Montag, 28. Juli 2014

Jeder zehnte Vater entwickelt Depressionen

PAPAS BABY-BLUES 

Während Arzte und Hebammen die Psyche junger Mütter im Blick haben, leiden die Väter meist unbemerkt. Dabei äußern sich die "postpartalen Stimmungskrisen" bei ihnen ganz ähnlich wie bei bis zu 30 Prozent der Mütter: von trauriger Stimmung über Hoffnungslosigkeit, der Angst, dem Säugling, etwas anzutun, bis hin zur Psychose. Bei Vätern treten diese Symptome jedoch nur selten direkt nach der Geburt, sondern am häufigsten zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat des Babys auf. 

Ein Phänomen, das wenig erforscht ist, aber weitreichende Folgen hat: Nicht nur die Stabilität von Partnerschaft und Familie, auch die mentale Gesundheit des Nachwuchses kann langfristig davon beeinträchtigt werden. So kam eine Langzeitstudie der Universität Oxford bereits 2008 zu dem Schluss, dass vor allem die Söhne solch depressiver Väter schon im Kleinkindalter ein deutlich erhöhtes Risiko haben, psychische Erkkrankungen zu entwickeln. 

Die kanadische Psychologin Francine de Montigny hat nun in einer aktuellen Studie untersucht, weshalb fast jeder zehnte Vater diese Depressionen entwickelt. Auslöser ist vermutlich neben einem anstrengenden Kind und Eifersucht auf den Konkurrenten in der Familie auch die Angst, als Vater zu versagen. Bei Frauen spielen neben Stressfaktoren vor allem hormonelle Veränderungen eine Rolle
 GEO 03/2014, S. 147


siehe dazu auch
- Wochenbettdepression beim Mann (netpapa, 23.04.2014)
 

Freitag, 25. Juli 2014

„Gleiche Rechte für Jungen und Mädchen!“

Seit ein Kölner Gericht im Mai die religiös motivierte Knabenbeschneidung als strafbar eingestuft hat, diskutiert die ganze Republik. Die Politik hat bereits angekündigt, ein Gesetz für die Straffreiheit der Beschneidung zu verabschieden. Ein fataler Schnellschuss, meint Irmingard Schewe-Gerigk, Vorsitzende von Terre des Femmes

Frau Schewe-Gerigk, Sie sitzen einer Organisation vor, die für Menschenrechte von Frauen kämpft. Warum sprechen wir jetzt also über ein Urteil, das sich mit der Beschneidung von Jungen auseinandersetzt?
Seit 30 Jahren setzt sich Terre des Femmes für die Bekämpfung der Genitalverstümmelung von Frauen ein. Wir wussten, dass junge Männer beschnitten werden, aber auch bei uns ist dieser Eingriff verharmlost worden. Natürlich sind das zwei unterschiedliche Dinge, aber die Debatte ist ähnlich. Als ich 1995 das erste Mal zum Thema Genitalverstümmelung eine Anhörung im Deutschen Bundestag hatte, herrschte dort überhaupt kein Verständnis für dieses Thema. Mir wurde gesagt, das gebe es vielleicht irgendwo in Afrika, aber nicht bei uns. Ich solle mich nicht in fremde Kulturen und Religionen einmischen. So ähnlich ist es jetzt auch.

In der öffentlichen Diskussion in Deutschland ist selbst von Befürwortern der Knabenbeschneidung die religiös motivierte Beschneidung von Jungen von der Genitalverstümmelung von Mädchen sorgfältig unterschieden worden. Sie sehen dort aber einen Zusammenhang?
Bei bestimmten Formen gibt es Parallelen. Aber es ist etwas anderes, wenn einer Frau die Klitoris und die Schamlippen entfernt werden, sie zugenäht wird und ein Leben lang Schmerzen hat. Das kann man nicht mit der Vorhautbeschneidung von Jungen vergleichen. Aber die Frage, was man mit Kindern machen darf und was nicht, sehr wohl.

mehr:


Montag, 21. Juli 2014

Posttraumatische Belastungsstörung – Hirnschrittmacher und Behandlung übers Internet

Gefoltert. Erniedrigt. Sprachlos. (Telepolis, 15.07.2014)
Traumatisierte Gewalt- und Kriegsopfer aus arabischen Ländern finden psychologische Hilfe in Deutschland. Die Besonderheit: Ihre Therapeuten bekommen sie nie zu Gesicht. Die Therapie erfolgt anonym über das Internet. 
Die Therapeutin forderte ihn auf, das Erlebnis in allen Details zu schildern. Er konnte nicht. Die Therapeutin wartete. Und irgendwann antwortete er ihr. "Es war so schrecklich", schrieb der Mann, "dass ich keine Worte finde, um es zu beschreiben." 

Soldaten mit Hirnschrittmacher (Telepolis, 14.07.2014)
Warum das Pentagon die Entwicklung von Gedächtnis-Chips finanziert
Vergangenen Dienstag hat das US-Verteidigungsministerium eine Finanzspritze für zwei universitäre Forschungsabteilungen genehmigt, die Hirnimplantate gegen Gedächtnisstörungen entwickeln sollen. Offizielles Ziel ist die Behandlung von verletzten Soldaten aus den Kriegen im Irak und Afghanistan. Viele haben sich dort ein leichtes oder schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen. Die Langzeitfolgen sind Apathie, Leistungsminderung, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Gedächtnislücken.

Sonntag, 6. Juli 2014

Achtsamkeit ist unangenehm

Nur seinen eigenen Gedanken folgen zu müssen, strengt Menschen offenbar so stark an, dass sie sich lieber mit Elektroschocks die Zeit vertreiben 

Es ist die klassische Pose: Ein Mann, sitzend, leicht vornübergebeugt, das Kinn auf die rechte Hand gestützt. "Der Denker", vom französischen Bildhauer Auguste Rodin zwischen 1880 und 1882 aus Bronze gegossen, könnte für eine Eigenschaft stehen, die den Menschen über seine Welt erhebt: das Grübeln über die eigene Existenz. Wie realistisch diese Vorstellung ist, zeigt vielleicht schon die Tatsache, dass Rodin als Modell keinen Intellektuellen wählte, sondern einen im Rotlichtmilieu bekannten Ringer und Boxer.

mehr:
Elektroschocks statt Nachdenken (Matthias Gräbner, Telepolis, 03.07.2014)
In einem abschließenden Versuch hatten die mit ihren Gedanken allein gelassenen Probanden im Labor die Möglichkeit, sich während der fraglichen Zeit unangenehme Elektroschocks versetzen zu lassen. Tatsächlich wählte zwei Drittel der Studienteilnehmer diese Option innerhalb von 15 Minuten Denkzeit mindestens einmal. […]

Warum fällt es Menschen derart schwer, mit ihren Gedanken allein zu sein? Vielleicht, weil sie dabei auf ihre eigenen Unzulänglichkeiten gestoßen werden? Diese These konnten die Forscher durch eine Analyse der Probanden-Berichte widerlegen. […]

Die Forscher vermuten, dass aus diesem Grund Techniken wie Meditation so beliebt sind: Sie helfen dabei, beim Nichtstun die Gedanken in bestimmte Richtungen zu lenken.
mein Kommentar:
Solche Forscher lobe ich mir: eine solch außerordentlich hohe Kompetenz im verstehenden Durchdringen des Forschungsgegenstandes! Motto: Wir haben zwar keine Ahnung, aber wir vermuten mal drauf los!
Merke: Intelligenz schützt vor Dummheit nicht!


»Ein Intellektueller ist ein Mensch, dessen Geist sich selbst beobachtet.« (Albert Camus)



Man beachte auch die Kommentare: köstlich!

zuletzt aktualisiert am 04.02.2016