Donnerstag, 10. Dezember 2015

Rosemarys Schicksal

Nicht einmal das FBI wusste, wo sie ist: Ein französischer Journalist hat sich auf die Suche gemacht - und das Leben der behinderten Schwester von John F. Kennedy minutiös rekonstruiert.
Es ist um die Mittagszeit an einem sonnigen Herbsttag 1975 in Chicago, als der Reporter Peter Nolan einen Hinweis erhält: Rosemary Kennedy wird vermisst. Die geistig behinderte Schwester des ermordeten Präsidenten JFK ist nach dem sonntäglichen Kirchgang verschwunden, ihre jüngere Schwester Eunice hat es soeben der Polizei gemeldet.

Nolan springt mit einem Kameramann aus dem Büro, in der Hoffnung ein paar Aufnahmen mit Seltenheitswert zu drehen, seit Jahrzehnten hat niemand mehr Rosemary gesehen. Fünf Stunden lang suchen die Polizei und der Reporter, jeder für sich, die Vermisste. Nolan wird sie als Erster entdecken: an der Ecke Monroe Street und Michigan Avenue, vor einem Schaufenster. Der Reporter hat kaum Zeit, Bilder zu machen, denn wenig später sind Polizisten zur Stelle und nehmen Rosemary mit.

Von seiner Begegnung mit Rosemary Kennedy hat Nolan dem französischen Journalisten Pierre Pratabuy erzählt. Fasziniert von der Geschichte hatte sich Pratabuy 2005, nach Rosemarys Tod, auf Spurensuche gemacht, Zeugen kontaktiert und Archive aufgesucht. Minutiös hat er das Leben der Kennedy-Schwester rekonstruiert und jetzt für die französische Kulturzeitschrift XXI aufgeschrieben - und dabei einige überraschende Details ans Licht gebracht.

mehr:
- Die verschwundene Kennedy-Schwester – Das Mädchen Rosemary (Jeanne Rubner, Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010)