Freitag, 18. März 2011

Körper und Ich-Bewußtsein: Rubber Hand Illusion

In einem hochinteressanten Vortrag in Hannover berichtete Prof. Peter Henningsen vom Klinikum rechts der Isar in München von Versuchen über unsere Identitätsbildung. Er verwendet den Begriff »Embodied self«, um zu verdeutlichen, daß unser Ich zu einem großen Teil über die Identifikation mit unserem Körper »hergestellt« wird. In einigen kurzen Videos zeigte er, wie ein seesternähnlicher Roboter, der nur darauf programmiert ist, sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, erst einmal versucht seine Möglichkeiten zu eruieren. Die darauf folgenden Selbst-Bewegungs-Versuche sind für den Betrachter sehr beendruckend, erinnern sie doch an ein Baby-Lebewesen, das versucht, sich zu bewegen. Man wird dabei den Eindruck nicht los, daß es sich hierbei um ein Lebewesen handelt. Nachdem diesem Roboter ein großer Teil eines Armes entfernt wurde, macht er wieder eine Art Versuchsphase durch und bewegt sich dann »unter Mühen, aber brav« (so der Eindruck des Zuschauers) in die vorgegebene Richtung.

Starfish Self Modeling Robot {4:22}

Veröffentlicht am 17.08.2007

Das Video ist auf der Seite von Hod Lipson bei der Cornell University zu finden
Self Modeling Robotics: Movies and Pictures auf der Seite der Cornell University

Ein anderes Video zeigt eine Versuchsperson, die ihre beiden Unterarme vor sich auf einen Tisch legt, der linke Unterarm etwas nach links verrutscht und durch einen kleinen Paravent dem Blick der Versuchsperson entzogen. An die Stelle, an die bei symmetrischer Unterarmposition auf dem Tisch die linke Hand der Versuchsperson eigentlich liegen würde, wird eine Gummihand gelegt. Nun bestreicht ein Assistent beide linken Hände (also sowohl die reale linke Hand hinter dem Paravent wie auch die Gummihand) mit exakt den gleichen Pinselstrichen (also zum Beispiel einige Male den Zeigefinger, einige Male das Kleinfingerendglied, einige Male die Mittelhand quer). Die Versuchspersonen berichten danach irritiert, sie hätten, obwohl sie natürlich genau wußten, daß es sich um eine Gummihand handelte, diese mit der Zeit als zu sich gehörig empfunden. Wenn nun der Assistent sich der Gummihand mit einer Spritze näherte und die Versuchsperson den Eindruck bekam, im nächsten Moment würde der Assistent zustechen (in die Gummihand), konnte mittels der Kernspin-Tomographie ein erhöhtes Angstpotential nachgewiesen werden.

(Eine Quelle, auf die einige Apotheken-Seiten hingewiesen haben: When Right Feels Left: Referral of Touch and Ownership between the Hands – auf PlosOne)

Rubber hand illusion {2:20}

Veröffentlicht am 19.09.2007
Watch how you can trick your brain by stroking a fake rubber hand and your real hand at the same time. More: http://www.newscientist.com/channel/b...

Weitere youtube-Videos:
The Rubber Hand Illusion - Horizon: Is Seeing Believing? - BBC Two {3:12}

Veröffentlicht am 15.10.2010
http://www.bbc.co.uk/horizon

Horizon explores the strange and wonderful world of illusions - and reveals the tricks they play on our senses and why they fool us.

Rubber Hand illusion, take 1 {0:18}

Veröffentlicht am 30.04.2009
© Mehring Lab (https://www.neuro.uni-freiburg.de) at University of Freiburg, 2009. The video was directed and edited by Tobias Kauffmann and Dmitry Kobak. Everybody is welcome to use this video for any non-commercial purpose with proper attribution without asking us for permission.

The person in the green shirt thinks that rubber hand is his own left one, and is startled when rubber hand gets hit by a fork (though he knew that this hit was going to happen). "Brushing" was done for a couple of minutes before the hit.

Rubber Hand illusion, take 2 {0:15}

Veröffentlicht am 30.04.2009
© Mehring Lab (https://www.neuro.uni-freiburg.de) at University of Freiburg, 2009. The video was directed and edited by Tobias Kauffmann and Dmitry Kobak. Everybody is welcome to use this video for any non-commercial purpose with proper attribution without asking us for permission.

The person in the blue t-shirt thinks that rubber hand is his own left hand, and is strongly scared when rubber hand gets hit by a fork (this was completely unexpected for him). Note how he retracts his left arm, without even moving his right arm. "Brushing" was done for a couple of minutes before the hit.

Zurück zum selbstbewegenden Seestern-Roboter: Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß solche Roboter, die, um die zugewiesene Aufgabe lösen zu können, sich selbst und ihre Bewegungsmöglichkeiten zuerst einmal lernen müssen, ab einer bestimmten Komplexität der zu bewältigenden Teilschritte zwangsläufig eine Art von Bewußtsein bilden müssen. Das würde zur buddhistischen Grundannahme zurückführen, daß unsem Ich – wie die Tibeter es so schön ausdrücken – die konkrete Existenz fehlt. Unser Ich wäre in diesem Rahmen nichts anderes als das zwangsläufige Ergebnis eines sehr hohen Organisationsgrades.

Eine Geschichte zu diesem Thema schrieb schon Mitte der 60er Jahre der Physiker Frank Herbert unter dem Titel Ein Cyborg fällt aus (englischer Titel: Destination: Void). Ein Computer, der eine sehr komplizierte Aufgabe lösen soll, entwickelt Bewußtsein. Der letzte Satz im Buch (gesprochen vom Computer, der sich nun für Gott hält an die Besatzung) lautet, wenn ich mich recht erinnere: »Ihr könnt Euch überlegen, wie ihr mich anbeten wollt.«



Frank Herbert - Interview on TV {1:24}
Veröffentlicht am 13.11.2007
This is a TV interview that science-fiction author Frank Herbert gave during his last years. I don't know much more details on the actual date, and if anyone knows, please, tell me.

siehe auch die interessanten Pressemeldung »Existiert das Unbewußte?« des Klinikums rechts der Isar
(als Download)

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