Donnerstag, 1. Februar 2018

Buddhismus: geistige Faktoren, vier unermessliche Verweilzustände und transzendente Tugenden

Geistige Faktoren (Sanskrit: Caitasika; Pali: Cetasika; Tib-Wylie: Sems byung) werden im buddhistischen Abhidhamma erläutert. Sie sind Aspekte des Geistes, die die Qualität eines Objekts erfassen und die Fähigkeit besitzen, den Geist zu färben und zu verblenden. Der Haupt-Geist(Sanskrit: citta) bzw. das Primärbewusstsein ist wie ein Bildschirm in einem Kino, und die mentalen Faktoren sind wie die Bilder, die auf den Bildschirm projiziert werden.
Im Abhidhamma werden die mentalen Faktoren, Zustände, Ereignisse und die Begleiterscheinungen des Bewusstseins als Formationen (Sanskrit: saṅkhāra) gleichzeitig mit dem Geist (Sanskrit: Citta) in Verbindung gebracht. Aufgrund der Vielzahl der Schulen des Abhidhamma variieren die Faktoren etwas.
[
Caitasika, SpiritWiki, abgerufen am 01.02.2018]
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Brahmavihāra bedeutet „Die vier himmlischen Verweilzustände“ bzw. „Die vier Unermesslichen“ (tib. tshad-med bzhi, pali: appamaññā, skt.: apramana[1]).Der Hinduismus kennt bezüglich des Mitgefühls ähnliche Begriffe wie daya, karuna und anukampa, daneben auch karunya, ghrina, krip, und anukrosha. Daya wird im Padma - Purana und im Matsya-Purana erläutert. Im Mahabharata preist Indra Yudhishthira für sein anukrosha, d.h. sein Mitgefühl und seine Sympathie für alle Wesen. 
[Die vier Unermesslichen
SpiritWiki, abgerufen am 01.02.2018]
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„Mitgefühl und Liebe sind keine bloßen Luxusgüter. Als die Quelle von innerem und äußerem Frieden, sind sie grundlegend für das Überleben unserer Spezies.“ 
[XIV. Dalai Lama, zit. in 
Die vier Unermesslichen – Liebe, Mitgefühl, Mit-Freude und Gleichmut, ViewonBuddhism.org
Don't try to use what you learn from Buddhism to be a Buddhist; use it to be a better whatever-you-already-are. 
[XIV. Dalai Lama, zit. auf 
ViewonBuddhism.org, Startseite
Zu Brahmavihāra siehe auch:
- Die Göttlichen Verweilungen (Axel Rodeck, Der Mittlere Weg, Nr. 3, September-Dezember 2012, S. 20-22, PDF)
In dieser Ausgabe vom Mittleren Weg ebenfalls interessant:

[…] da ist eine gegenseitige Beeinflussung im Gange, die bei jedem Spuren hinterlässt. Sie schafft ein bestimmtes zwischenmenschliches Klima, das für unsere Zeit charakteristisch ist, und sie kann manipuliert werden.
Von dieser Möglichkeit machen Fernsehen, Presse und Rundfunk kräftig Gebrauch. So werden wir auf eine Weise konditioniert, die den Vorstellungen politischer und wirtschaftlicher Interessengruppen entspricht. Wer Macht und Einfluss besitzt, übt sie fast immer zum eigenen Nutzen auf Kosten anderer aus. Über den augenblicklichen Vorteil vergisst man den späteren Schaden für Alle und kaum jemand hat eine Vorstellung davon, wohin wir uns bewegen. […] 
Solange wir hierbei gedankenlos mitspielen, setzen wir auch eine Kettenreaktion des Schädlichen fort, die auch uns treffen wird. […] 
Wenn wir uns gedankenlos manipulieren und konditionieren lassen, werden wir in den Strudel des Unheilvollen mit hineingerissen. Wenn wir kritiklos nachplappern, was uns vorgeredet wird oder nachmachen, was uns vorgemacht wird, verleiten wir auch andere zum Falschen. […] 
Er weiß, dass es nicht in seiner Macht steht, den Lauf der Welt zu ändern, und darum versucht er es auch nicht. Er sieht aber eine Möglichkeit, so zu leben, dass er sich und anderen nicht mehr schadet. Wenn wir das wollen, müssen wir lernen, bewusster zu leben. Wenn wir uns gedankenlos manipulieren und konditionieren lassen, werden wir in den Strudel des Unheilvollen mit hineingerissen. Wenn wir kritiklos nachplappern, was uns vorgeredet wird oder nachmachen, was uns vorgemacht wird, verleiten wir auch andere zum Falschen.
Betrachten wir aber kritisch, was uns vorgeredet und vorexerziert wird, werden wir falschem Beispiel nicht mehr blindlings folgen. In der Buddhalehre finden wir alles, was wir für das Rechte brauchen: Wir müssen es nur kennen.
Das Wichtigste ist, die Wurzeln rechten und falschen Handelns zu erkennen, denn sie sind unsere Freunde oder Feinde, die uns aus unserem eigenen Geiste erwachsen. Die üblen Wurzeln sind Gier, Hass und Verblendung, und die guten Wurzeln Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Unverblendung. Sie zeigen sich als Selbstlosigkeit, Güte und Einsicht. […]
Keiner kann uns die Freiheit nehmen, bewusst zu leben […]. Wenn wir den Verlockungen durch die übertriebene Werbung widerstehen, schwindet die Gier; wenn wir auf Provokationen nicht mehr eingehen, schwindet der Hass, und wenn wir uns durch Fernsehen, Presse und Rundfunk oder durch den Einfluss unserer Mitmenschen nicht mehr irreführen lassen, schwindet die Verblendung. Die guten Wurzeln werden stärker, und nicht nur unser Handeln wird anders, sondern auch unser Wesen. […]
Fassen wir zusammen: Unser Geist ist Sender und Empfänger zu gleich. Was er aussendet, wirkt weltweit und ergreift Mensch, Tier und andere Wesen. Sie werden durch unsere Taten und Worte beeinflusst und reagieren dementsprechend. Doch auch wenn wir nichts sagen oder tun, wirken wir auf andere. Treten wir nur in einen Raum ein, wo sauertöpfige Menschen schweigend vor sich hingrübeln, und wir werden bald das Drückende dieser Atmosphäre empfinden, als ob uns der Schwaden in einer Waschküche auf die Luft schlüge. Üble Gedanken schaffen fortzeugend neue üble Gedanken, und bei guten Gedanken ist es umgekehrt. Gedanken bringen Taten und Worte hervor und schaffen so in der Welt gute und schlechte Verhältnisse.
Was in uns vorgeht, wirkt auf andere, und was in anderen vorgeht, wirkt auf uns. So geht es hin und her: Senden, empfangen, senden, empfangen. Fast möchte es scheinen, als ob alle Leben miteinander verbunden wären, selbst weit entfernte.
Wir müssen es verstehen, uns in diese Kreuz- und Querverbindung klarbewusst einzuschalten. Wir dürfen uns durch üble Einflüsse von außen nicht zu Falschem hinreißen lassen und dürfen selber nichts von uns geben, das andere zu Falschem veranlasst. Wachsamkeit über unsere fünf Sinne und unser Denken ist der Schlüssel zu rechtem Senden und Empfangen. So können wir die Kettenreaktion des Falschen unterbrechen, die von unseren geistig blinden Zeitgenossen ausgeht und eine andere Kettenreaktion in Gang bringen, die nur Gutes bringt. Der recht gerichtete Geist hat eine Macht, die ans Magische grenzt, und wir sollten diese Macht weise nutzen, zum Wohle aller Wesen zu wirken.
[Anagarika Kassapa, Das geistige Milieu unserer Zeit und wir, in: Buddhistische Monatsblätter, 1985 – XXXI 2, Buddhistische Gesellschaft Hamburg e.V., S. 39f., PDF]
 
zum Vergleich siehe den Text von Annette Meyhöfer in:
- Vor 155 Jahren: Sigmund Freud wird geboren (Post, 08.05.2011)

zu Anagarika Kassapa siehe:
- Berlin – Anagarika Kassapa (Geb. 1928) (Anne Jelena Schulte, Tagesspiegel, 14.09.2012)
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Pāramitā (skt. पारमिता, Pāramitā) sind im Buddhismus die sogenannten transzendenten Tugenden, die ans andere (para) Ufer (mita) der Weisheit, also zum Erwachen, führen. Man spricht, vor allem in der Mahayana Tradition, von sechs Pāramitā, manchmal, vor allem im Theravada, auch von zehn Pāramī. 
[Pāramitā
Wikipedia, abgerufen am 01.02.2018]
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siehe dazu auch:
Brahma (buddha-dhamma.de)
- Die sechs befreienden Handlungen (Diamantweg-Stiftung, undatiert)
- Yoga Sutra 1.33 Brahmaviharas – Einstellung gegenüber Anderen (VedantaYoga, undatiert)
- Die Himmlischen Verweilungen des frühen Buddhismus (Brahmaviharas) (Yudo J. Seggelke, Dona-Verlag – PDF)
- Brahmavihara (Marisa Nussbaumer, Yogasiram, undatiert – PDF)