Sonntag, 12. Februar 2017

Harte Erziehung führt oft zu Schulversagen

Kinder extrem streng erziehen, damit sie sich anstrengen und im Leben Erfolg haben? Die Rechnung geht nicht auf, zeigt eine Studie. Demnach haben Anschreien und die Androhung von Strafen durchaus Folgen. Ein guter Bildungsabschluss aber gehört nicht dazu.
Eine besonders strenge Erziehung führt nicht zu besonders guten Leistungen - sondern vielfach sogar zu Schulversagen. Mit harter Hand erzogene Heranwachsende orientierten sich stärker an Freunden als an ihren Eltern, berichten Forscher im Fachmagazin "Child Development". Sie geben demnach eher an, Zeit mit Freunden zu verbringen, statt Hausaufgaben zu machen, oder Regeln zu brechen, um Freunde zu behalten. Als "harte Erziehung" galten bei der Analyse Anschreien, Schlagen und die Androhung von verbalen oder körperlichen Strafen.

Die Forscher um Rochelle Hentges von der Universität Pittsburgh hatten Daten von 1060 Teilnehmern der Langzeitstudie "Maryland Adolescent Development in Context" genutzt. Sie untersucht den Einfluss sozialer Bedingungen auf die akademische und psychosoziale Entwicklung Heranwachsender vom 12. bis 21. Lebensjahr. Erfasst wird, inwiefern die Heranwachsenden verbalen oder körperlichen Attacken ihrer Eltern ausgesetzt waren, zudem gibt es Fragen zur Interaktionen mit Gleichaltrigen, kriminellem Verhalten und Sexualität.

Abschließend wird der höchste erreichte Bildungsabschluss abgefragt. Die Forscher stellten fest, dass die Kinder, die in der 7. Klasse sehr streng und aggressiv erzogen wurden, zwei Jahre später Gleichaltrige und Freunde oft als wichtiger ansahen als etwa das Befolgen elterlicher Regeln. Dies wiederum führe zu einem riskanteren Verhalten in der 11. Klasse, schreiben die Wissenschaftler.

mehr:
- Beschimpfungen stören Entwicklung – Harte Erziehung führt oft zu Schulversagen (n-tv, 08.02.2017)

siehe auch:
- Eltern: Brüllen entfremdet die Kinder (Thomas Pony, Telepolis, 09.02.2017)

Mittwoch, 8. Februar 2017

»No choice«

Sixth-form colleges in England are being forced to send students undergoing a mental health crisis to A&E, it's claimed.

The Association of Colleges (AoC) blames a lack of specialist support in the community.

The survey of more than 100 colleges found that nearly three-quarters of colleges in England said they did this in 2015/2016. 


President of the AoC, Ian Ashman, says "it's not right".
more:
- Colleges 'no choice' but to send students to A&E for mental health care (BBCNewsbeat, 07.02.2017?)

Freitag, 3. Februar 2017

Eine Schematisierung der Vorgänge im Geist

Mentalisierung: Menschen können reflektierend einen „Binnenraum“ erleben, in dem sich Psychisches ereignet, und sie besitzen eine Sprache für diese Innenvorgänge.
Selbstreflexion: Menschen können sich bewusst machen, welche Gefühle, Bedürfnisse, Absichten, Gedanken in ihrem Inneren auftauchen und was diese Vorgänge mit ihrem psychischen Kern, ihrem Selbst zu tun haben.
Selbstbild: Menschen können ihr typisches Erleben und ihre charakteristischen Einstellungen und Handlungsbereitschaften als ein konstantes Bild ihrer Persönlichkeit erfahren.
Embodied Self: Menschen erleben sich zugleich als psychische Person und als körperlich lebendiges Wesen. Wenn sie von „Ich“ sprechen, sind immer psychische und körperliche Aspekte zugleich gemeint.
Identität: Menschen versuchen, die verschiedenen und zuweilen widersprüchlichen Seiten ihrer Person über die Zeit hinweg in ein kohärentes und konstantes Bild ihres Selbst zu integrieren. Dazu gehören neben den psychischen Merkmalen insbesondere auch die psychosexuellen und sozialen Aspekte der Person.
Konflikterleben: Menschen, die sich selbst gegenüber offen sind, registrieren innere Spannungen zwischen gegenläufigen Interessen, Triebregungen, sozialen Verpflichtungen und gesellschaftlichen Normen (was unter Umständen affektiv so spannungsreich ist, dass Teilaspekte aus dem bewussten Erleben verdrängt werden).
Zeiterleben: Menschen erleben ein Kontinuum von früher über heute nach zukünftig hin, wobei das Bewusstsein des Jetzt den eigentlichen Fixpunkt darstellt.
Erinnerung: Menschen können ihre bewusste Aufmerksamkeit auf zurückliegende Ereignisse richten und sich diese vor Augen führen, was allerdings mehr zu einer subjektiven Rekonstruktion als zu einer objektiven Erinnerung führt.
Antizipation: Menschen können den Fortgang von Entwicklungen „hochrechnen“ und sich selbst und andere in künftigen Situationen vorstellen.
Fantasie: Menschen können die Erinnerung an vergangene Situationen und die Vorstellung künftiger Ereignisse in der Fantasie durchspielen und subjektiv so ausgestalten, wie es ihnen beliebt.
Symbolisierungsfähigkeit: Menschen sind imstande, Erlebtes und Erdachtes in künstlerischen Zeichen zum Ausdruck zu bringen, die auch von anderen Menschen verstanden werden.
Sprachliche Ausdrucksfähigkeit: Sprache steht als emotional unterlegtes Mittel der Kommunikation zur Verfügung. Subjektiv Erlebtes, Wahrgenommenes oder Gewolltes kann in einer jeweils eigenen, persönlich gestalteten Sprache zum Ausdruck gebracht (aber auch durch die eigene Sprache verborgen) werden.
Wertorientierung: Menschen können das, was sie planen oder was sie tun, an individuellen und kollektiven Wertmaßstäben messen und sich ggf. daran ausrichten.
 (aus: Gerd Rudolf, Wie Menschen sind, Schattauer, 2015)
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Rezensionen:
- Was den Mensch zum Menschen macht (Buchkritik von Melinda Baranyai, Spektrum, 31.07.2015)
- Psychotherapeut Gerd Rudolf veröffentlicht neues Buch (Rhein-Neckar-Zeitung, 02.10.2015)
- Rezension (Anton Schlittmaier, SocialNet, 09.09.2015)