Samstag, 9. Juni 2012

Gesang von Meister Liēu Quán

Während der siebzig oder mehr Jahre, 
Die ich in dieser Welt gelebt habe, 
Sind Form und Leerheit immer dasselbe gewesen. 
Heute, nachdem alle Gelübde erfüllt sind, 
Kehre ich in mein Zuhause zurück. 
Quält euch nicht mit Fragen 
Über Schulen und Patriarchen.

Die große Weite der Wirklichkeit 
Ist der reine Ozean der wahren Natur. 
Die Quelle des Geistes 
Hat alles durchdrungen. 
Aus dem Boden der Tugend 
Entspringt die Tradition des Mitgefühls. 
Vinaya, Samadhi und Prajna – 
Die Natur und das Wirken der drei ist eins. 
Die Frucht der transzendenten Weisheit 
Kann im wunderbaren Zusammensein verwirklicht werden. Bewahrt die wunderbare Grundwahrheit und reicht sie weiter, Damit die wahre Lehre bekannt werde! 
Damit wahre Leerheit verwirklicht werden kann, 
Müssen Weisheit und Tun zusammen entstehen.

 Abschiedsgedicht von Liēu Quán (1670-1742), 
Buddha-Mönch und Zen-Meister aus Vietnam

Übersetzung Irene Knauf, in InterSein 11/1997

gefunden in 
M.B. Schiekel, Kleine Übersicht über Philosophie und Praxis einiger buddhistischer Schulen 


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