Samstag, 4. Oktober 2014

Wegschauen und weglesen

Wie lässt sich der tägliche Schrecken des Weltgeschehens ertragen? Kontext hat den Freiburger Psychoanalytiker Tilmann Moser gebeten, sich dazu Gedanken zu machen. Sein Ratschlag: Er dosiert die Informationen, um nicht daran zu ersticken. 
Wegschauen und weglesen: Goethe hat die Seelenruhe des Spießers auch in der damaligen Zeit von Kriegen und Katastrophen unnachahmlich im "Faust" in Worte gefasst: "Wenn hinten, weit, in der Türkei die Völker aufeinander schlagen ..." Das war die scheinbare Lösung, um sich damit abzufinden, wie geschützt sich viele Zeitgenossen fühlten in ihrer Bierruhe. Es kam noch hinzu, dass alle Nachrichten nur mit unterschiedlich großer Verzögerung in die Öffentlichkeit drangen, höchstens von fantasiereichen Zeichnungen oder Stichen untermalt. Das schonende Filter war also groß.
Heute stürzt uns alles von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute ins Haus, in vielen Fällen durch die aktuelle Fernsehberichterstattung vom Ort des Geschehens aus quasi zeitgleich, und wenn wir nicht sofort ausschalten, sind wir den Bildern ausgeliefert, auch wenn sie dadurch oft schon redaktionell "aufbereitet" erscheinen. Wer es nicht für sich selbst dosieren lernt, erliegt der Überschwemmung. 
Was dagegen tun?
mehr:
- Wegschauen und weglesen (Tilmann Moser, Kontext, 01.10.2014)

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