Donnerstag, 1. August 2013

Keine Abhängigkeit vom Staub




Zengetsu, ein chinesischer Meister der T’ang-Dynastie, schrieb folgenden Rat für seine Schüler auf:

In der Welt leben, aber nicht abhängig sein vom Staub der Welt, das ist der Weg eines wahren Zen­Schülers.
Wenn du Zeuge der guten Tat eines anderen bist, so ermuntere dich selbst, seinem Beispiel zu folgen. Wenn du von der schlechten Tat eines anderen hörst, so rate dir selbst, ihm nicht nachzueifern.
Selbst wenn du allein in einem dunkeln Raum bist, so verhalte dich nicht anders, als befändest du dich vor den Augen eines hohen Gastes. Drücke deine Gefühle aus, aber drücke nicht mehr aus, als deiner wahren Natur entspricht.
Armut ist dein Schatz. Tausche sie niemals gegen ein leichtes Leben ein.
Ein Mensch kann wie ein Dummkopf erscheinen, aber keiner sein. Vielleicht beschützt er nur sorgfäl­tig seine Weisheit.
Tugenden sind die Frucht der Selbstdisziplin und fallen nicht von selbst vom Himmel wie Regen oder Schnee.
Bescheidenheit ist die Grundlage aller Tugenden. Laß dich von deinen Nachbarn entdecken, bevor du dich ihnen selbst bekanntmachst.
Ein edles Herz drängt sich niemals vor. Seine Worte sind selten wie Edelsteine, nicht oft gezeigt und von großem Wert.
Für einen ernsthaften Schüler ist jeder Tag ein Glückstag. Die Zeit vergeht, aber er bleibt niemals hinter ihr zurück. Weder Ruhm noch Schande können ihn bewegen.
Tadle dich selbst, aber nie einen anderen. Diskutiere nicht über richtig oder falsch.
Manche Dinge werden, obwohl sie richtig sind, Generationen lang für falsch gehalten. Da der Wert der Rechtschaffenheit nach Jahrhunderten anerkannt werden mag, besteht keine Notwendigkeit, sich nach augenblicklicher Anerkennung zu sehnen.
Lebe mit Sinn und überlasse dem großen Gesetz des Universums die Ergebnisse. Verbringe jeden Tag in friedvoller Versenkung.

aus Paul Reps, Ohne Worte – ohne Schweigen
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