen Bewegung verknüpft, sorgt dafür, dass dieser sich im Gehirn besser festsetzt. Wenn man einem Kleinkind das Bild von einer Tasse zeigt, kann es sich hinterher schlechter an deren Form erinnern, als wenn es sie anfasst und ihre Konturen mit den Fingern nachvollzieht. Ebenso ist es bei Erwachsenen: Wir sollten beim Lernen unseren Körper einsetzen, um etwas zu begreifen und verinnerlichen zu können.«

»Man muss Kindern erst beibringen, dass sie länger für etwas arbeiten müssen, um ein Erfolgserlebnis zu haben […] Wenn das Kind das lernt, bilden sich zwischen dem Frontallappen – der zum Beispiel für längerfristige Planungen zuständig ist – und anderen Gehirnregionen Verknüpfungen. Diese Verknüpfungen sind die Basis für Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin.«

»Bei Menschen, die dieses Durchhaltevermögen nicht trainiert haben, sind die Verknüpfungen eher schwach ausgeprägt. […] Die Bergspitze werden sie niemals erreichen, weil ihnen das Klettern 200 Meter vorher zu stressig wird.«

»Wenn wir miteinander sprechen, senden und empfangen wir permanent Emotionen. Diese wirken wie ein Verstärker: Sie signalisieren dem Gehirn, dass etwas wichtig ist und gespeichert werden sollte.«

»Wenn man etwas aufschreibt, beschäftigt sich der Kopf intensiver damit, als wenn man es nur liest. Das gilt allerdings nur für die Handschrift: Wenn man sich etwas merken möchte, bringt Tippen weitaus weniger als Schreiben, das haben Studien gezeigt. Deshalb halte ich wenig von Powerpoint-Referaten: Wer mit Copy-and-paste Inhalte aus der Wikipedia in eine Powerpoint-Präsentation einfügt, hat diese Inhalte noch lange nicht im Kopf verarbeitet. Schüler oder Studenten lernen dabei also nichts.«


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